Kampf der Gefuehle
machen.«
»Sie wissen, dass ich immer vorgehabt habe, die ganze sais on des vistes über hierzubleiben. Es tut mir leid, aber
diesen Plan kann ich nicht von heute auf morgen aufgeben.« Sie versuchte, nicht allzu eisig zu klingen, war sich aber nicht sicher, ob ihr das gelang.
»Sie nehmen mir übel, was auf dem Duellplatz vorgefallen ist, nicht wahr? Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist, das schwöre ich Ihnen. Ich glaube, ich wurde von Wahnsinn befallen, weil der Engländer so überzeugt schien, Sie zu haben.«
»Tatsächlich?«
»Er äußerte sich so abfällig während des Wortwechsels, der dann dazu führte ...«
In diesem Moment hob Madame Zoe, die bisher geduldig zugehört hatte, den Kopf und fiel dem Russen ins Wort. »Sind Sie sich dessen sicher, monsieur? Das hört sich in keiner Weise nach dem Monsieur Blackford an, den ich kenne.«
Sascha schenkte ihr einen flüchtigen Blick. »Sie waren nicht dabei, madame. Ich hingegen war es, zu meinem großen Bedauern.«
»Aber Sie haben Gavin das Duell aufgezwungen, Sie haben ihn zu diesem Zweck in seinem Studio aufgesucht. Diejenigen, die dabei waren, sagen, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als eine Forderung auszusprechen, und dass Sie allerlei Anspielungen auf Ariadne gemacht Haben, um dieses Ziel zu erreichen.«
Etwas Ähnliches hatte Ariadne sich schon gedacht, aber das war das erste Mal, dass sie es bestätigt bekam. Da Madame Zoe mit den Fechtmeistern und ihren Frauen befreundet war, verfügte sie zweifellos über Informationsquellen, zu denen Ariadne keinen Zugang hatte.
»Wie ich schon gesagt habe, war ich extrem aufgebracht«, entgegnete Sascha mit einer Handbewegung, die wirkte, als verscheuche er eine lästige Fliege. »Was genau gesagt wurde, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich lediglich daran, dass der Wortwechsel auf unerträgliche Weise beleidigend wurde.«
»Aber es war Blackford, der Sie herausgefordert hat«, insistierte Madame Zoe mit hochgezogenen Augenbrauen. »Folglich muss er es doch gewesen sein, der etwas gehört hat, das Genugtuung erforderte.«
»Also wirklich, madame ...«, setzte Sascha an.
»Lassen wir das. Die Sache ist erledigt und lässt sich nicht rückgängig machen«, warf Ariadne ein und streckte ihm die Hand hin. »Mir bleibt nur noch, Ihnen eine glückliche Reise und weiterhin alles Gute zu wünschen.«
»Sie sind wie immer die Freundlichkeit selbst«, sagte er, indem er ihre Hand zum Mund führte und sie küsste. »Bevor ich absegle, mache ich mir vielleicht noch das Vergnügen, mich etwas feierlicher von Ihnen zu verabschieden. Wann wird Monsieur Blackford denn in seine eigene Wohnung zurückkehren?«
»Das entzieht sich meiner Kenntnis. Er wurde schließlich schwer verwundet.«
Sascha zuckte geringschätzig die Achseln. »Ich bin mir sicher, dass ich nur leicht zugeschlagen habe, und sobald Blut fließt, wirken diese Dinge schlimmer, als sie es in Wirklichkeit sind. Außerdem heilen bei Männern seines Schlages Wunden mit erstaunlicher Schnelligkeit.«
Ihm zu widersprechen war sinnlos und hätte überdies so wirken können, als sei sie auf eine allzu persönliche Weise besorgt. »Sie müssen tun, was Sie für angebracht halten.«
»Das werde ich, madame, keine Bange«, erwiderte er.
Nachdem er ihre Hand losgelassen hatte, berührte er grüßend seinen Hut und nickte Madame Zoe zum Abschied zu. Dann stolzierte er auf dem Bürgersteig davon, wobei er seinen Stock wie eine Waffe hin und her schwang.
»Ein gefährlicher Dummkopf«, stellte Madame Zoe fest, während sie ihm hinterherstarrte, »aber trotzdem ein Dummkopf. Man könnte meinen, er hätte einen seiner Stöcke verschluckt... aber lassen wir das.«
»Finden Sie?« Ariadne kam er lediglich aufgeblasen vor und wie jemand, der allzu großen Wert darauf legte, seinen Kopf durchzusetzen.
»Menschen, die sich und die Dinge nicht so sehen, wie sie sind, die nicht imstande sind, zu erkennen, dass andere anderer Ansicht sein könnten, sind immer gefährlich. Sie versuchen sehr oft, den Dingen Gewalt anzutun, damit sie ihren Wünschen entsprechen, und beseitigen dabei alles, was ihnen im Wege steht.«
»Beziehungsweise alle? Das hat Sascha versucht, aber es hat nicht funktioniert.«
»Das heißt nicht, dass er es nicht noch einmal versucht.«
Ein Schauder rieselte Ariadne über den Rücken, als sie daran dachte, dass Gavin körperlich noch nicht in der Lage war, abermals einer solchen Gefahr entgegenzutreten. Deshalb war sie
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