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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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schmückendes Beiwerk betrachtet.«
    Hain sah von seiner Akte auf und grinste ihn an.
    »So schmückend fand ich die gar nicht, ganz im Gegenteil.«
    »Nein, so meine ich das nicht. Wir sind davon ausgegangen, dass die beiden dran glauben mussten, weil er in der anderen Sache etwas wusste. Vielleicht hat ja sie etwas gewusst, das die beiden das Leben gekostet hat?«
    »Jetzt spinnst du dir was zurecht, Paul. Die Frau hat nichts gearbeitet, war ein Hausmütterchen und unattraktiv wie die Nacht. Wenn ich nur an die cremefarbenen Gesundheitsschuhe denke, die sie trug, als wir sie gefunden haben, wird mir noch ganz übel.«
    Lenz griff sich einen der Ordner, den er schon durchgearbeitet hatte, nahm ihn zur Hand und blätterte darin.
    »Stimmt, sie hat nichts gearbeitet. Hier steht, dass sie Hausfrau war.«
    »Und sie war in keinem Verein. Die Nachbarn haben ausgesagt, dass sie immer zu Hause war und sich garantiert nicht rumgetrieben hat. Wie also soll diese Frau in ein Gewaltverbrechen geraten sein?«
    »Na ja, sie hat es immerhin in ihr eigenes Gewaltverbrechen geschafft.«
    Der Hauptkommissar legte den Ordner zur Seite und fixierte einen imaginären Punkt an der Wand. So verharrte er eine Minute, dann wandte er den Blick zu Hain.
    »Wie geht das eigentlich, wenn man als 400-Euro-Kraft irgendwo arbeitet, Thilo? Ist man dann auch als Arbeitnehmer angemeldet, oder läuft das irgendwie anders?«
    Hain dachte einen Moment nach.
    »Keine Ahnung. Meine Mutter hat zwar eine Putzstelle auf 400-Euro-Basis, aber nach den genauen Modalitäten dazu habe ich sie noch nie gefragt.«
    »Wer könnte denn darüber Bescheid wissen?«
    »In so einem Fall ist unser Freund Uwe immer ein heißer Tipp. Ruf ihn doch einfach an.«
    »Lass mal, ich gehe kurz bei ihm vorbei. Am Telefon ist es vielleicht nicht so einfach zu erklären.«
    Hain sah ihn mit gespielter Missbilligung an.
    »Du willst doch nur eine Kippe rauchen da oben und mich in der Zeit hier alleine den Aktenstaub schlucken lassen.«
    Lenz griff sich die Kladde, ging zur Tür, öffnete sie und warf Hain einen triumphierenden Blick zurück. Auf diesen Moment hatte er seit Tagen gewartet.
    »Wann habe ich denn die letzte Kippe in deiner Gegenwart geraucht, Herr Kollege?«
    Der Oberkommissar sah ihn fragend an.
    »Keine Ahnung. Gestern?«
    »Quatsch. Ich rauche schon seit einer Woche nicht mehr, und du hast es nicht einmal gemerkt. Schäm dich, du Raucherhasser!«
    Damit zog er triumphierend die Tür hinter sich zu.
     
    »Willst du dich auf meine Kosten zum Wirtschaftsfachmann weiterbilden?«, fragte Uwe Wagner, nachdem Lenz ihm den Grund seines Besuches mitgeteilt hatte.
    »Neulich die IHK, jetzt 400-Euro-Jobs.« Er zuckte mit den Schultern. »Na, du wirst wissen, wozu es gut ist.«
    »Es geht um den Doppelmord an den Hainmüllers. Die Frau war zwar offiziell nicht erwerbstätig, aber ich hatte vorhin den Gedanken, dass sie sich vielleicht irgendwo was dazuverdient haben könnte.«
    »Hm«, machte Wagner. »Das ist eigentlich keine schlechte Idee. Wenn sich allerdings herausstellen sollte, dass sie wirklich irgendwo einen solchen Job gehabt hat, habt ihr damals richtig schlampig ermittelt.«
    Lenz bedachte seinen Freund mit einem bösen Blick.
    »Was ich gerade jetzt gut gebrauchen kann, ist solch konstruktive Kritik wie deine.«
    Dann erzählte er Wagner von der peinlichen Panne mit Goldbergs Mercedes.
    »Oho, wenn sich das bis zu Ludger rumspricht, würde ich zu einem vorgezogenen Weihnachtsurlaub raten.«
    Dieser Geda nke war Lenz auch schon gekommen.
    »Das ist Schnee von gestern, und wir wollen ja immer wacker nach vorne schauen. Also, was ist mit diesen Jobs?«
    »Eigentlich ist es ganz simpel«, beg ann Wagner. »Wenn jemand einen solchen Job annimmt, wird das der Minijobzentrale angezeigt, und die kümmert sich dann um alles Weitere.«
    Er nahm seine Computertastatur von der Fensterbank, gab ein paar Daten ein und wartete. Dann schrieb er etwas auf einen Zettel und reichte ihn Lenz.
    »Hier. Die Zentrale ist in Bochum. Wenn du da anrufst, sagen sie dir bestimmt, ob du damals nur schlechte oder ganz schlechte Polizeiarbeit abgeliefert hast.«
    Lenz klappte seine Akte auf und las darin.
    »Hedwig Hainmüller, geboren am 10. April 1966.«
    Wagner zeigte seinem Freund den erhobenen Mittelfinger.
    »Das machst du mal schön selbst, Kumpel.«
     
    »Hauptkommissar Lenz, Kripo Kassel, guten Tag«, begann er das Telefonat an Hains Schreibtisch. Dann erklärte er sein Anliegen und

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