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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Bettrolle zusammen.
    »Ja, die Schwarze Klinge. So nannte Jassid eine von ihnen. Er war Kavallerist für den alten Herzog an der Küste. Er erzählte, sie hätte fast hundert Männer auf einmal niedergemetzelt. Ich wünschte, ich könnte das auch.«
    »Warum?«
    Sie senkte den Blick.
    »Jassid ... oder jemand anders?«
    »... den Bastard ... umbringen, aber Mama hat kein Geld. Khali würde verhungern. Papa starb vor langer Zeit. Ist bei einem Kampf ertrunken.«
    »War er Soldat?«
    »... hat uns immer Geschichten erzählt, das war bevor die Ernten so schlecht ausfielen. Dann ging er zum Heer – der rebellierende Herzog an der Küste. Das war vor dem neuen Herzog in Hydolar. Ein Herzog folgt auf den nächsten, aber nichts ändert sich.«
    »Jassid ...«, murmelte ich.
    »Sag nichts. Er wird mich schlagen. Mama kann nichts dagegen tun.«
    Ich dachte nach, als ich meine Rolle zusammenschnürte. »Ich verspreche es. Ich werde nichts sagen.« Aber bis jetzt gab es auch gar nichts zu verraten.
    »Hätte nichts sagen sollen.«
    Ich berührte kurz ihre Schulter, dabei bemerkte ich, dass sie älter war, als sie aussah, und flößte ihr etwas Ordnung und Ruhe ein.
    »Du bist ein Lehrer. Ich weiß es.«
    »Ich verrate dein Geheimnis nicht und du behältst meines auch für dich. Abgemacht?«
    Sie nickte und schon war sie durch die Luke in den Stall hinuntergesprungen.
    Ich trug meine Sachen hinunter, rasierte mich schnell an der Wasserpumpe, schnell genug, um mich zu schneiden, und schaute bei Gairloch in der Box nach dem Rechten. Da erschien ein dünner, schwarzhaariger Mann mit Verbrennungsnarben auf der linken Gesichtshälfte im Stall. »Bist du derjenige, der hier geschlafen hat?«
    »Ja.«
    »Ich habe dich nicht gesehen letzte Nacht. Ich heiße Jassid. Dieser Stall hier gehört mir.«
    »Ich habe bei Ystral bezahlt, ich war wirklich hier. Hier ist meine Bettrolle.« Ich lächelte ihn an und streckte meine Sinne nach ihm aus. Von dem gebündelten Chaos in seinem Inneren wurde ich fast zurückgeworfen. Doch ich tastete mich noch weiter vor und zog meine Sinne dann zurück. Er war so durchdrungen von Chaos, dass jeder Versuch, ihm Ordnung einzuflößen, fehl geschlagen hätte ... wenn es ihn nicht sogar umgebracht hätte.
    Er stand nur da, fast so, als erwartete er etwas.
    Ich nickte, ging zu Gairloch und legte ihm Decke und Sattel auf. Ich zog den Sattelgurt fest und sah auf, da war Jassid schon gegangen.
    Ich wollte den Überquellenden Teller nicht noch einmal betreten, also fütterte ich Gairloch und wir ritten hinaus in den Nieselregen, ließen Faklaar hinter uns.
    Hätte ich Jassid umbringen sollen, indem ich das Chaos aus seinem Körper entfernte? Hätte ich es tun können? Ich überlegte. Und hätte ich es getan – wäre der nächste Stallmeister besser gewesen?
    Hatte ich das Recht, einen Menschen zu töten, nur weil ich vermutete, dass eine Stallmagd missbraucht wurde? Hatte ich das Recht, nichts zu unternehmen?
    Ich wischte mir den Regen aus dem Gesicht und lenkte Gairloch auf den schlammigen Weg nach Norden in Richtung Sunta. Kein Wind regte sich und der Geruch nach faulenden Blättern verstärkte sich, je länger der Nieselregen anhielt.
    Gairloch warf den Kopf zurück, ich tätschelte seinen Hals.
    Es quälte mich, dass ich nichts für Daria getan hatte. Sie hatte mich nicht darum gebeten, aber dennoch ... Der Gedanke, dass ich wie ein Engel aus alter Zeit gehandelt hatte, quälte mich. Wer weiß, vielleicht war der Engel meiner Gedanken der Dämon des Lichts eines anderen?
    Ich starrte auf die Straße, während Gairloch stur vor sich hin trottete, und dachte weiter über Daria, Jassid und Ystral nach. Warum hatten manche Menschen Spaß daran, anderen wehzutun? Ich fand darauf keine Antwort. Eines hatte ich schon herausgefunden: Ordnung und Chaos hatten nichts mit Moral zu tun, sondern mit dem Mechanismus der Welt.
    Gairloch wieherte und ich beruhigte ihn. Sein Wiehern konnte jedoch meine Fragen auch nicht beantworten.

 
XIV
    Westlich von Arastia, Hydlen [Candar]
     
    D ie Erde bebt, ein kleiner Erdhügel bewegt sich ostwärts durch das Tal, die Zelte wackeln, die wenigen Grasbüschel und Gestrüppzweige im Osten des engen Tals erzittern.
    Das Spähglas auf dem Tisch vibriert und summt leise.
    Gerlis reibt sich die Stirn und grübelt, wirft einen Blick zurück über seine Schulter nach Nordosten. Als das Rumoren nachlässt, späht er wieder ins Glas. Die Nebel lichten sich und es kommt eine Gestalt zum

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