Kampf Dem Chaos
bewacht, wenn auch nicht sehr gründlich. Mit all dem hatte ich irgendwie gerechnet und trotzdem machte ich mir Gedanken darüber.
Im Gegensatz zu Kyphros besaßen die Häuser am Stadtrand von Sunta Strohdächer, die Mauern bestanden aus einem korbförmigen Holzrahmen, der mit Lehm verputzt war. Die Wände wiesen viele Risse und ausgebesserte Stellen auf.
»... aus dem Weg ... aus dem Weg ...«
Ich lenkte Gairloch zur Seite, als zwei Reiter an uns in Richtung Stadttor vorbeistürmten. Der beißende Geruch von schlecht gegerbtem Leder hing in der Luft und vermischte sich mit Rauch und anderen weniger appetitlichen Düften, von denen einige aus der Kloake auf der anderen Straßenseite stammten.
Gairloch suchte sich seinen Weg zum Hauptplatz, wo eine Handvoll Karren um einen braunen Grasflecken und um einige Bäume im Winterkleid herumstanden. In der Mitte des Platzes stand ein Sockel, aber keine Statue darauf. War das Abbild eines früheren Herzogs einmal darauf gestanden? Oder ließ man den Sockel einfach nur aus Nachlässigkeit leer stehen?
In einer Seitenstraße des Platzes entdeckte ich zwei Herbergen: Zur Schwarzen Bratpfanne und Zur Goldenen Schüssel.
Zusätzlich zur schwarzen Pfanne auf dem Schild waren die Außenwände des Gebäudes schwarz gestrichen, was dem Haus, das ohnehin keine Ordnung ausströmte, eine noch düsterere Stimmung verlieh. Im Hinterhof des Gebäudes war die Erde aufgewühlt und schlammig und ein rauchiger Nebel umgab die Herberge.
Ich ritt daran vorbei und auf die Goldene Schüssel zu, die hundert Ellen weiter an derselben Straße stand und etwas höher lag. Hoch genug jedenfalls, damit der gestampfte Lehmboden im Hof etwas trocknen konnte. Der Rauch schien aus dem Kamin zu kommen und nicht aus Fenstern und Türen, der Lehmverputz wirkte schmutzig-beige.
Ich ritt zur Rückseite des Hauses und fand den Stall. Zwei Männer schoben gerade eine leere Kutsche durch die große Tür.
»Wo finde ich den Stallburschen?«
Einer der beiden Männer zeigte auf eine Gestalt im Schatten. Mit mürrischem Gesicht trat ein Junge aus dem Schatten, ein blauer Fleck zierte eine Wange. »Zwei Kupferlinge für eine Doppelbox, drei für eine Einzelbox.«
Ich gab ihm drei und bekam dafür eine Eckbox unter den Stützstreben, wo sich ein größeres Pferd den Kopf gestoßen hätte. Gairloch schnaubte zufrieden, als ich ihm den Sattel abnahm und mich ans Striegeln machte.
Ich webte einen Schutzschild um meine Habe und schlenderte im Abendlicht hinüber zum Schankraum. Die Goldene Schüssel schien zumindest eine Spur trockener und sauberer zu sein und war außerdem nicht von einem Verkaufsgehilfen – oder was Hempel auch immer sein mochte – empfohlen worden.
Im Schankraum roch es nach Essen und nicht nur nach Fett. Ein Tisch stand an der Wand; seit meiner Ankunft in Candar hatte ich eine Vorliebe für Wandtische entwickelt.
»Du bist neu hier, nicht wahr?« Die Stimme klang warm, fast süß, und die junge Frau – ein Mädchen, nicht viel älter als ich – hatte rotes Haar und Sommersprossen. Sie lächelte mich nett an in ihrer weiten Lederschürze. Um das Handgelenk trug sie ein glattes schmuckloses Bronzearmband.
»Ich bin das erste Mal in Sunta. Was kannst du mir zu trinken anbieten?«
»Helles und dunkles Bier, Rotbeerensaft, Grünbeerensaft und Weißen Donner.«
»Weißer Donner?«
»Wenn du es nicht kennst, wirst du es auch nicht mögen«, amüsierte sie sich über mich.
»Dann bring mir Rotbeerensaft. Welches Gericht kannst du mir empfehlen?«
»Fast alle. Die Kisha ist heute besonders gut und nicht teuer.«
»Wenn du das sagst, dann bring mir davon.«
»Gute Wahl.« Sie wischte den Tisch mit einem einigermaßen sauberen Lappen ab und kehrte zurück in die Küche.
Ich sah mich um. In einer Ecke beugten sich drei ältere Männer über ein Mancala-Spiel. Eine zweite Schankmaid, ebenso rothaarig wie die erste, aber etwas älter und mit hartem Gesichtsausdruck, füllte die Humpen der Männer mit hellem Bier. Auch sie trug ein Bronzearmband.
Ein Mann, der Justen sehr ähnlich sah, also weder alt noch jung wirkte, saß in der anderen Ecke. Eine Frau mit rot geschminkten Lippen lehnte unentwegt an seiner Schulter, sogar als beide aßen.
Das jüngere Mädchen stellte zwei Steingutteller auf den Nachbartisch. »Das macht sechs Kupferlinge.«
»Sechs ... nicht teuer, wahrscheinlich ist es Hundefleisch«, machte sich der dünne Mann lustig.
»Nein, Ser. Kein Hund und auch kein Pferd. Teilsyr
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