Kampf Dem Chaos
an. »Bergpferde kosten genau so viel wie richtige Pferde. Zwei Kupferlinge, drei, wenn du Hafer dazu haben willst.« Ihre struppigen Haare verdeckten kaum die Ohren und die knochigen Knie ragten aus den Löchern ihrer viel zu großen Hose heraus, die einfach über den Holzschuhen abgerissen worden war.
»Gut.«
»Zahlen musst du gleich.«
»Kann ich dir trauen?«
Sie zuckte die Achseln. »Wenn ich Jassid bestehle, schlägt er mich. Für drei Kupferlinge lasse ich mich nicht schlagen.«
Ich stieg ab und versuchte dabei die tiefsten Schlammlöcher zu vermeiden. Aus meiner Börse nahm ich vier Kupferlinge, die ich ihr reichte.
Sie sah mich an.
»Letzte Box?«, fragte ich.
»Nein. Du kannst die da in der Ecke nehmen. Klein genug, damit Jassid nicht noch ein Pferd hineinstellt.«
»Ich heiße Lerris.«
»Daria. Ich hole den Hafer. Der ist gut.«
Während sie sich an einem großen Fass zu schaffen machte, führte ich Gairloch in den Eckstall unter der tiefer hängenden Decke. Daria hatte Recht. Die Box war gerade breit genug für Gairloch, trocken und verhältnismäßig sauber. Ich nahm ihm den Sattel ab und striegelte ihn, die Satteltaschen und den Stab hatte ich in die Ecke gelegt.
Daria kehrte mit einem großen Eimer Hafer zurück.
»Beißt er?«
»Hat er noch nie gemacht.« Ich hielt inne. »Außer ein Mal. Er hat einen Zunftmeister gebissen und nach ihm ausgeschlagen, als der ihn mit einer Peitsche schlug. Das war allerdings bevor ich ihn kaufte.«
»Ich mag keine Peitschen.« Sie zitterte, als sie den Hafer in den Trog füllte.
Gairloch schnaubte und fing sofort an zu fressen.
»Stalljunge! Wo ist der Stalljunge?«
Daria schlurfte in den Hof hinaus.
Nachdem ich Gairloch fertig gestriegelt hatte, rief ich mir Justens und meinen Aufenthalt in Howlett in Erinnerung. Ich überprüfte den Heuboden. Er schien trocken und einigermaßen sauber zu sein.
»Was machst du?«, fragte Daria, als ich vom Heuboden wieder hinunter in den Stall sprang.
»Ich sehr mir den Heuboden an.«
»Aha, du weißt Bescheid.«
»Ein wenig.«
»Besser als die Herberge«, sagte sie.
»Schläfst du dort oben?«
Ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. »Ich schlafe mit niemandem.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht.«
»Nein. Ich wohne draußen am Stadtrand. Mama kocht für Ystral. Der Eintopf schmeckt besser als die Koteletts.« Sie war schon draußen, noch bevor sie den Satz fertig gesprochen hatte.
Ich webte einen Schutzschild um meinen Stab und die Taschen. Was niemand sah, wurde auch nicht so leicht gestohlen. Dann ging ich über die schmutzigen Bretter zum Schankraum. Die Eingangstür bestand aus Kiefernholz, nicht sauber gehobelt und ohne Firnis. Ich putzte den Lehm von meinen Stiefeln, wozu ich eine Schuhbürste benutzte, was hierzulande sonst nicht üblich war.
Ein breit gebauter Mann mit kurzem grauen Bart und einer fleckigen Lederschürze sah aus, als gehörte ihm das Haus.
»Bist du der Wirt?«
»Und kein Geringerer. Ystral. Was kann ich für dich tun? Du suchst Arbeit, Junge, stimmt's?«
»Nein. Ich möchte gern etwas essen und einen Platz zum Schlafen.«
Er lächelte das Wirtelächeln.
»Ein Bett kostet einen halben Silberling, das Essen ist einfach, aber reichlich. Vier Kupferlinge für den Eintopf, fünf für die Koteletts, und die sind heute wirklich gut.«
»Was ist mit dem Stall?«
»Drei für das Pferd.«
Ich lachte. »Was kostet es, wenn ich auch im Stall schlafe?«
»Drei, wenn dir das gefällt.«
Ich gab ihm drei Kupferlinge. »Mein Pferd fühlt sich sonst einsam.«
»Wie du willst.« Er nahm die Münzen, immer noch lachend, und ging hinüber zu zwei Soldaten, die graue Uniformen mit karminrotem Stoffbesatz trugen.
Ich sah mich um. Der Schankraum in der Herberge Zum überquellenden Teller war nicht allzu groß, weniger als zwanzig Ellen Seitenlänge, und es stank nach Fett, Rauch, Pferde- und Schafmist, der mit dem Lehm an den Stiefeln der Gäste hereingetragen wurde.
An der Wand stand ein kleiner Tisch, von wo aus ich die Tür beobachten konnte. Ich nahm Platz. Der Tisch aus Kiefernholz war über die Jahre hinweg mit dem Fett der Speisen imprägniert worden, er wackelte und am Stuhl hatte jemand eine Strebe abgebrochen.
»Bier oder Beerensaft?« Die Frau wischte sich die nassen Hände an ihrem fettbefleckten grauen Hemd ab.
»Beerensaft. Eintopf. Wie viel?«
»Zwei für den Saft. Der Eintopf kostet vier Kupferlinge und du bekommst einen halben Laib Brot
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