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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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meine Informationen so brisant sind, oder?«
    »Nein, weil es so ist.«
    »Schön«, antwortete sie leise.
    »Du darfst niemandem sagen, dass du es von mir hast, sonst macht Erich sich bestimmt seine ganz speziellen Gedanken dazu. Ich glaube zwar nicht, dass er als Einziger davon wusste, aber sei bitte vorsichtig.«
    »Versprochen«, beruhigte er sie.
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, legte er die Beine auf die Schreibtischkante, senkte die Lehne des Stuhles und dachte intensiv an eine Zigarette. Dieser Zustand der verebbenden Abhängigkeit wurde von Hain empfindlich gestört, der mit zwei Phantombildern in der Hand und mit Wut im Gesicht ins Zimmer gestürmt kam.
    »Das ist nicht zu glauben«, schimpfte er los. »Die Bilder sind schon seit gestern Abend fertig, aber keiner hat es für nötig befunden, sie hochzuschicken. Wenn ich nicht das ganze Computersystem auf den Kopf gestellt hätte, wüssten wir wahrscheinlich in vier Wochen noch nichts davon.«
    Lenz nahm die Beine vom Schreibtisch und griff nach den Bildern.
    »Schon gut, Thilo, es hat ja geklappt«, beruhigte er seinen Kollegen.
    Die beiden Porträts sahen unwirklich aus, wie alle Phantombilder. Sie zeigten einen pausbäckigen und einen hageren Mann, beide etwa 40 Jahre alt.
    »Unser System kennt sie nicht«, erklärte Hain, »immerhin das haben die Kollegen schon geprüft.«
    Lenz las, was Carola Patzke noch zu den beiden eingefallen war.
    Der Hagere soll etwa 1,95 m groß sein, der Pummelige 1,60 m. Beide waren gut gekleidet und sprachen mit russischem Akzent. Das war alles.
    Nicht viel, dachte Lenz, aber immerhin gibt es die Bilder.
    »Läuft die Fahndung schon?«
    »Ich wollte dir die Kerle erst zeigen. Wenn du sie nicht kennst, geht die Fahndung raus.«
    Lenz sah ihn erstaunt an.
    »Raus damit, Junge. Ich kenne die beiden ganz bestimmt nicht.«

15
    14 Stunden später, um halb neun am Montag, saß Lenz mit Ludger Brandt, Thilo Hain und sieben Kollegen in einem Besprechungsraum des Polizeipräsidiums zur ersten Sitzung der Sonderkommission ›Reinhardswald‹. Er informierte seine Kollegen im Detail über die bisherigen Ereignisse und Ermittlungsergebnisse und verteilte die zu erledigenden Aufgaben. Nach einer halben Stunde löste sich die Runde auf. Lenz hatte schon um halb acht den Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung von Roswitha Krauss beantragt und hielt ihn nun in der Hand.
    »Ich will lieber gar nicht wissen, wie ihr gestern in die Wohnung der Frau gekommen seid«, sagte Brandt ernst und fixierte Hain dabei durchdringend. Der zuckte mit den Schultern.
    »Die Tür war nur angelehnt. Weil wir uns um die Frau gesorgt haben, sind wir rein und haben uns umgesehen.«
    Lenz nickte.
    »Genau so war’s, Ludger.«
    Der Kriminalrat sah vom einen zum anderen.
    »Ihr verarscht mich. Ich weiß es, ihr wisst es, lassen wir es damit gut sein. Ich will nämlich gar nicht erst darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn euch dort jemand erwischt hätte.«
     
    Die Wohnung präsentierte sich so, wie Lenz und Hain sie am Vortag verlassen hatten. Heini Kostkamp und seine Männer stiegen in ihre weißen Tyvekoveralls und machten sich an die Arbeit.
    »Und ihr beiden verduftet besser, bevor ihr noch mehr Spuren verwischt oder legt«, forderte Kostkamp die beiden Kommissare auf.
    »Ist gut, Heini, wir sind schon weg.«
    Im Treppenhaus begegnete ihnen der junge Mann, der ein paar Nächte zuvor den Hinweis zur Wohnung von Roswitha Krauss gegeben hatte.
    »Scheißbullen«, murmelte er, als er auf dem nächsten Treppenabsatz angekommen war. Hain spannte den Körper und wollte hinter ihm her, aber Lenz kniff die Augen zusammen.
    »Lass ihn, wir haben Wichtigeres zu tun.«
     
    Das Firmengelände der BBE im Stadtteil Niederzwehren drückte vor allem eines aus: Geld.
    Die Aluminiumfassade des vierstöckigen Hauses glänzte in der Wintersonne und ließ das Gebäude um einiges größer erscheinen, als es tatsächlich war. Über dem verglasten Eingangsbereich hing eine riesige Werbetafel mit dem blau-roten Logo der BBE.
    Hain parkte das kleine Cabriolet zwischen einer ganzen Armada von Luxuslimousinen und Sportwagen.
    »Beeindruckend. Hier stehen zwei Millionen auf Rädern rum. Fragt sich, wem der ganze Kram wirklich gehört.«
    Lenz stieg aus und zuckte mit den Schultern.
    »Mir fällt gerade mal wieder auf, dass ich noch nie ein Autofreak war, aber diese Ansammlung macht schon was her, das muss ich zugeben.«
    Sie überquerten den Hof und steuerten auf den Eingang

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