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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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Tiere nachforschen.«
    »Gestatten Fräulein Bergemann, meine alte Tante pflegte oft zu betonen: Tiere haben immer recht.«
    »Sicherlich ist Ihre alte Tante eine gescheite Frau, Kuno.« Mary mußte sich bemühen, nicht zu lachen über das verschmitzte Gesicht des Kammerdieners. »Ich denke, das wäre alles. Gute Nacht, Kuno. Ich gehe nachher mit Herrn Brunnig zusammen die Hunde ausführen, und Sie finden die Dackel später in der Halle.« Ein nettes Lächeln noch, dann aber stockte ihr Fuß, denn etwas in dem bewundernden leuchtenden Blick von ihres Bruders Kammerdiener machte sie verlegen. Sie runzelte beinahe ärgerlich die hübsche Stirn, und unsicher fügte sie nutzlos hinzu: »Nun ja, weiter wäre nichts.«
    Hätte sie nun aber den Blick gesehen, den Kuno hinter ihr herschickte, wäre sie noch verlegener und ärgerlicher geworden, denn solch ein Blick gehörte sich eben nicht für einen Kammerdiener.
    Im Herzen des Kammerdieners aber tobte gewaltige Unruhe, während er der reizenden Gestalt Marys nachschaute. Eine solche Unruhe gehörte sich ebenfalls nicht für einen Kammerdiener der Schwester seines Chefs gegenüber. Nun schön - als wenn das nicht ehrlicher Liebe völlig egal wäre, ob es sich gehörte oder nicht!
     
    Einige Tage waren vergangen, alles lief seinen wohlgeordneten Gang. Jeder ging seiner Beschäftigung nach, und jeder hegte Gedanken, die halt eben nicht ausgesprochen werden durften.
    Schirin, die sich bereit erklärt hatte, am Nachmittag im nahen Dorf kleine Besorgungen zu machen, kam eben von dort zurück. Kurz bevor sie das Gittertor zum Park mit dem altbekannten Griff öffnen wollte, sah sie zwei Männer näher kommen. Ängstlich war Schirin ja nun nicht - aber was wollten diese beiden Männer hier? Ein großer blonder und neben ihm ein kleinerer älterer, kränklicher Mann. Ein schöner Mensch war der Große, breit, gesund und von guter Haltung, mit leuchtenden Augen und hellem Haar. Nur war die linke Seite des schönen Gesichtes von einer feuerroten länglichen Narbe verunstaltet. Höflich machte dieser Mann jetzt eine kleine Verbeugung und fragte dann langsam, als müsse er sich die Worte überlegen: »Gehört dieses Anwesen einem Professor Bergemann?«
    »Bin kein Auskunftsbüro. Wenn Sie was wissen wollen, fragen Sie auf dem Gemeindeamt. Sonst noch was?«
    »Sie wissen nicht, ob dort im Schloß ein Fräulein Bergemann lebt?«
    »Nee, weiß ich nicht.« Schirin wurde ärgerlich und fand den schönen Mann gar nicht mehr schön, sondern recht unangenehm und zudringlich. Neugierde mochte sie nun schon gar nicht. Doch blieb sie noch unentschlossen stehen, denn der kleine Mann, der neben dem schönen Menschen stand, kam ihr merkwürdig bekannt vor. Aber gewiß irrte sie sich, es war wohl nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit einem anderen Mann. »Also, noch was zu fragen?« brummte sie unfreundlich.
    »Nur sonderbar, daß Sie nicht wissen, wer in dem Schloß wohnt, wenn Sie selbst da wohnen«, sagte leicht spöttisch der große blonde Mann, der dann, ohne eine Antwort abzuwarten, dem Kleineren auf die Schulter tippte und mit ihm weiterging.
    Perplex sah Schirin ihnen nach. Sie machte das Tor auf, warf es schnell hinter sich zu und sah noch, daß die Männer sie beobachtet hatten. »So ein Teufelskerl, so ein widerlicher! Was hat der hier herumzuschnüffeln?« Plötzlich blieb sie stehen, schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Teufelskerl? Wenn das nur nicht derselbe Kerl ist, von dem Gertraude neulich sprach! Einen schönen Luzifer nannte sie ihn. Auf der einen Seite schön, auf der anderen so böse, wie nur der Teufel aussehen könnte. Ob ich nun davon reden soll oder meine Klappe halten?«
    Die Entscheidung nahm ihr der neue Freund Michel Brunnig ab, der eben spaziergehlustig daherkam. »Nun, Frau Sörensen, mal wieder schlechte Laune?«
    »Haben Sie gute, wenn Ihnen der Teufel über die Füße lief?«
    »Wohl kaum. Aber sollte es hier in unserem Paradies einen Höllensohn geben, der Ihnen die Laune verdirbt?«
    »Mann, Ihnen werd' ich mal erzählen, was mir die Laune verdarb.« Beide setzten sich auf eine Bank am Gartenrand, und sie erzählte ihm von der Begegnung am Tor, und was ihr Gertraude vor Tagen berichtet hatte. »Nun sagen Sie mir, Brunnig, was will der Kerl hier mit seinen neugierigen Fragen?«
    Michel antwortete nicht gleich, schob sinnend seinen Rübezahlbart vor, nahm die Pfeife aus dem Mund, schüttelte den Kopf und knurrte undeutlich: »Das wäre ja grotesk! Zu

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