Kammerflimmern
untersuchen.«
»Das glaube ich jetzt nicht«, zischte Lenz, als sie die Tür zu Rolls Büro hinter sich geschlossen hatten. »Wir lassen in der ganzen Republik nach der Karre fahnden und sie steht gegenüber auf dem Hof.«
»Nun halt mal die Bälle flach, Paul. Wir haben uns beide nicht vernünftig um den Wagen gekümmert. Schieb jetzt nicht mir die Schuld dafür in die Schuhe.«
»Ich hab dir gesagt, du sollst dich um das Auto kümmern. Ich hab nicht gesagt, dass du es an eine Praktikantin weitergeben sollst, die danach suchen lässt. Das war schlechte Arbeit Thilo, ganz schlechte Arbeit.«
Ein leises Klingeln signalisierte in diesem Moment die Ankunft des Fahrstuhls. Die Türen öffneten sich, und Heini Kostkamp und Martin Hansmann kamen auf sie zu.
»Ich hatte mich eigentlich darauf eingestellt, dass ich mir bis Weihnachten gemütlich die Eier schaukeln kann, weil die zweite Dezemberhälfte bei uns, historisch gesehen, immer die Zeit mit der wenigsten Arbeit ist, Paul. Scheinbar hast du da was gegen.«
Lenz drehte sich um und ging wortlos auf Frommerts Bürotür zu.
»Hoho, dicke Luft bei den Herren von der Gewaltabteilung«, erkannte Kostkamp richtig und trottete hinter Lenz her, als sich Rolls Tür öffnete und er auf den Flur trat.
»Unsere Frau Kratz hat mich darüber informiert, dass Sie sich das Büro von Herrn Frommert ansehen möchten, meine Herren. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich zugegen bin, während Sie das tun.«
Kostkamp drehte sich um und bedachte den Geschäftsführer mit einem tödlichen Blick.
»Besser nicht«, erwiderte er emotionslos.
20 Minuten später waren sie sicher, dass Frommerts Büro nicht verwanzt war. Die Detektoren hatten keinen Hinweis auf Abhörgeräte geliefert, trotzdem hatten sie das komplette Büro auf den Kopf gestellt. Ohne Ergebnis.
»Hier sieht es genauso aus wie drüben bei dem andern«, stellte Kostkamp ernüchtert fest.
»Alles aufs Feinste gewienert und frei gemacht von Spuren.« Er sah in einen Aktenordner und rümpfte die Nase.
»Selbst die Tarnakten sind die gleichen. Wir nehmen zwar den ganzen Krempel wieder mit, aber ich halte das für ausgemachten Schwachsinn.«
»Nichts gefunden zu haben, heißt nicht, dass der Raum vorher wanzenfrei war«, gab Lenz zu bedenken.
»Vielleicht sind die Dinger einfach in den letzten Tagen ausgebaut worden.«
»Das kann durchaus sein, mein Freund«, stimmte Kostkamp mit einem Schulterzucken zu, »aber ich bezweifle, dass wir dann jemals etwas davon erfahren werden.«
»Wir hätten noch eine andere dringende Sache für euch«, eröffnete Hain den Kollegen der Spurensicherung kleinlaut und erzählte ihnen von Goldbergs Mercedes.
»Und der stand die ganze Woche da hinten?«, fragte Kostkamp süffisant.
Lenz und Hain tauschten einen vielsagenden Blick aus.
Der Hauptkommissar zog die Schultern hoch.
»Das ist nicht so gelaufen, wie wir es uns gedacht haben, Heini. Geht einfach mal dran und seht, ob ihr irgendwas findet. O. K.?«
»Machen wir, Paul. Kalte Füße sind für uns nämlich kein Gräuel, sondern eine Herausforderung.«
20
Hain drehte eine Gabel mit Spaghetti und steckte sie in den Mund.
»Bist du noch sauer?«
»Vergiss es. Aber so was darf einfach nicht passieren. Wir können froh sein, dass uns kein Vorgesetzter auf der Pelle hängt und deswegen Ärger macht.«
»Einer der Vorteile, wenn man Leiter eines Kommissariats ist«, setzte Hain den Gedanken fort, »speziell des Kommissariats für Tötungsdelikte.«
Lenz goss Wasser nach, legte die Stirn in Falten und wischte sich mit der Serviette über den Mund.
»Wenn du so weitermachst, bin ich schneller wieder Schupo, als mir lieb ist.«
Nun hob Hain protestierend das Messer.
»Jetzt reicht’s aber, Paul.«
Nach dem Essen fuhren die beiden zur Staatsanwaltschaft und nahmen alle Akten mit, die zum Fall der beiden Toten von Baunatal verfügbar waren. In Hains Büro stellten sie den Stapel auf den Tisch, jeder griff sich eine Kladde und begann zu lesen.
Während er in den nächsten drei Stunden Blatt für Blatt der einzelnen Aktenordner durchging, fiel Lenz auf, dass sich ihre damaligen Ermittlungen in der Hauptsache auf Johannes Hainmüller konzentrierten. Sie hatten vermutet, dass der Tod des Ehepaares in direktem Zusammenhang mit den damaligen Ermittlungen in einem Mordfall stand, in dem er als Zeuge eine Rolle spielte.
»Sicher haben wir damals zu sehr auf ihn geschaut bei unseren Ermittlungen, Thilo, und haben die Frau mehr als
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