Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
wäre.«
    »Und Klugheit ist ein erstrebenswertes Gut? Das hätte ich nicht gedacht.«
    Seine ironische Stimmung war ansteckend. Zumindest kam es ihr so vor. »Der Hang zur Klugheit«, entgegnete sie, »ist mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Im Moment hat er die Oberhand.«
    »Der Geist beherrscht das Fleisch. Verstehe. Sie werden mich hoffentlich davon in Kenntnis setzen, falls es zu einer Verschiebung des Kräfteverhältnisses kommen sollte.«
    »Wohl kaum«, sagte sie über die Schulter. »Sie sind auch so schon viel zu selbstsicher.«
    »Was für ein Irrtum! Was Sie betrifft, bin ich überhaupt nicht sicher.« Nach einer kaum merklichen Pause fuhr er fort: »Würden Sie sich jetzt bitte eine Waffe aussuchen?«
    Als sie sich ihm zudrehte, sah sie, dass er neben dem Tisch stand, auf dem die Florette bereitlagen. »Ich bevorzuge weder die eine noch die andere. Sie können eine für mich aussuchen.«
    »Das nenne ich Vertrauen. Oder rechnen Sie damit, dass ich so ritterlich bin, Ihnen die bessere der beiden Klingen zu geben?«
    Sie lächelte ihn amüsiert an, da ihr tatsächlich etwas in der Art vorgeschwebt hatte. »Eher, dass Sie fair sind.«
    »Oh, ich bin immer fair.«
    Das schien zu implizieren, dass er nicht immer ritterlich war. »Ich bin vorgewarnt.«
    »Das sind Sie«, murmelte er. Nachdem er die Klingen geprüft hatte, griff er nach ihnen und drehte sich ihr zu. »Das sind Sie.«
    Sie fing das Florett auf, das er ihr zuwarf, weil sie damit rechnete. Unverzüglich wandte sie sich von ihm ab und begab sich zu ihrem Platz auf der Fechtbahn.
    Wie vertraut es ihr schon war, ihm in vorgeschriebener Entfernung auf der piste gegenüberzustehen, ihn zu begrüßen und dann die Klinge mit ihm zu kreuzen. Stahl küsste Stahl, als ob zwei Liebende einander begegneten. Dass er irgendwie geschwächt war, war in keiner Weise zu spüren. Der Druck, den sein Florett gegen das ihre ausübte, war so kräftig wie eh und je.
    In diesem Moment fiel ihr die Lektion in Selbstbeherrschung ein, die er ihr vor nicht allzu langer Zeit erteilt hatte. Die Erinnerung rief tief in ihrem Innern ein ziehendes Gefühl hervor, das sie zu unterdrücken suchte, indem sie die Unterleibsmuskeln anspannte. Solche Dinge durften keine Rolle spielen. Sie schob sie energisch beiseite und konzentrierte sich ganz auf die funkelnde Spitze der Klinge vor ihr und auf die Angriffsbereitschaft des Mannes, der sie in der Hand hielt. Letztere durfte sie unter keinen Umständen außer Acht lassen.
    War sie bereit? Zweifel an ihrem Können befielen sie.
    Alles in allem war sie eine relativ neue Adeptin dieser alten Kunst. Doch wenn ihr Können nicht ausreichte, dann würde dies lediglich dazu führen, dass er sie ein weiteres Mal besiegte.
    Wie immer fingen sie auf Gavins Zeichen hin an. Es war wie ein Tanz, eine jahrhundertealte, in gemessenem, anmutigem Rhythmus ausgeführte Pavane, bei der jede Bewegung eine Gegenbewegung erforderte, jeder Schritt sein Gegenstück hatte. Ihre Schatten huschten über den Fußboden, trafen und trennten sich an den Wänden. Die rauchige Luft im Zimmer wurde durcheinandergewirbelt, vermischte sich mit dem Wind, der durch die offenen Fenster hereinwehte und die Kerzenflammen zum Flackern brachte, die daraufhin entweder erstarben oder hell aufloderten. Das Klirren ihrer Klingen hallte von den Wänden wider und schuf eine Klangkulisse, deren Rhythmus so gleichmäßig war wie der eines Metronoms.
    Plötzlich fegte ein Windstoß ins Zimmer. Ein Teil der Kerzen geriet heftig ins Flackern und ging schließlich aus, so dass es im Raum erheblich dunkler wurde.
    Gavin hob die Hand, um Ariadne Einhalt zu gebieten, sagte jedoch nichts über die eingeschränkte Beleuchtung.
    »Sie halten sich zurück«, stellte er fest. Die Maske, die sein Gesicht verbarg, ließ seine Worte ganz dumpf klingen.
    »Nicht mehr als Sie«, stieß sie hervor, da die Anstrengung sie ein wenig atemlos gemacht hatte. Auf dem in der Nähe der Tür stehenden sechsarmigen silbernen Leuchter brannten nur noch zwei Kerzen. Ihr beißender Rauch driftete durch die Luft und kitzelte Ariadne so in der Kehle, dass sie husten musste.
    »Lassen Sie das.«
    »Wie?« Im ersten Moment glaubte sie, er meine, sie solle aufhören zu husten.
    »Halten Sie sich nicht zurück.« Mit einer Bewegung seines Floretts forderte er sie auf, die Ausgangsstellung wieder einzunehmen.
    Was blieb ihr denn anderes übrig, als sich zurückzuhalten? Diese Frage quälte sie, als sie erneut

Weitere Kostenlose Bücher