Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Sie.
Detektiv: Sie
wussten wirklich nichts von dieser Aktion?
Klient: Keine
Details, nur Andeutungen. Nicht ob, wann, wo und wie. Glauben Sie mir, ich hätte
Sie sonst in irgendeiner Form vorgewarnt.
Detektiv: Das
wird sie mir büßen. Diese Hexe. So eine Aktion hätte ich ihr nicht zugetraut. Fast
nötigt sie mir Respekt ab. Verdammt, ich habe die Uhrzeit völlig vergessen. Mein
Klient müsste jeden Moment kommen.
Klient: Kein
Problem, Karl. Wir können ein andermal auf unseren Abschied anstoßen. Ich mache
mich auf den Weg.
Detektiv: Aber
nehmen Sie bitte die Treppe!
Klient: Natürlich,
der Aufzug ist doch sowieso außer Betrieb.
Detektiv: Oh
Gott, Sie haben recht! Das ist schlecht. Sehr schlecht.
Klient: Warum,
wenn ich fragen darf?
Detektiv: Sie
werden meinem Klienten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Treppe begegnen. Sie
müssen unbedingt wieder das andere Treppenhaus benutzen.
Klient: Das
hatten wir doch schon mal. Doch nicht wieder Welders’ Mutter? So schnell wiederholen
ja nicht mal die Öffentlich-Rechtlichen.
Detektiv: Ich
erwarte nicht seine Mutter. Sondern Welders.
9
Detektiv: Mein
Gott, Jacques. Sie haben die ganze Stunde oben auf dem Treppenabsatz gewartet?
Klient: Ich
hätte auch vier Stunden gewartet, um sofort zu erfahren, warum dieser Mensch in
Ihrem Büro ein und aus geht! Was für ein Theaterstück führen Sie hier seit Wochen
auf?
Detektiv: Beruhigen
Sie sich erst mal, Jacques. Sie brauchen jetzt Nervennahrung. Hier, testen Sie den
mal, hat mein Bessunger Händler ganz neu im Angebot. Ein Glen Garioch aus den östlichen
Highlands. Malzig-süß, ganz zarte Rauchnote – Gott, was für ein Genuss. Langsam,
langsam, mein Freund. Sie kippen dieses kostbare Destillat ja in einem Zug runter!
Was für eine Verschwendung.
Klient: Noch
einen, bitte. Und eine Zigarette. Raus damit: Was hat Welders hier zu suchen?
Detektiv: Gegenfrage:
Haben Sie mir tatsächlich geglaubt, ich hätte mir Zugang zu Welders’ Wohnung verschafft
und in seinen Sachen herumgeschnüffelt? Wenn ich so arbeiten würde, könnte ich meine
Lizenz bald abgeben.
Klient: Dieser
gefälschte Brief von ›InterTransplant‹, die Medikamentenschachtel – Sie haben sich
all das ausgedacht?
Detektiv: Woher
denn! Alles real. Und ich musste keinen Fuß aus der Detektei setzen, um all diese
Dinge zu finden. Welders hat sie mir gebracht! Erinnern Sie sich? Als Sie zum ersten
Mal bei mir im Büro saßen, haben Sie darüber fabuliert, wie viel Energie Welders
investiert, um den Spender seines Herzens zu identifizieren. Sie haben mit Ihrer
Autorenfantasie voll ins Schwarze getroffen! Welders hat tatsächlich alle Hebel
in Bewegung gesetzt, um die Identität seines Organspenders zu lüften, ist aber nur
gegen Wände gerannt. Da war es doch nur konsequent, irgendwann eine Detektei zu
beauftragen.
Klient: Ach,
und da kommt er ausgerechnet zu Ihnen? Wieder eine von diesen Geschichten, die der
Zufall ins Rollen bringt?
Detektiv: Hier
in Darmstadt bieten fünf Detekteien ihre Dienste an. Meine ist die dritte, die er
angelaufen hat. Die ersten beiden haben seine Anfrage sofort abgelehnt wegen mangelnder
Erfolgschancen.
Klient: Und
Sie haben spontan zugesagt?!
Detektiv: Wie
sollte ich ablehnen? Das war doch fast Nötigung! Sie beide haben sich hier vor vier
Wochen – nach Ihrem ersten Besuch – fast die Klinke in die Hand gegeben! Stellen
Sie sich diese Steilvorlage vor: Sie beauftragen mich, einen Patienten zu suchen,
und eine halbe Stunde später stattet mir der Vermisste persönlich einen Besuch ab!
So was ist doch wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.
Klient: Warum
haben Sie mir nicht sofort Bescheid gegeben? Mein Auftrag war damit nichtig!
Detektiv: Ich
gebe zu, da waren betriebswirtschaftliche Erwägungen im Spiel. Hätten Sie mir nach
einem so schnellen und mühelosen Fahndungserfolg die volle Honorarsumme ausgezahlt?
Unwahrscheinlich. Außerdem war ich geradezu elektrisiert vor Vorfreude über das
zu erwartende Katz-und-Maus-Spiel.
Klient: Er hat
Sie also beauftragt, den Spender zu finden?
Detektiv: Dessen
Identität mir wiederum von Ihnen bestätigt wurde! Eine wunderbare Win-win-Situation.
Ich sollte meinen früheren Vorgesetzten kontaktieren und ihm davon erzählen. Vielleicht
stellt er mich wieder ein!
Klient: Sie
haben ihm also von Fliedmann und seiner Tochter erzählt?
Detektiv: Warum
um Himmels
Weitere Kostenlose Bücher