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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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Antwort, die ich erhoffte. Sie sind ein wenig feige, Fräulein Horn. Außerdem ist mir dieses steife >Fräulein Horn< lästig. Ihr Rufname Gertraude ist sehr viel schöner und paßt auch gerade richtig hier nach Gleichen. Ich erzählte Ihnen neulich von den Eintragungen alter Gleichen-Geschlechter in der uralten Hausbibel. Schirin und Gertraude nannte die Chronik die Ahnfrauen -« Noch röter und verlegener wurde Gertraude und mühte sich, ihre Hand frei zu bekommen, aber er hielt sie fest, und ohne sie anzusehen, fuhr er fort: »Wie lange sind Sie nun in Gleichen?«
    »Ein Monat ist schon vorbei, Herr Professor.«
    »Sieh an, dann müßten wir uns doch wirklich schon klar darüber geworden sein, ob wir als Freunde und fleißig zusammen arbeiten werden.«
    »Was an mir liegt, soll geschehen, um dies zu erhalten, Herr Professor. Ich darf aber bemerken«, setzte sie lächelnd hinzu, »daß es etwas ungewöhnlich ist, wenn ein Chef schon so bald nach dem Engagementsantritt seiner Sekretärin unumwunden die volle Zufriedenheit ausdrückt.«
    »Ein braves Mädchen ist diese Gertraude, sie hält sich immer den Rücken frei und will nicht alles verstehen, was ihr bekanntgegeben wird. Da bliebe dem armen Professor nun nur noch eine Frage frei, die aber ehrlich beantwortet werden muß.«
    »Was dem armen Herrn Professor feierlich versprochen wird.«
    Noch immer hielt er ihre Hand und sah ihr dringlich in die Augen. »Spielt ein anderer - bitte, ich betonte ausdrücklich: ein anderer Mann in Ihrem Leben eine Rolle?«
    Noch röter zu werden war für Gertraude nicht möglich, also wurde sie blaß bei dieser Frage, aber sie hielt dem fragenden Blick tapfer stand, schüttelte den hübschen Kopf und sagte ein wenig leiser, als handele es sich um ein Geheimnis: »Außer meinem sehr von mir geliebten Bruder spielte bisher kein Mann irgendeine Rolle in meinem Leben.«
    »Zuerst meinen Dank für das wenn auch zögernd eingefügte Wörtchen >bisher<. Und dann, meine ich, sollten wir nach diesem schönen Ausflug in die private Sphäre heute nicht mehr an die Arbeit denken.« Er beugte seinen Kopf sehr schnell auf ihre Hand und küßte sie. Dann war ihre Hand frei, und er mühte sich, aufzustehen. Dabei blickte er nach seinen Stöcken, und übermütig, gar nicht wie der nicht mehr ganz junge Herr Professor, setzte er hinzu: »Und das mit diesem >Fräulein< muß ich mir durch den Kopf gehen lassen. Irgendwie müssen wir da einen Gleichklang mit dem >Herrn Professor< finden. Großzügig, wie ich als Chef bin, bewillige ich Ihnen jetzt Freizeit bis zum Abendbrot. Ich selbst lege mich noch ein bissel auf die Terrasse.«
    Ohne ihm zu antworten, ging sie hinter ihm her, sich beherrschend, ihm nicht zu helfen. Aber es war schon sehr viel besser geworden mit dem Gehen bei Achim. Er reichte ihr einen der Stöcke nach hinten, den sie sofort an sich nahm.
    »Wird er nicht mehr gebraucht?«
    »O nein, einer genügt, und darum bin ich schon sehr froh. Es muß bald ganz gut werden. Ich will wieder gesund sein und nicht der Sklave dieser Stöcke bleiben.«
     

IX
     
    Der Erfolg dieser bedeutsamen Unterhaltung war eine verträumte Nachdenklichkeit bei Gertraude, die alles erst durchdenken mußte und dann wohl mit Tante Schirin darüber reden würde.
    Achim aber ließ sich in einem der bequemen Liegestühle vom Abendsonnenschein noch freundlich durchwärmen, und natürlich hüpften ihm sofort Castor und Pollux sehr gewichtig auf den Magen, rollten sich rechts und links von ihm genüßlich zusammen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie erwünscht waren oder nicht. Lächelnd klatschte Achim ihnen auf die Hinterbacken.
    »Wenn ihr nur gut und gemütlich liegt, dann wären meine schlimmsten Sorgen erledigt.« Die Dackel fanden, er brauche keine Sorgen mehr zu haben, und so konnte er seinen Gedanken nachhängen. Er wiederholte sich die Worte der letzten Stunde und fand - ja, was fand er nun eigentlich? Also, er fand, daß er verliebt war - richtig herrlich, wundervoll und fröhlich verliebt - und plante auch durchaus nichts dagegen zu tun, denn der Zustand war einer der belebendsten, den er sich denken konnte.
    Verliebt in seine Sekretärin, verliebt in dieses brave, treffliche Fräulein Horn! Nun gut, nun schön. Man würde sehen, wie es weiter ging, denn allein verliebt zu sein war ja nun auch nicht der Idealzustand; dazu brauchte man einen Partner, der genauso verliebt war, was festzustellen nun also die Aufgabe der nächsten Zeit sein würde. Und diese

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