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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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bloß keinen Scheiß, Thilo, sonst …«, weiter kam er nicht, denn der Oberkommissar war schon ausgestiegen und auf dem Weg zum Eingang.
    »Wir müssen noch einmal zu Herrn Blochin!«, rief Hain der verdutzt dreinblickenden stellvertretenden Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zu und steuerte, ohne eine Antwort abzuwarten, das Treppenhaus an.
    Wesna Hollerbach sprang von ihrem Stuhl auf, rief ihrer Kollegin ein kurzes ›ruf oben an!‹ zu und hetzte dann mit kurzen Schritten und begleitet vom lauten Stakkato ihrer Absätze hinter den beiden Polizisten her. Noch bevor sie die erste Stufe erreicht hatten, baute sie sich vor Hain auf.
    »Herr Blochin hat einen ganz wichtigen Termin und kann Sie jetzt unter gar keinen Umständen empfangen, meine Herren!«, rief sie schwer atmend und mit hoher Stimme.
    Hain ging um sie herum und betrat, zwei Stufen auf einmal nehmend, ohne zu antworten, die Treppe. Lenz hatte große Mühe, seinem Tempo zu folgen, Frau Hollerbach allerdings noch größere, da sie auf der Außenbahn einen weiteren Weg gehen musste und gleichzeitig auf die Polizisten einredete.
    »Das geht jetzt wirklich nicht, meine Herren. So warten …«
    Sie knickte um und verlor leicht den Anschluss.
    »Bitte bleiben Sie stehen, sonst muss ich die Polizei rufen.«
    Dann allerdings hielt sie inne, offenbar selbst überrascht von der Absurdität ihrer Drohung. Hain ließ sich nicht beirren und ging mit Lenz im Schlepptau einfach weiter. Die stellvertretende Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit gab nun offensichtlich auf, denn von hinten hörten die Polizisten, wie sich ihre Schritte entfernten.
    Sie waren in der obersten Etage angekommen. Kurz vor der Tür zu Blochins Büro blieb Hain stehen und sah den keuchenden Lenz an.
    »Telefon?«, fragte er knapp.
    Lenz hielt das Gerät hoch und nickte.
    »Also los«, nuschelte der Oberkommissar kaum vernehmbar und zog dabei sein eigenes Mobiltelefon aus der Tasche.
    In diesem Moment öffnete sich leise die Tür und gab den Blick frei auf Blochin, der noch immer oder schon wieder hinter dem Schreibtisch saß und grinste. Hain grinste zurück.
    »Wir haben was vergessen, Herr Blochin.«
    Lenz, der dicht hinter seinem Kollegen durch die Tür gekommen war, sah die beiden breitschultrigen Männer zuerst. Sie standen mit vor den Genitalien ineinander gelegten Händen rechts und links neben der Tür, trugen schwarze Anzüge und Sonnenbrillen und sahen aus wie Karikaturen von Schlägern. Gleichzeitig vermittelte ihr Auftreten jedoch, dass mit ihnen bestimmt nicht zu spaßen war.
    Hain drehte sich um und sah die beiden kurz an, ließ sich aber keinerlei Verunsicherung anmerken.
    »Netter Bluff, die Geschichte mit dem Bürgermeister«, sagte er und stützte sich mit beiden Händen auf die Schreibtischkante.
    Blochin wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch der Oberkommissar schnitt ihm das Wort ab.
    »Lassen Sie diesen Blödsinn, Herr Blochin, sonst belangen wir Sie wegen übler Nachrede. Und was die vier Mitarbeiter angeht, die Sie ins Spiel gebracht haben, das erfüllt ohne Bedenken den Straftatbestand der Aufforderung zu einer Straftat.«
    Blochin grinste noch immer.
    »Ich habe vier Zeugen, die alles gehört haben«, entgegnete der Russe selbstbewusst, »und was haben Sie?«
    Nun fing Hain an zu lachen und hob die Hand mit seinem Mobiltelefon darin.
    »Eine Bandaufzeichnung. Weil ich nie zu einem Versicherungsvertreter gehen würde, ohne die Diktiergerätfunktion meines Telefons gestartet zu haben. Ist nun mal eine verrufene Branche, in der Sie arbeiten, Herr Blochin.«
    Blochins Gesicht erstarrte zu einer verzerrten Grimasse.
    »Sie erzählen Märchen, Herr Polizist. Sie haben gar nichts.«
    Hain steckte das Gerät mit einem provozierenden Augenaufschlag in die Jacke und beugte sich ein weiteres Stück nach unten. Trotzdem war sein Gesicht noch mehr als einen Meter von dem des Russen entfernt.
    »Ich freue mich auf den Moment, in dem ich Ihnen das Gegenteil beweisen kann. Am besten rufen Sie gleich noch einmal den Bürgermeister an und erklären ihm, dass alles ein großes, bedauernswertes Missverständnis gewesen ist. Guten Tag, Herr Blochin.«
    Damit richtete er sich auf, drehte sich um und nickte Lenz zu. Der Hauptkommissar war mit zwei Schritten aus der Tür, Hain folgte ihm. Auf dem Flur stand etwa ein Dutzend Menschen, die alle gebannt in ihre Richtung starrten, aber niemand sagte etwas. In der Halle nickte Hain der stellvertretenden Leiterin der Abteilung

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