Kampf Dem Chaos
oder ein Korb Kartoffeln. Wozu hatte ich ihn aus schwerer Eiche gefertigt?
Sie trugen den Schreibtisch ins Arbeitszimmer und stellten ihn mitten hinein vor eine eisenvergitterte Tür. Werfel folgte ihnen mit dem Stuhl und stellte ihn dazu.
Die Kutscher nickten mir zu und verließen das Zimmer. Es war ein weiß gestrichener Raum, vielleicht zehn Ellen breit und fünfzehn lang. Das einzige Fenster darin war ebenfalls mit schweren Eisengittern von draußen geschützt, es maß mindestens zwei Ellen in der Breite und drei in der Höhe. Der Schreibtisch beherrschte den Raum, was Werfel sicherlich beabsichtigt hatte. Er selbst war von einer Statur, die ohnehin jeden Raum beherrschte. Er überragte mich um einen ganzen Kopf und sein Körper bestand nur aus drahtigen Muskeln.
Werfel sagte nichts, betrachtete jedoch den Schreibtisch mit einem Stirnrunzeln. Er strich mit den Fingern über die abgeschrägte Vorderkante. Dann kniete er sich hin und begutachtete die Holzarbeit von unten.
Er machte jede der drei Schubladen mehrmals auf und zu. Dann zog er jede einzelne heraus und prüfte die Hinter- und Innenseite. Danach setzte er sich auf den Stuhl, lehnte sich vor und zurück und rutschte vor bis zur Kante. Schließlich richtete er sich auf. »Da ist nur ein Problem ...«
Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Wagte er es, etwas daran auszusetzen?
»Ihr habt vergessen, den Namen des Herstellers anzubringen.«
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Sardit versah nur seine besten Stücke mit dem Namen, Destrin verzichtete ganz darauf. Wen hätte es auch interessiert, wer die billigen Holzbänke herstellte?
»Daran habe ich gar nicht gedacht. Jedes Stück, das ich herstelle, ist einzigartig.«
Werfel lachte. »Macht Euch deswegen keine Sorgen. Ich wollte Euch nur ärgern. Mir ist es egal. Aber Ihr solltet wirklich darüber nachdenken.«
Er öffnete die vergitterte Tür hinter dem Schreibtisch und verschwand darin. Zurück kam er mit einer Lederbörse in der Hand.
»Ich glaube, Ihr habt ein gutes Stück Arbeit abgeliefert, Meister Lerris. Denkt Ihr nicht auch so?«
Ich lächelte. »Ich glaube schon, aber mich solltet Ihr vielleicht nicht fragen.«
»Wen sollte ich sonst fragen?«
Da hatte er Recht. Gute Handwerker und Händler dachten kritischer über sich selbst als andere.
Er zählte die Goldstücke heraus – zehn im Ganzen – und legte zwei Silberlinge dazu. »Hier. Zwei Silberlinge entlohnen euch nicht reichlich genug, aber die Zeiten sind nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Ich werde Euch auf alle Fälle weiterempfehlen.« Er sah mich freundlich an. »Obwohl ich glaube, der Schreibtisch spricht für sich selbst.«
»Schlechte Zeiten?«, fragte ich. So viel Lob war mir unangenehm, also versuchte ich, das Thema zu wechseln. Meine Arbeiten waren schließlich nicht so gut wie die Sardits. »Hamorische Händler?«
»Nein. Noch nicht. Schlechte Ernte. Fahre viel Kohl, Obst, Kartoffeln und Oliven, vor allem Oliven.«
»Ihr sagtet ›noch nicht‹. Das hört sich an, als erwartet Ihr Probleme mit den hamorischen Händlern.«
»Nicht mit den Händlern an sich, Lerris, sondern was darauf folgt. Sie verkaufen billigen Stoff, den sie mit diesen neuen Webmaschinen herstellen, und sehr bald werden sie das ganze Tuchgeschäft beherrschen. Danach werden ihre billigeren Werkzeuge und Glas- und Töpferwaren bei uns auf den Markt kommen. Und bald darauf gründen sie ihre eigenen Fuhrunternehmen und bauen ihre eigenen Mühlen und so weiter.« Er seufzte. »Genau das geschah auch in Austra und im südlichen Nordla. Und jetzt passiert es in Delapra.«
»Was würden die Hamoraner tun, wenn der Herzog, oder wer auch immer, das nicht zuließe?«
»Zölle und Steuern würden sie einführen.« Er schnaubte. »Sie werden immer einen Weg finden.«
Ich konnte nur nicken.
»Am Ende schleusen sie dann ihre Truppen und Schiffe hier ein. Nehme an, das passiert gerade in Freistadt. Colaris kann sich gegen Hydlen und den Vicomte nicht behaupten. Hamor wird ihn nur unterstützen, wenn er ihre Ware ins Land lässt. Dann dauert es nicht mehr lange und er gehört ihnen.« Werfel lächelte grimmig. »Fuhrunternehmer und Handwerker können dagegen wenig unternehmen, aber Eurer Gemahlin könnten bald schwere Zeiten ins Haus stehen.«
»Da könnt Ihr Recht haben.« Alles endete zur Zeit damit, dass Krystal – oder ich – oder wir beide in gefährliche Situationen gerieten.
»Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken.« Er sah auf die Tür.
Ich
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