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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Und er erwähnte ja schon seiner Mutter gegenüber, dass er sich nicht fit fühlt.
     
    Klient: Ob das
mit dieser Detektei wirklich die richtige Idee von Ihnen war, Karl? Ohne einen Mordfall
scheinen Sie morgens nicht aus dem Bett zu kommen. Ja, mir scheint, Sie wählen aus
allen Erklärungen für Phänomene grundsätzlich die dramatische Variante aus. Vielleicht
muss man als Thriller-Autor ja so denken.
     
    Detektiv: Seltsam,
das hat mir meine Frau auch immer vorgeworfen.
     
    Klient: Ihre baldige Ex frau. Übrigens: Ist sie so circa ein Meter siebzig groß, mit halblangem,
glattem brünettem Haar, zierlicher Figur, so um die Mitte vierzig?
     
    Detektiv: Woher
zum Teufel …?
     
    Klient: Beruhigen
Sie sich, keine Bange. Ich glaube, ich habe sie zufällig unten am Hauseingang getroffen.
Sie fragte mich nach dem Briefkasten Ihrer Detektei. Und die Art, wie sie Ihren
Namen aussprach, da dachte ich …
    Detektiv: Verdammt.
Sicher wieder Post von ihrem Anwalt. Wahrscheinlich fängt sie jetzt an, diese unverschämten
Schriftstücke persönlich zu überbringen, damit ich den Empfang nicht abstreiten
kann.
     
    Klient: Wie
konnte Ihre Ehe so aus dem Ruder laufen, Karl?
     
    Detektiv: Keine
Ahnung. Oft waren es Alltagssituationen. Wir saßen zum Beispiel beim Frühstück,
und sie fragte mich: ›Sag mal, findest du nicht auch, dass die Gisela‹, das ist
unsere damalige Nachbarin, ›ziemlich abgenommen hat?‹
     
    Klient: Oh,
Sie brauchen gar nicht weiterzuerzählen, Karl. Ein klassischer Catch 22.
     
    Detektiv: Ein
was?
     
    Klient: Eine
kommunikative Sackgasse, eine ausweglose Situation, no way out. Egal, was Sie sagen,
Sie stecken im nächsten Moment tief drin im Dreck. Wie haben Sie reagiert?
     
    Detektiv: Ich
sagte, das wäre mir nicht aufgefallen, und da …
     
    Klient: Ganz
schlecht. Gaaanz schlecht. Sie hat Ihnen vorgeworfen, das wäre ja mal wieder typisch,
Sie würden sowieso auf gar nichts achten, Sie wären ja so unaufmerksam, da könnte
man als Frau ja mit grünen Haaren am Frühstückstisch sitzen …
     
    Detektiv: Genau,
woher wissen Sie?
     
    Klient: Ein Klassiker.
Aber trösten Sie sich, Sie hatten keine Chance. Hätten Sie die Beobachtung Ihrer
Frau bezüglich Giselas Gewichtsverlust bestätigt, wären Sie ganz schnell in einer
Diskussion darüber gewesen, wie genau Sie sich denn Ihre Nachbarin jeden Tag anschauen.
Und hätten Sie die Einschätzung Ihrer Frau nicht geteilt, hätte sie Sie zu einer
Stellungnahme genötigt, ob Gisela denn abnehmen sollte oder nicht. Und wie
auch immer Ihre Antwort auf diese Frage gewesen wäre, die darauffolgende Frage –
ob Sie Gisela für pummeliger oder weniger pummelig als Ihre Frau halten –, hätte
Sie in die nächste Sackgasse geführt.
     
    Detektiv: Was
empfehlen Sie Ihren Patienten in solchen Fällen? Ich meine, den Männern auf Ihrer
Couch.
     
    Klient: Na ja,
als Analytiker gebe ich eigentlich keine Handlungsempfehlungen, aber in so einem
Fall hilft nur der Notausgang.
     
    Detektiv: Man
soll einfach abhauen?
     
    Klient: Nein,
im übertragenen Sinn. Sie stehen zum Beispiel vom Frühstückstisch auf, blicken verwirrt
und etwas verzweifelt umher und sagen so etwas wie: ›Sag mal, Schatz, hast du meinen
Akkuschrauber gesehen?‹
     
    Detektiv: Und das soll helfen?
     
    Klient: Klar!
Ihre Partnerin wird darauf etwas erwidern wie: ›Nein, aber so wie du dein Werkzeug
in der Wohnung verteilst, wundert mich nicht, dass du nichts mehr findest.‹ Sie
haben sie elegant vom Thema abgelenkt, verstehen Sie? Frauen sind oft wie Pferde,
ein leichter Pikser mit den Sporen in die Seite kann sie in eine neue Richtung bringen.
Aber da muss doch mehr gewesen sein als solche Standardsituationen, die in jeder
langjährigen Beziehung vorkommen.
     
    Detektiv: Ja,
schon. Meine Frau – meine zukünftige Exfrau – sagt, ich sei ein Ausländer im Land
der Emotionen. Sie braucht einen Mann, mit dem sie sich über ihre Gefühle austauschen
kann, sagt sie.
     
    Klient: Wahrscheinlich
hat ihr genau das imponiert, als Sie sich kennenlernten. Eine faszinierende Unnahbarkeit
und Verschlossenheit, dazu der etwas morbide und nicht ganz ungefährliche Beruf
eines Ermittlers in der Mordkommission …
     
    Detektiv: Schon
möglich.
     
    Klient: Hat
sie versucht, Sie zu domestizieren? Sie zu einem Mann zu machen, der über seine
Gefühle spricht?
     
    Detektiv: Sie
hat. Und ist gescheitert.
     
    Klient: Nun, sie hätte
sich auch von Ihnen getrennt, wenn sie Erfolg gehabt hätte. Gerade

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