Kammerflimmern
prustete los und streckte seinem Kollegen die Hand hin.
Lenz funkelte ihn böse an, griff nach der Hand und fing selbst an zu lachen; zuerst leise und verschämt, dann laut und ungehalten. Nachdem er sich mit Hains Hilfe aus seiner unglücklichen Position befreit hatte, setzte er sich auf den Klodeckel.
»Ich dachte wirklich, dass sie da hängen würde«, erklärte er dem Kollegen die Situation. Der Oberkommissar wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und ließ sich auf dem Badewannenrand nieder.
»Auf den ersten Blick hätte ich wahrscheinlich das Gleiche gedacht, also sei nicht sauer, dass ich so losgegrölt hab. Aber du hast wirklich zu bescheuert ausgesehen bei deiner Flugeinlage.«
Der Hauptkommissar sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Schön, wenn ich dich gut unterhalten habe.«
Er stand auf und trat in den Flur.
»Jetzt sehen wir uns hier noch ein bisschen genauer um, dann verduften wir, bevor sie zurückkommt.«
Fünf Minuten später war beiden klar, dass Roswitha Krauss nicht in diese Wohnung zurückkehren würde. Alle Schränke, in die sie sahen, waren leer geräumt. Es gab nirgendwo einen persönlichen Gegenstand, der daran erinnerte, dass hier jemand gelebt hatte, mit Ausnahme des Bademantels. Hain sah aus dem Fenster auf die schneebedeckte Friedrich-Ebert-Straße.
»Überhasteter Auszug, würde ich sagen.«
»Stereoanlage, Flachbildfernseher, Kaffeemaschine, alles zurückgelassen. Scheint so, als hätte sie ihr Bündel gepackt und wäre abgehauen.«
»Oder abgeholt worden«, ergänzte Hain düster.
»Auch das kann sein, Thilo. Morgen sollten wir herausfinden, wer diese Wohnung überhaupt angemietet hat. Vielleicht gehört ihr der ganze Kram ja gar nicht. Und wir besorgen uns einen Durchsuchungsbeschluss, jagen die Spurensicherung durch und sehen, ob die was findet.«
Zurück im Büro, schaltete Lenz sein Mobiltelefon ein und hörte die Mailbox ab. Maria war die unpassende Anruferin eine Stunde zuvor gewesen und hatte hinterlassen, dass sie in den nächsten Stunden erreichbar sei und ›hochbrisante Informationen‹ für ihn hätte.
»Da bin ich aber gespannt, was du mir zu erzählen hast«, begann er das Telefonat, nachdem sie sich gemeldet hatte.
»Hallo, Paul. Das kannst du auch sein, aber ich erzähle dir erst davon, nachdem du mir eine wirklich romantische Liebeserklärung gemacht hast.«
Er lachte laut auf.
»Vergiss es! Ich zahle nie, bevor ich den Wert der Informationen kenne und ihn einschätzen kann.«
»Dann musst du eben auf die neuesten Nachrichten aus dem Büro des OB verzichten, die sich mit den Machenschaften und Geheimnissen bei der IHK beschäftigen.«
Lenz wurde neugierig.
»Du hast doch gar nichts herausgefunden und willst mich nur zu einer unüberlegten Liebeserklärung nötigen. Nein, Maria, nicht mit mir, immerhin bin ich Hauptkommissar und Leiter der Mordkommission.«
»Dann halt nicht«, sagte sie vergnügt und legte auf.
Lenz sah auf das Telefon und drückte die Taste der Wahlwiederholung.
»Ja, bitte«, meldete sie sich.
»Ich liebe dich«, nuschelte er kaum vernehmbar.
»Oje, das ist gar nicht romantisch. Versuch’s doch bitte noch mal.«
Er wiederholte den Satz, deutlicher und mit viel Schmelz in der Stimme.
»Romantisch habe ich mir zwar immer anders vorgestellt, aber von mir aus. Wenn du es nicht besser hinbringst, muss ich mich damit zufriedengeben.«
»Gut. Dann habe ich jetzt meine Vorleistung erbracht und erwarte einen adäquaten Gegenwert.«
»Goldberg wollte zur BBE wechseln.«
Lenz brauchte einen Moment, um zu verstehen, was sie meinte.
»Du meinst, er wollte für die BBE arbeiten?«
»Genau. Erich hat mir beim Frühstück verraten, dass Roll ihm vor etwa zwei Wochen erzählt hat, die IHK müsse sich einen neuen Justiziar suchen, weil Goldberg zur BBE wechseln würde.«
»Das war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt?«
»Nein, wo denkst du hin? Wenn ich ihn richtig verstanden habe, war das ein großes Geheimnis, weil die IHK es gar nicht gerne sieht, wenn Mitarbeiter zu Unternehmen wechseln, mit denen sie vorher schon im Rahmen ihrer Tätigkeit zu tun hatten.«
»Und das hatte Goldberg?«
»Ja.«
Lenz machte eine kurze Pause.
»Ich liebe dich mit Haut und Haaren und du bist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist.«
»Was war denn das jetzt?«, fragte Maria verstört.
»Das war hoffentlich die romantischste Liebeserklärung, die man dir je am Telefon gemacht hat.«
Sie lachte.
»Weil
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