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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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ihrer Mutter ausgesucht hatte, damit sozusagen al-
    les in der Familie blieb. Sie hießen Monsieur und Madame Dorelle.«
    »Die ehrenwerten Eltern eines jungen Mannes namens Francis Dorelle, der vor einiger Zeit gestorben ist.« Er hoffte, dass seine Stimme gelassen klang. Zumindest gab er sich große Mühe, um diesen Effekt zu erzielen.
    »Ich denke schon. Er starb ...« Erbleichend hielt die Diva inne, während der Ausdruck ihrer Augen verriet, dass sie alles begriffen hatte.
    »Ja, durch meine Hand. Was ich unendlich bedaure.«
    »Wie seltsam«, sagte sie mit unsicherer Stimme.
    »Was? Dass ich seine Pflegeschwester jetzt im Gebrauch eines Degens unterrichte? Halten Sie das für einen üblen Scherz des Schicksals? Oder für eine Torheit meinerseits?«
    »Tja, da bin ich mir nicht sicher«, erwiderte sie mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck, während sie ihre Tasse mit Schokolade zum Mund führte.
    Gavin hingegen war sich seiner Sache sicher. In seiner Vorstellung nahm eine ganz bestimmte Gefahr konkrete Gestalt an, was ihn dazu veranlasste, einen lautlosen, kräftigen Fluch auszustoßen.
    Madame Zoe sah ihn an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch dann wandte sie sich schweigend ab, womit sie bewies, dass sie eine Frau von großem Verstand war.
    Einige Minuten später gesellte Maurelle sich zu ihnen. Gavin ließ wie gewöhnlich seinen weltmännischen Charme spielen, zumindest nach außen hin. Seine Entdeckung erwähnte er mit keinem Wort, zum Teil deshalb, weil er keine Ahnung hatte, wie weit Ariadne Faucher die Witwe Herriot ins Vertrauen gezogen hatte, zum Teil aber auch deshalb, weil er selbst nicht wusste, wie er sich weiterhin verhalten sollte. Während er noch über die ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten nachdachte, kam ein Trio von Musikern in den Salon, darunter der berühmte Geigenspieler mit dem Spitznamen Old Bull. Derweil Maurelle das Programm für den offenbar geplanten Musikabend mit ihnen besprach, entschuldigte sich Gavin und begab sich in den garconniere-Flügel.
    Wo ihn die liebreizende Madame Faucher erwartete. Als er die Tür öffnete, drehte sie sich ihm zu, hell beschienen von vier Dutzend Kerzen, die im Luftzug flackerten und deren Licht sich in den Fenstern auf beiden Seiten des langen Raumes widerspiegelte.
    Gavin stockte der Atem, und er war außerstande, auch nur noch einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    »Sie kommen zu spät«, sagte sie mit einer Stimme, die angenehmer war als der Ausdruck in ihren schwarzen Augen.
    »Ich wurde aufgehalten. Geschah das, damit Sie mir diesen Anblick bieten können?«
    Sie senkte die Arme, die sie vor der Brust verschränkt hatte, und trat von dem Tisch, an dem sie lehnte, weg, um mit einer Geschmeidigkeit auf ihn zuzukommen, die durch die enganliegenden Hosen aus gelbbraunem Hirschleder, die ihre unteren Gliedmaßen umhüllten, extrem betont wurde. Um ihre schmale Taille war eine breite Piratenschärpe aus bunter Seide geschlungen, während ihr Oberkörper in einem leinenen Männerhemd mit tiefem Ausschnitt steckte, der weder durch ein Tuch noch durch einen Schal verhüllt wurde. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?«, fragte sie.
    »Nicht das Geringste. Ich bin ja schließlich kein
    Narr.« Wenn man bedachte, was er zu sehen bekam — Hüften und unendlich lange Beine, die bisher ein von Röcken geschütztes Geheimnis gewesen waren —, war es ein Wunder, dass er es überhaupt schaffte, ein Wort herauszubringen. Hatte er sie sich bei ihrem ersten Treffen nicht genau so vorgestellt? Es war, als hätte sie seine geheimsten Fantasien erraten und in die Wirklichkeit umgesetzt. Das war im höchsten Maße erfreulich, aber auch äußerst beunruhigend. »Man kann Ihrem Schneider nur gratulieren, mon vieux.«
    Sie quittierte die männliche Form der Anrede mit einem schiefen Lächeln, ging aber nicht weiter darauf ein. »Meiner Schneiderin, wenn ich bitten darf. Finden Sie nicht auch, dass es bei dieser Bekleidung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zu Verletzungen kommen dürfte?«
    »Gewiss, denn sie ist so einzigartig, dass jeder Gegner vor Verblüffung erstarrt.«
    »Mit einzigartig meinen Sie vulgär, nehme ich an.«
    »Oh, selbstverständlich.«
    »Dann missbilligen Sie das Ganze also.«
    Fast schien sie ihn zu drängen, seine Missbilligung auszudrücken. Zumindest hatte Gavin diesen Eindruck. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er sich daran, seinen Gehrock zu öffnen, auf dessen großen Silberknöpfen

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