Kampf Dem Chaos
müssen.«
Obwohl ich nicht viel Ordnung übrig hatte, hob ich den unverletzten Arm und berührte ihr Gesicht, ließ ein wenig Ordnung in ihre Schrammen fließen.
»Sie sagen, du seiest ein Magier.«
Sie wirkte blass, trotz der Ordnung, die ich für sie erübrigt hatte. Gehörte sie zu denen, die vor jeder Art von Magie Angst hatten?
»Ich weiß nur so viel, wie ich brauche, um mich ständig in Schwierigkeiten zu bringen«, gab ich zu. »In der übrigen Zeit arbeite ich als Schreiner.«
»Gehst du zurück nach Montgren?« Sie flüsterte und blickte andauernd hinter sich auf die flimmernden Lichter der Goldenen Schüssel.
»Nein. Das habe ich nicht vor.«
»Nimm mich mit, wohin du auch gehst! Bitte!« Sie sah sich wieder um und versuchte, nicht zu zittern.
Ich schickte meine Sinne aus, um ihren Körper zu untersuchen, mit dem nötigen Anstand natürlich. Ich stellte fest, dass sie sehr weiblich war ohne auch nur den kleinsten Hinweis auf Chaos. Der Mangel an Chaos bedeutete nicht unbedingt, dass sie gut war; das hieß nur, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch und durch böse war, sehr gering einzuschätzen war.
»Sollst du zu den Kerlen gehen?«
Sie nickte.
»Dann geh zu ihnen und komm hierher zurück.«
Sie schlich sich zu dem kleinen Gebäude am Ende des Stalles.
Im Stall war ich nicht länger sicher. Sie dachten zwar, dass ich geflohen wäre, und würden bestimmt nicht zurückkommen. Aber mit Sicherheit würden sie Gairloch holen und ihn zusammen mit meiner ganzen Habe verkaufen, vielleicht schon beim ersten Tageslicht. Ich fragte mich allerdings, warum sie das nicht gleich getan hatten, doch das kleine Quäntchen Glück, das ich hatte, sollte ich besser nicht gleich wieder in Frage stellen. Schnell sattelte ich Gairloch und entfernte den Schutzschild von meinem Stab, dem Tornister und den Satteltaschen. Mit meinem gesunden Arm packte ich alles auf Gairloch.
Als ich gerade die Bettrolle festmachte, schlüpfte Alasia wieder herein. »Du kannst nicht einfach hinausreiten. Draußen stehen Wachen.«
Ich sah sie an. »Warum willst du hier weg?«
»Du Narr!« Sie hob die linke Hand und zeigte auf das Bronzearmband. »Weißt du nicht, was das bedeutet? Ich gehöre Teilsyr. Wenn er mit mir schlafen will, kann er das jederzeit tun. Wenn er will, dass ich mit anderen schlafe, muss ich auch das tun.«
»Das ist Sklaverei ...«
»Sie nennen es Leibeigenschaft. Die Herzöge dulden das.« Sie blickte wieder zur Herberge. »Bitte ...«
»Bist du bereit zu gehen?«, fragte ich sie.
»Was wirst du tun?«
»Du wirst einschlafen. Mach dir keine Sorgen.« Ich konzentrierte mich, versuchte mir in Erinnerung zu rufen, wie ich die Offiziere des Präfekten von Gallos zum Schlafen gebracht hatte. Dieses Mal war es etwas einfacher, doch nicht sehr, denn ich fühlte mich unendlich müde.
»Nein ...« Alasia sank in sich zusammen.
Mit einem Ruck hob ich ihren Körper auf. Es war mir nicht unangenehm, obwohl ich mir keine Illusionen machte über ihre Gefühle mir gegenüber. Ich legte sie quer über Gairlochs Sattel. Dann öffnete ich leise die Stalltür und führte Gairloch hinaus.
Wieder wob ich einen Schutzschild um uns drei. Wir durchquerten langsam den Hof und näherten uns den zwei Wachposten, die an dem Haus links neben der Herberge lehnten.
»Hörst du nichts?«, fragte einer der Wächter.
»Außer Teilsyr und seinen Peitschen nichts.«
»Wo bekommt er sie her?«
»Geras der Sattler macht sie.«
»Ich meine die Mädchen.«
»Er kauft sie. Was sonst?«
Ich ging weiter, tätschelte Gairloch sanft und versuchte, ihn zu beruhigen, als wir uns zur Straße schlichen. Kein Wunder, dass sie weg wollte! Peitschen!
»Hörst du das denn nicht?«
»Aber man sieht doch nichts.«
Gairlochs Hufe klapperten auf der Straße.
»Dort. Auf dem Platz. Wenn es dunkel ist, hört man besser.«
»Bist du sicher?«
Als wir auf die andere Seite des Platzes kamen, ließ ich den Schutzschild fallen. Alasias schlaffen Körper rückte ich nach vorn, sodass ich in den Sattel steigen konnte.
Ich lenkte Gairloch aufs nördliche Ende der Stadt zu und hoffte, dass die Tore dort ebenso verrostet waren wie die im Süden.
Ich hatte Glück, nur ein einziger Wachsoldat, der auch noch mit einem Auge schlief, saß am Nordtor. Noch einmal webte ich einen Schild um uns, während wir den erleuchteten Durchgang passierten. Gairloch schien seine Hufe ganz sanft aufzusetzen, doch vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
Wir hatten die
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