Kammerflimmern
ich auf dem pinkfarbenen Feuerzeug gefunden hab, das irgendjemand bei Goldbergs Leiche im Reinhardswald liegen gelassen hat.«
»Das gibt’s doch gar nicht. Wie hast du denn die Übereinstimmung in dieser kurzen Zeit herausgefunden?«
»Zufall. Weil die Fläche am Finger irgendwann mal durch einen ziemlich deftigen, tiefen Schnitt mit dazugehöriger Vernarbung verletzt wurde, ist es ein ziemlich auffälliger Abdruck. Ich wusste sofort, dass es der gleiche ist, habe mir jedoch zur Sicherheit noch mal den anderen auf meinen PDA spielen lassen. Die Sache ist eindeutig: Der Kerl, der das Feuerzeug im Wald gelassen hat, war auch hier in der Wohnung.«
Lenz kratzte sich am Kinn.
»Irgendwelche Hinweise auf die Frau?«
»Bis jetzt nicht, aber wir sind noch am Arbeiten.«
»Sollen Thilo und ich vorbeikommen?«
»Wozu? Wollt ihr beiden mir den Pinsel halten.«
»War ja nur so eine Idee, Heini. Wir sehen uns dann im Präsidium. Und danke für deinen Anruf.«
Der Kommissar steckte das Telefon zurück und sah zu Hain, dessen Kopf sich in gespannter Erwartung zwischen ihm und der Straße hin und her bewegte.
»Nun sag schon, was gibt’s?«
»Heini hat in der Wohnung den gleichen Fingerabdruck gefunden wie auf dem Feuerzeug im Reinhardswald.«
Hain glotzte einen Sekundenbruchteil zu lang seinen Chef an und hätte um ein Haar einen Lieferwagen gerammt, dessen Fahrer an einer Ampel bremsen musste. Beide Polizisten saßen für einen Moment mit durchgestreckten Beinen und weit aufgerissenen Augen im Auto.
»Das ist ja ein Ding! Dann wissen wir jetzt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder von Patzke und Goldberg in der Wohnung gewesen ist. Aber wie passt die Frau in die Geschichte?«
»Ich habe keine Ahnung. Und ich frage mich darüber hinaus, ob sie die Bude wirklich freiwillig geräumt hat.«
»Richtig. Vielleicht sollten wir sie einfach zur Fahndung ausschreiben, dann haben wir die beste Chance, sie so schnell wie möglich vernehmen zu können.«
»Mach ich«, antwortete Lenz, zog sein Telefon aus der Jacke und beauftragte einen Kollegen im Präsidium, die Frau als dringende Zeugin in einem Mordfall auf die Fahndungsliste zu setzen.
»Und wir fahren jetzt zu Frommerts Frau und sehen, ob sie uns etwas über die Arbeit ihres Mannes und vielleicht darüber hinaus etwas erzählen kann.«
Hain fuhr aus Niederzwehren in Richtung Autobahn, als Lenz’ Telefon erneut klingelte.
»Jetzt geht mir das langsam auf die Nüsse«, fluchte er, griff trotzdem in die Jacke und nahm das Gerät heraus.
»Ja, Lenz.«
»Herr Lenz, guten Tag. Hier ist Zeislinger.«
Lenz wollte schon ›ich kenne keinen Zeislinger‹ antworten, als ihm klar wurde, wer da am anderen Ende der Leitung sprach.
»Herr Oberbürgermeister?«
»Ja, ganz richtig, Herr Lenz, hier ist Oberbürgermeister Zeislinger.«
Dem Hauptkommissar verschlug es für einen kurzen Moment die Sprache, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Schön, Herr Zeislinger, was kann ich denn für Sie tun?«
»Ich will gar nicht groß Ihre Zeit in Anspruch nehmen, Herr Lenz, nicht, aber ich bin gerade von einem sehr honorigen Bürger unserer Stadt angerufen worden, der sich bitter über Sie beschwert hat. Ich meine Herrn Blochin, Boris Blochin.«
Lenz nahm das Telefon vom Ohr und sah das Gerät und danach Hain kopfschüttelnd an. Dann hörte er wieder die Stimme des OB.
»Herr Lenz?«
»Ich vermute, ich war in einem Funkloch, Herr Zeislinger. Jetzt scheint die Verbindung wieder besser zu werden. Können Sie bitte wiederholen, was Sie gesagt haben?«
Zeislinger räusperte sich.
»Nun ja, eigentlich geht mich die Sache ja nichts an, und Sie haben sicher Ihre Gründe, so mit Herrn Blochin umzuspringen, aber ich möchte darauf hinweisen, dass er in dieser Stadt zu den größten Arbeitgebern zählt, nicht, und in den letzten Jahren viele Hundert Arbeitsplätze geschaffen hat.«
Lenz sah Hain an, der sein Lachen kaum unterdrücken konnte.
»Das bestreitet doch niemand, Herr Oberbürgermeister. Worüber hat er sich denn genau beschwert?«
»Er sagte, Sie hätten ihn mit völlig haltlosen Vorwürfen überzogen, nicht. Und zum Schluss seien sie unflätig geworden und wären auch vor ausländerfeindlichen und diffamierenden Äußerungen nicht zurückgeschreckt.«
Lenz bemerkte, wie ihm die Wut über den Brustkorb und den Hals ins Gesicht stieg.
»Das ist völliger Quatsch, Herr Zeislinger. Mein Kollege neben mir kann bezeugen, dass
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