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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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zu. Jeder ihrer Schritte wurde von mehreren beweglichen Kameras verfolgt.
    Hinter den lautlos aufschwingenden Glastüren wurden sie von zwei in blaue Kostüme gehüllte Schönheiten mit einem Lächeln in Empfang genommen, die rechts und links neben einem Edelstahltresen saßen.
    »Guten Tag«, wünschte die Linke mit einem gewinnenden Augenaufschlag. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Hauptkommissar Lenz, Kriminalpolizei Kassel, das ist mein Kollege Thilo Hain. Wir hätten gerne Herrn Blochin gesprochen.«
    Sie stand auf, kam auf die Beamten zu und drückte beiden die Hand.
    »Wesna Hollerbach, sehr angenehm. Ich bin die stellvertretende Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Haben Sie einen Termin?«
    Lenz verzog kaum merklich das Gesicht.
    »Nein, haben wir nicht. Aber es ist wichtig. Ist Herr Blochin im Haus?«
    Wesna Hollerbach legte die Stirn in Falten und machte dabei ein unglückliches Gesicht.
    »Im Haus ist er, ja. Leider ist seine Terminsituation heute sehr angespannt.«
    Sie machte die Andeutung einer entschuldigenden Geste.
    »Überaus angespannt.«
    »Könnten Sie ihn kurz anrufen und bitten, sich eine Viertelstunde Zeit für uns zu nehmen? Wir würden auch einen Moment warten, kein Problem.«
    »Wie ich schon sagte, heute ist leider keine Minute frei in Herrn Blochins Terminkalender. Nächste Woche sieht es allerdings wieder sehr viel besser aus. Entspannter. Worum geht es eigentlich?«
    Lenz senkte den Blick und sah sich die langen Beine der Frau an. Seine Augen suchten den Kontakt zu ihren Augen, fanden ihn und blieben darauf geheftet.
    »Melden Sie uns bitte an. Sollte es Schwierigkeiten geben, sind wir in einer Stunde mit einer Vorladung zurück, dann wird Herr Blochin mit uns sprechen müssen. Und Ihnen als …« Er machte eine kurze, süffisante Pause, bevor er weitersprach, »stellvertretender Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit muss ich sicher nicht erklären, dass so etwas erstaunlich häufig den Weg in die Medien findet, und das wollen vermutlich weder Sie noch wir, oder?«
    Die Frau zog die Augenbrauen hoch, atmete tief ein, presste die Lippen zusammen und setzte sich in Bewegung.
    »Bitte warten Sie hier. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
    Damit trat sie in die offen stehende Fahrstuhltür rechts an der Wand und drückte hektisch einen Knopf. Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, drehte Lenz den Kopf und sah sich in der großzügig dimensionierten Halle um. Auch hier waren nur edelste Materialien verarbeitet. Der Boden war mit sündhaft teurem Jatobaparkett ausgelegt, an den Wänden war, ebenso wie am Tresen der beiden Damen, gebürsteter Edelstahl verwendet worden. Dezent angebrachte Leuchten verbreiteten ein angenehmes Licht.
    In einer Ecke entdeckte Hain eine lebensgroße, ausgestopfte Giraffe. Er ging darauf zu und verdrehte die Augen.
    »Die stand auf der ›Documenta‹«, flüsterte er seinem Chef zu, als der sich neben ihn stellte.
    »Das Ding?«
    Hain nickte.
    »Das Ding, wie du es nennst, war eine der Attraktionen.«
    Er dachte kurz nach.
    »Na ja, so viele Attraktionen gab es eigentlich nicht. Aber ich frage mich, wie es hierher kommt.«
    »Frag doch den Herrn Blochin«, raunte Lenz, weil sich in diesem Moment die Fahrstuhltür öffnete und Frau Hollerbach auf sie zukam. Der gereizte Gesichtsausdruck, mit dem sie die beiden in der Halle zurückgelassen hatte, war komplett verschwunden.
    »Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass Herr Blochin es einrichten kann, Sie zu empfangen, meine Herren. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Lenz folgte Hain und der Frau mit feuchten Handflächen, drängte sich vor den beiden in die kleine Liftkabine und sah zur verspiegelten Wand. Wesna Hollerbach trat neben ihn, sah ihn lächelnd an und drückte den Knopf für die vierte Etage.
    »Angst in Fahrstühlen ist ein weitverbreitetes, aber sehr gut therapierbares Phänomen, Herr Hauptkommissar.«
    Lenz betrachtete weiterhin sein Konterfei im Spiegel und schwieg. Nach einer für den Kommissar erfreulich kurzen Zeit stoppte der Lift, und die Türen öffneten sich.
    Die Frau ging nach links und machte eine einladende Bewegung, ihr zu folgen. Vorbei an einem Großraumbüro, in dem Dutzende von Menschen mit Headsets saßen und telefonierten, kamen sie am Ende des Korridors zu einer Tür, vor der Frau Hollerbach stehen blieb, ihren Rock glatt strich und anklopfte. Lenz war für einen Moment verwirrt, weil irgendetwas mit der Tür nicht zu stimmen schien, dann fiel ihm auf,

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