Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
dem Gewissen, wenn ich all diese Dinge, die Sie mir vorwerfen,
nicht getan hätte!
Spirelli: Sie
gestehen also?
Grey: Gestehen?
Die Wahrheit? Sie können die Wahrheit doch gar nicht vertragen, Lady. Wir leben
in einer Welt voller Krankheiten, und diese Krankheiten müssen mit Medikamenten
bekämpft werden. Und wer soll das tun? Sie, Olivia? Ich trage größere Verantwortung
auf meinen Schultern, als Sie sich jemals vorstellen können! Sie weinen um den Großen
Woog und verfluchen die HeinerChem Industries – und gleichzeitig genießen Sie den
Luxus, nicht das zu wissen, was ich weiß: Dass ein paar Abwässer im Woog und einige
Tote zwar tragisch sind, aber wahrscheinlich Leben gerettet haben. Und dass meine
Existenz, obwohl sie Ihnen grotesk und unverständlich vorkommt, Leben rettet. Sie
wollen das nicht wahrhaben. Sie erzählen das nicht auf Partys, doch tief in Ihrem
Inneren wollen Sie, dass ich diese Krankheiten bekämpfe. Wir stehen zu unserem Krieg
gegen Viren, Bakterien und Keime. Für uns sind diese Erreger die Plattform unseres
Lebens – wir leben, um gegen sie zu kämpfen. Aber für Sie sind das nur Sprüche.
Ich habe weder die Zeit noch das Bedürfnis …
Klient: Haaalt!
Moment, Karl. Tom Cruise und Jack Nicholson in ›Eine Frage der Ehre‹, 1992. Sein
grandioser Monolog, mit dem er Tom Cruise im Gerichtssaal runterbuttert.
Detektiv: Ist
die Ähnlichkeit so auffällig?
Klient: Grenzwertig,
wenn Sie mich fragen.
Detektiv: Könnte
doch wieder als Filmzitat durchgehen!
Klient: Nein,
wirkt hier eher wie abgekupfert.
Detektiv: Vielleicht
haben Sie recht, Jacques. An dieser Stelle brauche ich sowieso noch etwas Input
von Ihnen. Sie sind doch gerade in Übung, haben vor ein paar Tagen erst versucht,
meine Frau …
Klient: … Ex frau
…
Detektiv: …
rumzukriegen. Wie versucht Earl Grey, die süße Olivia klarzumachen? Vielleicht flüstert
er ihr ein paar Schweinereien ins Ohr, fummelt derweil an ihrem BH herum und entdeckt
das Mikrofon. Was meinen Sie?
Klient: Ich
dachte, mit dem Thema wären wir durch. Wollen Sie jetzt meine Meinung zu Ihrer Szene,
oder wollen Sie nur noch mal nachtreten?
Detektiv: Nachtreten
ist ein gutes Stichwort, Jacques. Sie haben mit offenen Karten gespielt, ich denke,
ich sollte es auch tun. Diese Schläger, die mich vor ein paar Tagen aufgemischt
haben – ich gebe offen zu, dass ich überzeugt davon war, Sie hätten sie mir auf
den Hals geschickt. Um mich von der Suche nach Welders abzubringen.
Klient: Das
ist absurd.
Detektiv: Ich
weiß, ich weiß. Aber wenn Sie es nicht waren, wer dann? Ich war bei meiner Recherche
extrem vorsichtig, Welders kann unmöglich etwas bemerkt haben. Selbst seiner Mutter
habe ich mich unter falschem Namen vorgestellt.
Klient: Tja. Karl, versuchen
Sie doch bitte mal, sich genau daran zu erinnern, was diese Schläger zu Ihnen
sagten, als sie Sie verprügelten.
Detektiv: Ich
weiß es nicht mehr genau. ›Wenn du nicht aufhörst mit der Schnüffelei, machen wir
dich platt!‹ ›Steck deine Nase nicht in Sachen, die dich nichts angehen.‹ Irgendwas
in der Art.
Klient: Keine
Erwähnung von Welders’ Namen? Kein konkreter Bezug zu ihm?
Detektiv: Nicht
dass ich mich erinnern könnte. Worauf wollen Sie hinaus, Jacques?
Klient: Sicher
ist also lediglich: Die Schläger wurden von jemandem beauftragt, dem Ihre Nachstellungen
ganz gewaltig auf die Nerven gehen.
Detektiv: Sie
meinen, der Überfall steht vielleicht in Zusammenhang mit einem der anderen Aufträge,
an denen ich derzeit arbeite?
Klient: Schon
möglich. Aber warum klammern Sie Ihr Privatleben aus Ihren Überlegungen aus?
Detektiv: Ich
verstehe nicht …
Klient: Kommen
Sie, Karl, lassen Sie uns Tacheles reden. Sie wissen es, Ihre Exfrau weiß es, ich
weiß es. Sie beschatten Ihre Exfrau seit Ihrer Trennung auf Schritt und Tritt. Ihr
Verhalten grenzt an Stalking.
Detektiv: Sie hat mir diese Schläger vorbeigeschickt?
Klient: Ganz
ehrlich: Es würde mich nicht wundern. Sie hat mir gegenüber keine eindeutigen Bemerkungen
in dieser Richtung gemacht, aber sie hat Phasen, in denen ich ihr alles zutrauen
würde. Sie können sich nicht vorstellen, wie wütend sie auf Sie ist.
Detektiv: Verdammt,
wenn Sie mich für einen Stalker hält, hätte sie zur Polizei gehen können!
Klient: Um sich
dort von den Mitgliedern Ihrer alten Seilschaften auslachen zu lassen? Kommen
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