Kampf der Gefuehle
Begegnung an wollte - Ihren reizenden Körper, den Sie so offen zur Schau stellen.«
Zorn, in den sich Schuldgefühle mischten, stieg in ihr auf und rief ein brennendes Gefühl in ihr hervor, eine Empfindung, die noch gesteigert wurde durch den zudringlichen Blick, mit dem er sie musterte und der sich schließlich auf den Schnittpunkt ihrer Schenkel heftete, der von ihren schweißgetränkten Hosen mit besonderer Deutlichkeit herausmodelliert wurde. Wenn sie inzwischen nicht sicher gewesen wäre, dass er angetrunken war, wäre sie wahrscheinlich noch aufgebrachter gewesen.
Sascha war dank der Zechgelage, die junge Männer seiner Schicht an der Militärakademie veranstalteten, äußerst trinkfest. Es gab aber auch Zeiten, da ihn diese Trinkfestigkeit im Stich ließ. Ihr drängte sich die Frage auf, ob er sich Mut angetrunken hatte, bevor er zu ihr gekommen war.
»Meine Art der Bekleidung«, sagte sie in gelassenem Ton, »hat keinerlei Bezug zu meinem Charakter oder zu der Tatsache, dass ich geneigt bin, mich von Ihrer Erklärung geschmeichelt zu fühlen. Es lag weder in meiner Absicht, Ihnen meine Bekleidung vorzuführen, noch habe ich sie Ihretwegen angezogen.«
»Aber Ihres Fechtmeisters wegen.«
»Nein, sondern um mich ungezwungen und sicher auf der Fechtbahn bewegen zu können.«
Er stieß ein leises Lachen aus, bei dem ihr sein alkoholgeschwängerter Atem ins Gesicht schlug. »Wollen Sie mir weismachen, dass dieser Blackford in dem Ganzen nicht mehr gesehen hat?«
»Sascha, um Himmels willen!« Wenn ihr nicht vor Augen gestanden hätte, was sich vorhin auf der Fechtbahn abgespielt hatte, wäre sie wohl noch erzürnter gewesen.
»Wollen Sie behaupten, dass er nichts bemerkt hat? Dass er nicht darauf reagiert, keine Annäherungsversuche gemacht hat?«
Das konnte sie freilich nicht, auch wenn sie sich fragen musste, ob sie sich die Inbrunst, von der seine Anweisungen und sein Verhalten unterschwellig geprägt gewesen waren, vielleicht nur eingebildet hatte. »Er hat
mich nicht ein einziges Mal berührt, sieht man einmal von den beim Fechten üblichen kurzen Körperkontakten ab. Ich verwahre mich gegen die Unterstellung, dass es anders gewesen sein könnte.«
»Wenn er sich diese Gelegenheit hat entgehen lassen, ist er entweder ein Narr oder ein Mönch. Ich bin weder das eine noch das andere.«
Sascha trat noch näher an sie heran, packte sie beim Oberarm und drehte sie so herum, dass sie ihm gegenüberstand.
Unverzüglich riss Ariadne sich von ihm los, wirbelte herum und schnappte sich das Florett, das sie gerade poliert hatte. Dann trat sie mit der Klinge in der Hand auf ihn zu und richtete die Spitze der Waffe auf den mittleren Knopf seines Gehrocks.
Einen Moment lang war sie von ihrem Verhalten selbst überrascht. Offenbar hatte sie sich von Gavins Anweisungen mehr zu eigen gemacht, als ihr bewusst war. Sie hatte nicht innegehalten, um nachzudenken, sondern einfach gehandelt. Diese Erkenntnis war ebenso erfreulich wie die Tatsache, dass sie jetzt in der Lage war, sich vor unerwünschten Annäherungsversuchen zu schützen.
Gleichwohl kam sie nicht umhin, ihre Reaktion auf Saschas Zudringlichkeit mit dem Verhalten zu vergleichen, das sie gegenüber Gavin Blackford an den Tag gelegt hatte. Als sie gegen den Fechtmeister gepresst dagestanden hatte, waren ihre Knochen gleichsam zu Gummi geworden. Im tiefsten Innern ihres Körpers hatte sie eine schmerzliche Leere verspürt, wie sie sie noch nie zuvor empfunden hatte. Nie zuvor war sie sich eines Mannes, war sie sich ihrer selbst als Frau mit bestimmten Bedürfnissen und Begierden so bewusst gewesen.
Das ging nicht an. Das durfte nie wieder passieren.
»Sie vergessen sich, Alexander Nowgorodtschew«, sagte sie mit Entschlossenheit in der Stimme. »Ich habe Ihnen nicht die Erlaubnis gegeben, mich anzufassen.«
Er leckte sich über die Lippen und sah sie mit seinen blassblauen Augen, aus denen Kummer und Verdruss sprachen, durchdringend an. »Ich bitte um Vergebung für meinen Fauxpas. Allerdings möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Spitze Ihres Floretts stumpf ist.«
»Das würde mich nicht daran hindern, Ihnen einen unangenehmen Hieb zu verpassen.«
»Ariadne, cherie ...«
»Nennen Sie mich nicht so, wenn ich bitten darf. Das trägt in keiner Weise dazu bei, Ihren Fauxpas wieder gutzumachen. Es sei Ihnen gestattet, sich bei Gelegenheit in aller Form zu entschuldigen. Im Moment wünsche ich lediglich, dass Sie gehen.«
»Ihnen muss doch klar
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