Kampf Dem Chaos
Wissens keinen Schmied außerhalb von Recluce, der es zu schmieden wusste. Vielleicht konnte man aus Waffenstahl etwas davon herstellen, indem man Ordnung darin konzentrierte, doch würde man trotz des hohen Aufwandes nur eine sehr geringe Menge an Schwarzem Eisen dabei gewinnen.
Andererseits sollte Recluce angeblich deshalb von Ordnung geprägt sein, weil dort das Eisen unter der Erde lagerte. Wie konnte die Erde Chaos enthalten? In Form von Eisenerz? Warum kamen Schwefel- und Feuerquellen nur an bestimmten Orten vor?
Ich aß, ohne zu schmecken, was ich mir in den Mund schob. Wieder wurde mir bewusst, wie wenig ich doch von den Eigenheiten der Erde wusste.
Ich ging zur Quelle und betrachtete sie, versuchte das zu wiederholen, was Gerlis getan hatte: die Wurzeln im Felsen aufspüren. Der Fels schien mich abzuwehren, doch das Wasser spürte ich deutlich, ich fühlte Wasseradern und eine Fließbewegung. Bestimmt würde ich auch den Ursprung finden können, wenn ich nur wüsste wie. Die Basis der Ordnung erwähnte davon nichts, zumindest erinnerte ich mich nicht daran.
Als ich aufwachte aus meinen Tagträumen, schwirrten die Schneeflocken um mich herum und eine dünne Schneeschicht bedeckte den Sattel. Geistesabwesend wischte ich sie beiseite.
Chaos-Linien konnte ich nicht zurückverfolgen, aber Wasser. Besaß Wasser mehr Ordnung?
Gairloch schnaubte.
»Entschuldige, alter Junge. Es schneit, wir befinden uns mitten im Gebirge und ich stehe einfach nur so herum. Nicht sehr klug von mir.« Ich stieg auf.
Der Pfad, den ich verfolgt hatte, traf keine zwei Meilen weiter auf die Hauptstraße nach Kyphros.
Wir hielten uns nach Westen und ritten einen Berg hinunter. Der Schneefall hörte auf, doch ein Wind setzte ein, weshalb ich am späten Nachmittag erbärmlich fror.
In dieser Nacht, die wir in einer Schutzhütte mit Tür verbrachten, las ich wieder in der Basis der Ordnung. Ich versuchte auch, zwischen den Zeilen, ja sogar unter den Zeilen zu lesen, versteckte Botschaften in den Wörtern und Sätzen zu finden. Manchmal dachte ich, ich hätte etwas gefunden, doch sicher war ich mir nicht.
»... Eisen besitzt ein Kristallgitter und in diesem Gitter kann Ordnung gespeichert werden wie in einem Lagerhaus, in Werkzeugen wie auch tief in der Erde ...«
»... die Gewinnung von Ordnung aus Chaos kommt dem Schmieden zweier edler Klingen gleich, die nach dem Tod eines Herrschers seinen Zwillingssöhnen übergeben werden ...«
Zwei Klingen? Was hatte das mit der Frage zu tun, wie man Chaos eindämmen konnte?
Der letzte Absatz, den ich las, schien den Schimmer einer Lösung zu offenbaren.
»... Ordnung und Chaos fallen auf den zurück, der zu viel davon verbreitet, wie Papier in einem Schmiedefeuer wird er verbrennen ...«
Wie konnte ich dazu beitragen, dass Gerlis über zu viel Chaos verfügte? Was würde geschehen, wenn ich ihm dazu verhalf und er es dann gegen mich einsetzte? Eine gefährliche Sache, dämonisch gefährlich.
Ich blies schließlich den Kerzenstummel aus und versuchte einzuschlafen, doch der Wind heulte um die Hütte und mein Gehirn arbeitete unablässig. Ich erinnerte mich an Ferrel und den Glanz in ihren Augen, als sie mir mein Messer zurückgegeben hatte.
XX
Dellash, Delapra [Candar]
D yrsse verlässt den sonnenbeschienenen Hof, überquert die schattige Veranda und geht auf den Tisch in der Ecke zu, um einen Luftzug entweder von der Bucht unter ihm oder aus den niedrigen bewaldeten Hügeln im Westen zu erhaschen. Er blickt hinunter auf Dellash und die schwarzen Schiffe, die in der Bucht ankern. Nur aus einem Schornstein steigt ein dünner Rauchfaden auf.
Ein dunkelhäutiger Mann erhebt sich aus seinem Stuhl, Dyrsse wendet sich ihm zu und verbeugt sich. »Marschall Dyrsse zu Euren Diensten, Ser Rignelgio.«
»Man hat Euch aufgrund Eurer militärischen Fähigkeiten hierher geschickt, Marschall Dyrsse.« Der schwarzhaarige Rignelgio lächelt höflich, doch seine Augen bleiben eiskalt. »Bitte, nehmt Platz.« Seine kräftige, fast derbe Hand zeigt achtlos auf einen hölzernen Lehnstuhl.
Dyrsse lässt sich hineinfallen, der Stuhl knarrt. »Meine Aufgabe ist es, dem Kaiser und Euch zu dienen.«
»Interessant, wie Ihr es ausdrückt«, bemerkt der Gesandte scharfsinnig. Das aufgesetzte Lächeln erstarrt auf seinem glatt rasierten Gesicht, als er wieder Platz nimmt.
»Ich setze den Kaiser immer an die erste Stelle.« Dyrsse lacht. »Das ist nicht nur angebrachter, sondern auch sicherer.«
»Die
Weitere Kostenlose Bücher