Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Sie auszuforschen,
ist kaum denkbar. Und immerhin haben Sie mir ja schon gestanden, die Katze Ihrer
Frau vergiftet zu haben!
Detektiv: Das
habe ich nicht!
Klient: Haben
Sie. Implizit.
Detektiv: Niemals.
Außerdem sind Sie ein Intellektueller, kein Schnüffler. Keiner meiner Branchenkollegen
würde sich so eine abgehobene Geschichte ausdenken. Oh, das Telefon. Sicher mein
Anwalt. Soll ich gleich laut stellen, damit Sie meiner Exfrau detailliert Bericht
erstatten können?
Klient: Ich
bitte Sie, Karl!
Detektiv: Wie
Sie meinen, Jacques. Ich werde mich kurz fassen.
Rünz am Apparat.
(…) Ach, du bist es! Was für eine Überraschung! Schön, deine Stimme zu hören. (…)
Ich dachte, du schläfst noch, so wie ich dich letzte Nacht rangenommen habe. (…)
Mir geht’s nicht anders, Schätzchen. Viel Schlaf hatten wir ja nicht. (…) Dieses
halbdurchsichtige rosafarbene mit den Spaghettiträgerchen? Oh Mann, mir wird heiß.
(…) Verdammt, du weißt wirklich, wie man einen Mann von der Arbeit ablenkt. (…)
Honey, das geht jetzt wirklich nicht. Wir müssen Schluss machen, ich bin nicht allein.
(…) Yeah Baby! Jetzt zieh dir was an, geh an die frische Luft, lenk dich irgendwie
ab. In zwei Stunden bin ich bei dir und wir können genau da weitermachen, wo wir
heute morgen aufgehört haben. (…) Ich dich auch. Bis heute Abend, Kleines.
So, wo waren
wir stehen geblieben, Jacques? Ach ja, beim Finale unseres kleinen Theaterstückes.
Klient: Wollen
Sie das wirklich, Karl?
Detektiv: Wie
bitte? Ich verstehe nicht …
Klient: Dass
ich diese kleine Schmierenkomödie so an Ihre Exfrau weitergebe? Soll Sie wirklich
erfahren, wie verzweifelt Sie über die Trennung sind? So verzweifelt, dass Sie in
meiner Gegenwart einen Telefondialog-Fake inszenieren, der klingt wie ein Ausschnitt
aus einem italienischen Achtzigerjahre-Porno? ›Kleines, Schätzchen, Honey, Yeah
Baby‹ – Sie sollten sich einen Schnauzbart wachsen lassen!
Detektiv: Ach,
Sie denken, ich hätte das Telefonat gerade inszeniert? Nur kein Neid auf mein neues,
abwechslungsreiches Sexualleben, mein lieber Jacques! Gott, wenn ich früher gewusst
hätte, wie unverkrampft und freizügig sich diese jungen Dinger heute im Bett bewegen,
hätte ich meiner Ex schon viel eher den Laufpass gegeben. Mein Gott, Jacques, ich
fühle mich wie siebzehn! Ist das nicht fantastisch? Mal ganz abgesehen davon, dass
mein Rosenkrieg gerade einen ganz neuen Dreh bekommt. Einen Dreh, von dem Sie ausnahmsweise
mal nichts wissen! Ach, ich könnte die ganze Welt umarmen. Oh, das scheint ausnahmsweise
mal Ihr Handy zu sein. Wollen Sie nicht drangehen?
Klient: Wenn
Sie kurz entschuldigen.
Hallo? (…) Ah,
du bist es. (…) Nein, das ist im Moment ganz schlecht. (…) Nein, das geht jetzt
wirklich nicht. (…) Du musst dir überlegen, wie viel Energie du in diese Geschichte
stecken willst. (…) Ist es das wirklich wert? Zieh besser einen Schlussstrich. (…)
Es geht um deine Zukunft und dieser Typ ist mit Sicherheit nicht Teil dieser Zukunft.
(…) Die Geschichte wiederholt sich, wir haben das schon x-mal besprochen. Du musst
das jetzt durchziehen, auch wenn es wehtut. (…) Natürlich war das dumm von dir,
aber er ist ja nicht ernsthaft … Ich meine, er wird drüber wegkommen. (…) Genau.
Lass uns doch in einer Stunde noch mal telefonieren. (…) Ich dich auch, Tschüss.
Entschuldigen
Sie die Unterbrechung, Karl. Meine Tochter. Hat sich mal wieder völlig gedankenlos
in eine Affäre gestürzt. Wieder so eine absehbare Geschichte mit einem Typ, der
fast dreißig Jahre älter ist als sie. Genauso ein Idiot wie Sie, der denkt, er könnte
die Zeit noch mal zurückdrehen, wenn er mit einer Jüngeren ins Bett geht. Aber sie
lernt nicht draus. Eigentlich sollte sie solche Sachen mit ihrer Mutter besprechen.
Ist doch ein klassisches Thema für Frauengespräche. Sie schauen so misstrauisch
drein, Karl. Und warum rücken Sie mir wieder so dicht auf die Pelle? Habe ich etwas
Falsches gesagt?
Detektiv: Geben
Sie mir Ihr Handy, Jacques.
Klient: Warum
um Himmels willen sollte ich das tun?
Detektiv: Ich
will die Nummer zurückrufen, von der Sie gerade angerufen wurden.
Klient: Was
geht Sie meine Tochter an? Halten Sie sich da raus.
Detektiv: Ich
will gar nicht mit Ihrer Tochter telefonieren. Ich will einfach nur hören, ob sie
drangeht. Los, geben Sie her.
Klient: Einen
Teufel werde ich tun. Ich lasse mich von Ihnen
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