Kampf Dem Chaos
darüber unterhalten habe.«
»Der Olivenbauer – Hensil, sagte er, wäre sein Name – kam im letzten Achttag hier vorbei«, durchbrach Rissa das Schweigen. »Er wollte sich beschweren, aber ich sagte ihm – wie Ihr es mir aufgetragen habt –, dass Ihr geschäftlich für den Autarchen unterwegs seid. Er sagte, das wäre gut und schön, aber der Autarch würde keine Stühle schreinern, und Ihr solltet besser bei Euren Stühlen bleiben, anstatt Euch ins Regieren einzumischen.«
Ich musste erst einen halben, viel zu heißen Kloß hinunterschlucken, bevor ich sprechen konnte. »Was hast du darauf gesagt?«
Rissa zuckte mit den Schultern. »Ich sagte ihm, er hätte völlig Recht. Wir alle wären glücklicher, wenn wir nur das tun brauchten, was wir wollten, und nicht was andere verlangten.«
»Natürlich«, bemerkte Haithen mit vollem Mund, »möchte er, dass ein Schreinermeister seine Stühle fertigt.«
Schweigend aß ich weiter. Ich wusste, dass ich keine Chance gegen die beiden hatte.
Nach dem Essen verscheuchte uns Rissa aus der Küche und wir protestierten auch nicht dagegen, keinen Augenblick lang.
Krystal schloss die Schlafzimmertür. »Arbeit oder Vergnügen?« Sie lächelte.
»Zuerst die Arbeit. Dann können wir zum wichtigeren Teil des Abends übergehen.«
Doch wir wussten beide, dass uns die Arbeit immer verfolgen würde, ganz gleich was wir dagegen auch unternähmen.
Ich erzählte ihr alles, sogar von den zwei Mädchen und meinen Gefühlen für das Stallmädchen.
Sie schüttelte den Kopf. »Du musst aber auch immer bedenken, warum du dort warst.«
Sie hatte Recht. Wäre ich gefangen genommen worden oder hätte Aufmerksamkeit auf meine Eigenschaft als Magier gelenkt, wäre damit keinem geholfen gewesen. Auch hatte ich keine Ahnung, was ich gegen Jassid hätte unternehmen können, außer ihn umzubringen auf die eine oder andere Weise.
»Machst du dir Sorgen wegen Gerlis?« Krystal saß auf dem Bettrand neben mir, so nah, dass ich sie mit all meinen Sinnen spüren konnte, ohne dass ich mich auch nur im Geringsten anstrengen musste.
»Ja.«
»Kannst du heute Nacht etwas dagegen tun?«
»Nein«, musste ich zugeben.
In dieser Nacht hielten wir uns fast die meiste Zeit einfach nur umschlungen. Das gegenseitige Halten war sehr wichtig für uns. Ich erinnerte mich, dass es auch so begonnen hatte, damals in Recluce. Noch bevor ich wusste, dass ich Krystal liebte, kurz bevor wir uns unserer Aufgabe als Gefahrenbrigadiere stellen mussten, hatte sie mich gebeten, sie zu halten, und ich hatte es getan.
XXII
G unnar ging die steingepflasterte Gasse hinauf zu dem schwarzen Steingebäude, das sich über den gesamten Kamm eines niedrigen Hügels erstreckte. Ab und an zwitscherte ein Vogel aus dem lichten Blätterwerk der Kirsch- und Apfelbäume zu beiden Seiten der Gasse.
Er drehte sich um und blickte ostwärts in Richtung Wandernicht, da bemerkte er einen einzelnen Reiter auf der Straße von der Stadt zum Institut für Ordnung. Er wanderte weiter, der Herbstwind wühlte raschelnd in den trockenen Blättern am Boden und streifte den massiven Bogen aus schwarzen Quadern, der den Eingang zum Tempel des Instituts bildete. Über ihm hörte er die Flügel einer Schar Vögel schlagen, die sich auf den Stoppelfeldern unter den Bäumen niederließ.
Als er das Klappern von Hufen auf der Straße vernahm, wandte er sich um.
Die Reiterin trug keine Kopfbedeckung – eine große, schlanke Frau mit silbernen Strähnen im sandfarbenen Haar. Als sie mit dem hochgewachsenen Magier auf gleicher Höhe war, hielt sie an und stieg vom Pferd.
»Elisabet! Ich hatte dich nicht hier erwartet.« Gunnar umarmte seine Schwester.
Das Pferd wieherte empört.
Doch ein einziger Blick von Elisabet beruhigte den Hengst.
»Das hättest du aber. Sogar ich fühle die Gefahr.« Der Wind zerzauste ihr kurzes Haar. »Doch immer muss ich dich aufsuchen.«
»Von wegen, sogar du kannst die Gefahr fühlen?« Gunnar lachte. »Du bist doch die Erste, die sie wahrnimmt!«
»Nicht immer.« Mit drei schnellen Handgriffen hatte sie die Zügel um den Eisenring am Balken gebunden. »Und es wird die Zeit kommen, da musst du andere auserwählen.«
»Vielleicht hast du Recht.« Gunnar wandte sich dem jungen Mann und der jungen Frau zu, die ihnen auf dem Weg zum kleineren Lesesaal entgegenkamen.
»Magister Gunnar«, fragte die rothaarige Frau, »habt Ihr den Aufsatz gelesen?«
Gunnar nickte. »Ich werde später mit dir darüber sprechen.
Weitere Kostenlose Bücher