Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
Vom Netzwerk:

     
    Klient: Still.
Hören Sie sofort auf, Karl. Ich will den Rest nicht hören!
     
    Detektiv: …
da hat sie mich inständig gebeten, ja, angefleht, mit Ihnen sprechen zu dürfen.
Wer könnte es ihr verdenken? Sie waren wahrscheinlich der Mensch, der ihrem Sohn
persönlich am nächsten stand nach seiner Mutter.
     
    Klient: Vergessen
Sie das, Karl. Ein solches Treffen wird unter keinen Umständen stattfinden. Niemals.
     
    Detektiv: Diese
Reaktion habe ich fast befürchtet.
     
    Klient: Prima,
dann ist ja alles in Ordnung. Warum knabbern Sie trotzdem so nervös an Ihren Fingernägeln
herum?
     
    Detektiv: Ich
bin wirklich ein Vollpfosten, Jacques. Ich glaube, ich habe einen riesigen Fehler
gemacht.
     
    Klient: Solange
ich nicht der Leidtragende bin, soll mir das egal sein.
     
    Detektiv: Ich
habe seine Mutter eingeladen. Sie wird jeden Moment hier eintreffen.
    Klient: SIE
HABEN WAS? Was soll das? Sie versuchen wieder, mich zu provozieren! Wie können Sie
es wagen, mich so vor vollendete Tatsachen zu stellen? Ich verlasse sofort den Raum,
das war nicht abgesprochen.
     
    Detektiv: Warum
sperren Sie sich so? Ihr Patient ist tot, es wäre doch eine schöne Geste, seiner
Mutter ein paar tröstende Worte zu sagen. Ja, ich weiß, Welders war kein Engel.
Aber macht der Tod nicht alle Menschen unschuldig?
     
    Klient: Sie
bluffen. Sie wollen mich reinlegen. Als Rache für meine Beziehung mit Ihrer Exfrau.
     
    Detektiv: Woher
denn? Ich freue mich aufrichtig, wenn zwei Liebende sich finden! Und wie Sie schon
sagten, Sie ist meine Exgattin und kann ihre eigenen Wege gehen. Ich bitte Sie,
Jacques. Schlagen Sie dieser armen Mutter nicht diesen Wunsch ab. Warten Sie, ich
muss noch einen Stuhl herschieben für die Dame. Würden Sie vielleicht etwas rüberrücken?
Was meinen Sie, ob ich ihr einen Whisky anbiete?
     
    Klient: Ich
gehe …
     
    Detektiv: Sie
werden ihr geradewegs in die Arme laufen, wenn Sie da jetzt rausgehen.
     
    Klient: Existiert
noch ein anderer Ausgang?
    Detektiv: Nein.
Gott, Sie sind ja völlig von der Rolle. So geht das nicht. In Ihrer Verfassung verstören
Sie die arme Frau ja noch mehr! Also, wenn es gar nicht anders geht, dann stellen
Sie sich hinter die Tür. Ich werde Frau Welders draußen abfangen. Eine ganz schön
unangenehme Situation, in die ich uns da gebracht habe. Einfach peinlich. Warten
Sie hier, ich höre die Aufzugtüren. Ich glaube, Sie kommt gerade aus der Kabine.
     
    (…)
     
    Klient: Sie
haben da vor der Tür mit ihr gesprochen?
     
    Detektiv: Nein,
ich habe in der Nase gebohrt und Popel gezählt. Natürlich habe ich mit ihr gesprochen,
was dachten Sie denn?
     
    Klient: Ich
habe nur Ihre Stimme gehört.
     
    Detektiv: Die
Tür war zu und eine Frau von Ende fünfzig, die gerade ihren Sohn verloren hat, brüllt
eben nicht wie ein Obstverkäufer.
     
    Klient: Gott
sei Dank, mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich muss mich setzen. Könnten Sie mir
noch einen Drink mixen? Sie rücken mir wieder so dicht auf die Pelle, kommt jetzt
wieder eins Ihrer berüchtigten Kreuzverhöre?
     
    Detektiv: Ich bitte
Sie. Sie sind mein Kunde! Ich fand nur Ihre Reaktion auf den bevorstehenden Kontakt
mit Welders’ Mutter interessant. Die Situation war Ihnen nicht nur unangenehm. Sie
wären ja am liebsten aus dem Fenster gesprungen. Ich erkenne es, wenn Menschen Angst
haben, Jacques. Ich rieche Angst. Und Sie hatten Angst.
     
    Klient: Unsinn.
Wovor sollte ich mich fürchten? Die ganze Situation war einfach nur peinlich und
unangenehm. Dafür sind Sie verantwortlich. Und wenn Sie noch näher kommen, könnte
ich schwanger werden.
     
    Detektiv: Wovor
Sie sich fürchten sollten, lieber Jacques? Vielleicht vor Ihrem eigenen Gewissen?
Einen Menschen elegant aus der Distanz zu töten, ist gar nicht so schwierig. Aber
das Leid der Angehörigen hautnah zu erleben – das lässt nur ganz Abgebrühte unberührt.
Und Sie sind nicht ganz abgebrüht. Ihnen ist der Arsch gerade richtig auf Grundeis
gegangen. Warum haben Sie mir vorgeschwindelt, Welders hätte sich wieder bei Ihnen
gemeldet? Was haben Sie mit seinem Tod zu tun?
     
    Klient: Wie
Sie schon sagten, Karl. Ich bin Ihr Kunde. Und dies ist kein Verhör. Vergessen Sie
das nicht. Ich gehe. Leben Sie wohl. Nein: Gehen Sie zum Teufel!

7
     
    Klient: Sie
sind ein mieses, abgefeimtes Arschloch, Karl.
     
    Detektiv: Was
für eine nette Begrüßung, Jacques! Schön, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.
     
    Klient: ›Ich
höre den Aufzug, ich glaube, da kommt sie

Weitere Kostenlose Bücher