Kampf Dem Chaos
würde ich auch Krystal eher wiedersehen. Es war auch klar abzusehen, dass ich nicht lange in meiner Schreinerei arbeiten würde. Dieser neue Weiße Magier brachte mir in dieser Hinsicht nur Verluste ein. Und auf welche Weise Krystal davon betroffen sein würde, daran wagte ich nicht einmal zu denken.
Der Regen hörte nicht auf – es regnete am Morgen, den ganzen Tag über bis zum Nachmittag. Gairloch trug mich immer höher und tiefer hinein in die Mittleren Osthörner. Der Bach neben der Straße wurde durch die Regenfälle immer reißender und breiter. Glücklicherweise verlief die Straße mindestens drei Ellen über dem Bachbett. An einigen Stellen trennten den Bach und die Straße Abhänge von fast zehn Ellen.
Die Raketen schienen das geringste Problem zu sein, dem ich derzeit gegenüberstand. Wie konnte ich jedoch mit so viel Chaos fertig werden? Und was machte Gerlis mit dem Tal? Warum wurde dort die Erde aufgeworfen?
Vielleicht hatte ich noch nicht genug herausgefunden, aber meine vordringlichste Sorge war jetzt, nicht aufgespürt zu werden und mit meinen Entdeckungen nach Kyphros zurückzukehren. Während ich darüber nachdachte, wurde ich nasser und nasser und der Regen fiel unbeirrt weiter vom Himmel.
Unweit der Straße unter einem Berg mit zwei Gipfeln fand ich eine Schutzhütte. Auch hier gab es keine Tür und das Dach hing bedenklich durch, genau wie in der Hütte auf meinem Weg nach Hydlen.
Doch diese Hütte stellte eindeutig eine Verbesserung gegenüber einem Lager unter freiem Himmel dar. Ich nahm eine trockene Ecke und Gairloch die andere.
Es gab Holz und ich machte ein Feuer und kochte Tee. Der Kamin zog nicht sehr gut, sodass der Rauch sich im Raum ausbreitete. Doch er wurde nicht zu dick, da durch die offene Tür frische, feuchte Luft hereinwehte.
Ich teilte einige Apfelschnitze mit Gairloch und gab ihm einen Getreidekuchen. Dann führte ich ihn zum Bach hinunter, wobei wir noch nasser wurden. Danach musste ich erst einmal meine Kleider ausziehen und auswringen, ich breitete sie in der Hütte aus in der Hoffnung, die Wärme und das Feuer würden sie trocknen. Tunika, Hose und Unterhose waren völlig durchnässt, genau wie meine Stiefel. Mein Arm schmerzte und die Wunde juckte.
Nach dem Essen breitete ich meine Bettrolle in der windstillen Ecke aus und zündete die Kerze an. Ich schlug Die Basis der Ordnung auf und wickelte mich in meine Decken. Der Stab lag offen an meiner Seite, denn um Stallbesitzer musste ich mir an diesem Abend keine Gedanken machen. Lange suchte ich nach einer Stelle im Buch, die mir weiterhelfen würde, wenn es zu einem direkten Zusammentreffen mit Gerlis käme.
Ich entdeckte einige Hinweise, wie zum Beispiel: »... es gibt die Macht und die Kontrolle über die Macht. Unkontrolliertes Chaos kann denjenigen, der es anwendet, zu Grunde richten. Unkontrollierte Ordnung vermag das Gleiche zu tun. Ein Ordnungs-Meister muss jedoch diese Macht in bestimmte Kanäle lenken ...«
Das hatte ich bei Antonin auch schon gewusst. Doch zu wissen, dass sich bestimmte Dinge so verhielten, half nicht unbedingt weiter. Genau deshalb kam ich mit dem Buch, mit Justen und mit meinem Vater nicht zurecht. Alle waren immer bereit, einem die Probleme und manchmal sogar die Lösung derselben aufzuzeigen – meist haarklein und tödlich langweilig. Aber wie man die Probleme löste, erfuhr ich nie. Es war genau dieselbe Geschichte wie in dem alten Märchen vom Fluss, den man mit Hilfe eines Seiles überqueren konnte. Man musste nur ein Seil über den Fluss spannen. Doch niemand wusste, wie man das Seil über den Fluss schaffen konnte.
Großartig. Ich musste die Macht in andere Kanäle lenken. Doch wie kontrollierte und lenkte man Macht? Ich legte mich schlafen, um das herauszufinden.
Am nächsten Morgen regnete es nur noch leicht und der Bach war zurückgegangen. Meine Tunika schien trocken zu sein, doch die anderen Kleidungsstücke trieften noch vor Nässe. Ich besaß noch eine Ersatzunterhose, die ich unterwegs getrocknet hatte, nur ein kleiner Fleck vom Leder der Packtaschen zierte das Hinterteil. Aber wer achtete schon auf Unterhosen? Mit Unterhosen verhielt es sich wie mit Arbeitshandschuhen – sie waren notwendig, aber langweilig.
Gairloch bekam zwei Getreidekuchen, während ich mich anzog und alles zusammenpackte. Ich striegelte ihn noch schnell vor dem Satteln und führte ihn hinaus zum Bach. Er trank sehr viel, wie ich selbst auch.
Ich stieg auf. Er schnaubte.
Die Straße bog und
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