Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
lächelte. „Aber
dann hat Drauschilt überlegt, wie er das Schwert umsonst kriegen kann, und
seine beiden Handlanger losgeschickt.“
„Darauf können wir wetten.“
Gaby, die ihr Haar mit weißer
Schleife nach hinten gebunden hatte, sagte: „Vielleicht hat Hirnvogel auch den
Prückler-Melbaschen Schatz gehabt. Und inzwischen weiterverkauft.“
Nachdenklich schob Glockner die
Brauen zusammen. „Gute Idee, Gaby. Daran hätten meine Kollegen denken sollen —
damals bei den Ermittlungen. Inzwischen ist sicherlich jede Spur erkaltet. Und
wir, im Präsidium, haben nicht eine einzige.“
15. Sprung durchs Fenster
Sie trafen sich, wie
verabredet, ein Jahr danach. Für jeden von ihnen war’s ein langes Jahr gewesen
— mehr als zwölf Monate, nämlich 365 Tage voller Ungeduld, Unruhe und
gegenseitigem Mißtrauen.
In der Presse war der Kunstraub
kein Thema mehr.
Die Polizei hatte ihre
Sonderkommission ,Schatztruhe’ aufgelöst. Keine Spur von den Tätern.
Der Prückler-Melbasche Schatz —
er wurde abgeschrieben. Wahrscheinlich waren die historischen Kostbarkeiten in
private Hände gelangt, in ziemlich schmutzige private Hände — sinnbildlich
gesprochen.
Die Schatztruhe, geraubt aus
dem Landesmuseum von Profi-Einbrechern, die eingestiegen waren durch eine
Dachluke, die Alarmanlage lahmgelegt hatten und sich dann benahmen, als wären
sie zu Hause in den öffentlichen Räumen.
Jedenfalls hatten die Ganoven
Bierflaschen zurückgelassen — ohne Fingerabdrücke angebissene Wurstsemmeln,
Zigarettenstummel und drei weggespuckte Kaugummis.
Schweine!
Der tatsächliche Wert der
Prückler-Melbaschen Schatztruhe war astronomisch; aber vor solchen Summen zuckt
bekanntlich sogar ein Milliardär zurück.
Die wirklichkeitsnahe
Einschätzung eines Experten lautete: „Wer das Geld hat und Schmuck liebt, den
man nirgendwo tragen und zeigen kann, weil das ja auffiele — der wird
sicherlich vier bis fünf Millionen berappen für alles zusammen. Und da gibt es
natürlich zahlreiche Dunkelmänner nationaler und internationaler Herkunft, die
den Zaster — Pardon! — das Geld hinblättern könnten.“
Doch bis jetzt hatte niemand
hingeblättert. Der Prückler-Melbasche Schatz befand sich im Winterschlaf.
Sie trafen sich bei Thomas, der
den Beinamen ,Landsknecht’ hatte, einem ehemaligen Fremdenlegionär. Er vertrug
keine Sonne, ging aber täglich ins Bräunungs-Studio. Einmal wöchentlich schälte
sich seine Haut ab. Dann sah er aus wie eine Pellkartoffel.
An der Tür seiner Wohnung
begrüßte er die anderen: Bernd, die Ameise. Er war klein und quirlig. Edmund,
den Schweizer. Er stammte aus Zürich und roch ständig nach Käse. Und Reinhold,
das Bonbon. Er wurde so genannt, weil er unentwegt Bonbons lutschte.
Es war am selben Nachmittag, da
im Landesmuseum Drachenauge vorgestellt wurde. Über der Stadt sammelten sich Gewitterwolken;
und das war auch von symbolischer Bedeutung für die vier Gauner.
In seinem eher ungemütlichen
Wohnzimmer entkorkte Thomas, der Landsknecht, die Schnapsflasche. Jedem wurde
eingeschenkt, und nicht zu knapp.
„Zum Wohl!“ Thomas hob sein
Glas. „Auf uns, auf die Schatztruhe, auf das Geld, das wir kriegen, vor allem
auf unsere Vorsicht! Es war unbedingt nötig, solange zu warten. Erst mußte Gras
wachsen über den Coup. Wenn die Bullen müde werden, schlägt unsere Stunde.
Meinetwegen auch Prost auf die Bullen! Daß sie so bleiben, wie sie sind:
ahnungslos und ohne eine Spur. Prost!“
„Prost!“ sagte Bernd, die
Ameise.
„Prost!“ nickte Edmund, der
Schweizer.
Reinhold, das Bonbon, hatte
sein Glas schon geleert, wobei er sein Himbeer-Bonbon in die Backe schob, um
sich nicht zu verschlucken.
„Wir müssen auch weiterhin
vorsichtig sein“, sagte Thomas, der Landsknecht. „Aber ich meine, den Verkauf
können wir jetzt anleiern. Trinkt aus, Freunde! Das muß gefeiert werden.“
Alle Gläser waren leer. Er
schenkte nach.
Reinhold, das Bonbon, hob
seinen Schnapsbehälter. „Und Prost auf Großmutter Moderlieschen. Lebt sie
eigentlich noch?“
Thomas, der Landsknecht,
nickte. „Einmal in der Woche vergewissere ich mich. Telefonisch! Wenn sie dann
abhebt und sich mit klarer Stimme meldet, weiß ich: Sie lebt noch und ist bei
guter Gesundheit.“
Großmutter Moderlieschen hieß
eigentlich Liesbeth Mölln, war inzwischen 84 und wechselte ihre Kleidung,
einschließlich der Wäsche, nur noch sehr selten. Das hatte ihr den Namen
eingetragen. Sie war Thomas’ Großmutter. Und
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