Kampf Dem Chaos
vielleicht nicht mächtig genug, um mit allem mühelos fertig zu werden, aber doch stark genug, um den Autarchen in Schach zu halten. Auch Herzog Berfir besitzt Waffen, die Feuer spucken. Es sind gefährliche Waffen und Herzog Colaris wird ihnen im offenen Kampf nicht viel entgegenzusetzen haben.«
»Was sollte Herzog Colaris davon abhalten, sich auch solche Waffen zu besorgen?«
»Nichts – nur besitzt er nicht die Kenntnisse, um sie bauen zu können. Wissen bedeutet Macht, besonders für einen Herrscher. Diese alte Weisheit wird leider oft vergessen.«
Der kleine Händler sieht Sammel an. »Warum erzählt Ihr uns das? Was habt Ihr für einen Nutzen davon?«
»Ich? Keinen. Nennt es die Liebe zum Wissen. Das Wissen ist ein Freund, der viel zu früh und für zu lange Zeit beerdigt war.«
Der kleine Händler verdreht die Augen.
»Ihr glaubt, ich bin verrückt, nicht wahr? Seht her!« Sammel lässt seinen ausgestreckten Zeigefinger zu dem Wasserglas vorschnellen, das auf dem Tisch steht. Aus dem Wasser steigt eine Flamme auf und verwandelt sich in eine Blüte. Dann verschwindet sie. »Alles vergeht, nur Wissen nicht.«
Die zwei Männer schütteln die Köpfe.
Sammel durchbohrt sie mit seinen tiefliegenden glänzenden Augen. »Ihr denkt, ich bin nur ein verrückter Magier?«
Die zwei treten unwillkürlich einen Schritt zurück.
»Was ist das Wissen um den Preis eines Gewürzes wert? Das Wissen um den Wert einer Fracht? Ihr handelt mit Wissen, kennt aber den Wert nicht? Ihr kauft Wissen und erkennt seine Macht nicht?
Das Wissen ist mein Freund, mein Verbündeter, und es ist mächtiger als jeder Herzog, viel mächtiger als selbst der Kaiser von Hamor.«
»Verzeiht, Magier ... wir haben nie das Gegenteil behauptet.«
»Dann möchte ich dich bitten, werter Händler, die Augen nicht zu verdrehen.«
»Nein, Ser. Nein, Ser.«
Sammel sieht den beiden hinterher, als sie das Steinhaus verlassen.
Als das Klappern der Hufe in der Ferne verschwindet, lacht er.
XIII
B ei meinem Ritt durch die Berge Hydlens auf der Straße neben dem Fluss, von dem ich später erfuhr, dass er Fakla hieß, wurde ich wieder einmal daran erinnert, dass alles länger als geplant dauerte – ganz gleich ob ich einen Schreibtisch anfertigte oder eine Reise unternahm.
Die Straße blieb trotz des gelegentlichen Schneeregens und gefrierenden Nieselregens passierbar. Gairloch mit seinem dicken Fell trottete unentwegt weiter. Ich schüttelte das Eis von Kapuze und Umhang, schniefte durch die Kälte und versuchte, die Feuchtigkeit von meinem Körper fern zu halten.
Die anfangs vereinzelt stehenden Bäume gruppierten sich nun langsam zu Wäldern. Die freien Flächen dienten als Weide- und Ackerland, waren jedoch jetzt im frühen Winter nur von Stoppeln bedeckt. Die Hütten darum herum wirkten gemütlich, Rauch stieg aus steinernen Kaminen, die mit Lehm abgedichtet waren, doch schienen sie sehr klein.
Der Geruch von verbranntem Holz vermischte sich mit dem der verrottenden Blätter, ab und zu gesellte sich auch der Duft von Nadelbaumharz hinzu. Ich ritt an einem schweigenden Mann vorbei, der einen Karren zog, und nickte. Seine Augen bewegten sich nicht von der Straße weg, er trottete mit völlig ausdruckslosem Gesicht an mir vorbei; sein Bart war dick und verfilzt, seine Stiefel wateten stur durch den vom Regen aufgeweichten Lehm. Auf dem Karren lagen zwei schief gewachsene Kürbisse, aus einem war bereits ein Keil herausgeschnitten.
Ich gab Gairloch einen Klaps und freute mich, dass ich reiten konnte und nicht zu Fuß gehen musste.
Faklaar lag in der ersten weit geschwungenen Flussbiegung, dort wo die Berge und Wälder aufhörten und sich die hoch gelegenen Ebenen erstreckten. Im winterlichen Nieselregen des späten Nachmittags erinnerten mich die paar Häuser, das Geschäft und die Herberge an Howlett, wo ich Justen das erste Mal getroffen hatte. Die Herberge in Faklaar stand in einem Sumpf von aufgewühlter, nasser Erde, schmutzige Bretter führten von der Eingangstür zum Geschäft nebenan und zu den Ställen dahinter.
Ich war nicht gerade begeistert von der Ortschaft, doch wenn ich mich nur in den Bergen herumtrieb, würde ich nie mehr in Erfahrung bringen. Und außerdem wurden Menschen, die andere mieden, voller Misstrauen betrachtet. Also lenkte ich Gairloch an dem neu bemalten Schild vorbei, worauf ein Teller mit einer braunen, dampfenden Masse dargestellt wurde, hin zu den Ställen.
Die Stallmagd sah mich von oben bis unten
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