Kampf für Freiheit
machen würden. Alles war still. Ihm rauschte das Blut in den Ohren.
Dann gab es eine wilde, wirbelnde Bewegung, als einer der Wölfe auf ihn zusprang. Marcus duckte sich und das Tier donnerte krachend in die Palisade. Der Wolf fuhr herum, um nach Marcus zu schnappen und mit den Klauen nach ihm zu krallen. Marcus schrie auf, als sein verletzter Arm schmerzhaft brannte, und stieß mit dem Dolch zu. Er verfehlte den Wolf, stach noch einmal zu und wurde diesmal mit einem gequälten Jaulen belohnt. Die Verletzung entmutigte den Wolf jedoch nicht, sondern schien ihn nur noch wütender zu machen. Das Tier griff erneut an und hieb seine Zähne in den ledernen Schutzpanzer, der Marcus’ Schulter bedeckte. Sein kräftiger Kiefer schien das Gelenk zermalmen zu wollen.
Marcus stach wieder und wieder zu, bis er spürte, dass ihm eine warme Flüssigkeit über die Hand rann. Trotzdem hielt der Wolf seine Schulter noch zwischen den Zähnen gepackt und schüttelte Marcus’ Oberkörper jetzt wild hin und her, während sich das andere Tier duckte, um Marcus von der Seite aus anzuspringen.
Von oben waren entsetzte Schreie zu vernehmen. Das Mädchen rief: »Die fressen ihn! Hilf ihm doch jemand! Bitte!«
»Portia! Geh vom Geländer weg!«
Marcus hörte einen schrillen Schrei, und dann fiel der Körper des Mädchens neben ihm in den Sand. In weniger als einem Augenblick fuhr der zweite Wolf zu ihr herum. Portia warf zum Schutz den Arm in die Höhe. Der Wolf riss das Maul auf und packte ihren Ellbogen mit den Zähnen. Sie schrie gellend auf.
Marcus musste ihr helfen. In blinder Wut stach er immer und immer wieder auf den Wolf ein, der seine Schulter attackierte. Schließlich ließ das Tier ihn mit einem gurgelnden Knurren los und brach zusammen, riss ihm dabei aber auch den Dolch aus der Hand. Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, stürzte sich Marcus auf den anderen Wolf, klammerte dem Tier die Hände um den Hals und drückte ihm unerbittlich die Finger auf die Luftröhre. Der Wolf knurrte und warf den Kopf wild hin und her. Portia schrie vor Schmerzen, als der Wolf seine Zähne immer tiefer in ihren Arm schlug. Marcus ließ mit einer Hand los, ballte die Faust und schlug dem Tier so hart auf die Schnauze, wie er nur konnte. Der Wolf gab das Mädchen frei und lief ein paar Schritte zurück. Dann machte er langsam kehrt und hielt einen Moment inne, um sofort darauf erneut anzugreifen.
»Hinter mich!«, schrie Marcus und warf sich zwischen Portia und den Wolf. »Bleib hinter mir!«
Marcus starrte auf das Tier. Die Zeit schien stillzustehen, als er viele Dinge gleichzeitig wahrnahm. Die Panikrufe der Zuschauer. Taurus, der über die Palisaden kletterte. Porcino, der stocksteif vor Schreck dastand. Den Schmerz in seinem Arm und die Angst in seinem Herzen. Den Wolf, der zum Sprung ansetzte.
Und das Glitzern des Dolches im Sand, kaum sechs Fuß rechts von ihm. Marcus stemmte die Beine in den Boden und hob die Hände. Als der Wolf auf ihn zurannte, sprang er nach rechts und prallte mitten in der Luft mit dem Tier zusammen, sodass sie beide zu Boden fielen. Der Wolf war nur noch ein wilder Wirbel aus Pelz, Klauen und Zähnen, die bösartig nach seinem Gesicht schnappten. Marcus zuckte zurück, packte den Unterkiefer des Wolfs mit der Linken und drückte ihn mit aller Gewalt nach oben, nur fort von sich. Gleichzeitig tastete er verzweifelt mit der Rechten im Sand. Da streiften seine Finger die Klinge des Dolches. Er suchte den Griff und schloss endlich die Hand darum, als der Wolf sich gerade aus dem Halt seiner linken Hand befreit hatte. Wieder kam der zottelige Kopf näher, das Maul öffnete sich und der heiße Atem des Tieres strich wie ein warmes Tuch über Marcus’ Gesicht. Der Wolf schnappte nach seiner Kehle.
Da blitzte die Klinge durch die Luft. Die Spitze bohrte sich ins Ohr des Wolfs, zerschmetterte ihm den Schädel und drang tief in das Gehirn ein. Der Körper des Tieres zuckte und sackte über Marcus zusammen. Es lief noch ein Zittern durch das Tier, dann war es reglos. Ein heißer, scharfer Geruch drang Marcus in die Nase und das Fell vor seinem Gesicht erstickte ihn beinahe. Mit Mühe befreite er sich von dem Gewicht, aber der Schmerz in seinem linken Arm war schier unerträglich und es schwindelte ihn von seinem großen Blutverlust. Eifrige Hände zerrten den toten Wolf fort und verschiedene Gesichter verschwammen Marcus vor den Augen.
»Das … Mädchen … Ist das Mädchen in Sicherheit?«, murmelte Marcus. Dann
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