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Kampf um die neue Republik

Kampf um die neue Republik

Titel: Kampf um die neue Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter & Carey Schweighofer
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vorgesungen hatte.
    »He!«, sagte er. Seine Stimme klang jetzt stärker und klarer. »He, Sergeant!«
    »Was gibt es?«, sagte Jai, die sich immer noch auf der anderen Seite des Raumes befand.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Etwas besser, glaube ich.«
    »Ich auch. Aber ich weiß nicht, warum.«
    »Wie lange sind wir schon hier?«
    »Keine Ahnung. Ein paar Tage? Oder eine Woche?«
    »Vielleicht eine Stunde?«
    »Kann sein.«
    »Ist Ihnen. so etwas schon einmal passiert?«, fragte sie.
    »In eine Zelle gesperrt zu werden? Ja.« Die Erinnerung daran tauchte wie aus heiterem Himmel auf, was ihn überraschte. Bisher war ihm nichts an dieser Situation bekannt vorgekommen.
    »Oh«, sagte sie.
    Er wartete darauf, dass sie ihn fragte, ob er dabei sein Auge verloren hatte, doch dann fiel ihm wieder ein, dass sie sein Gesicht gar nicht sehen konnte. Trotz der langen Zeit, die sie bereits hier waren, hatten sich ihre Augen immer noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
    »Hat man Sie damals gefoltert?«, fragte sie.
    »Ja. Sogar schlimmer als diesmal.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Nun, vielleicht nicht erheblich schlimmer«, sagte er. »Ist es das, woran Sie die ganze Zeit gedacht haben? Wie oft ich schon im Gefängnis war?«
    Plötzlich erinnerte er sich an etwas, das er früher gesagt hatte, im Zusammenhang mit den grauen Männern beim Verhör.
    Dass sie nur ihren sehnlichsten Wunsch in die Tat umsetzen wollten, eine feindliche Agentin zum Schreien zu bringen. Vielleicht hatte man Jai das Gleiche wie ihm angetan - und dann noch einmal.
    »Jai?«, sagte er zögernd. »Haben Sie. noch beide Augen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine. hat man Ihnen die Augen ausgestochen?«
    Jai lachte. Es war ein überraschend lautes Lachen. Sie brauchte einige Minuten, bis sie sich wieder gefasst hatte. »Dirk«, sagte sie schließlich, »woher soll ich das wissen?«
    Harkness spürte, wie seine Lippen leicht zuckten.
    Dann hörte er sie noch lauter lachen, bis auch er einfiel und ihre Stimmen von den Wänden widerhallten. Allmählich verstummte es zu einem erstickten Keuchen. Als es vorbei war, taten ihm die Rippen und die Kehle weh, aber er empfand eine Befriedigung wie schon lange nicht mehr.
    »Warum haben Sie mich das überhaupt gefragt?«, wollte Jai mit einem letzten Kichern wissen.
    »Vergessen Sies. Lange Geschichte.«
    »Tja, das könnte knapp werden. Ich muss nämlich in zehn Minuten woanders sein.«
    »Ja, ich habe demnächst auch einen wichtigen Termin.«
    Harkness ging durch den Kopf, dass es tatsächlich Leute gab; mit denen er sich treffen sollte. Aber wo? Und mit wem? Als kein Echo von den Wänden mehr kam, kehrte das Summen zurück.
    »Haben Sie darüber nachgedacht?«, fragte Jai. »Über meine Augen? Falls es Sie beruhigt, Harkness, die Leute behaupten, sie wären hinreißend.«
    »Nein«, sagte Harkness ernüchtert. »Ich hatte an Chessa gedacht. «
    »Wer ist das?«
    »Meine Freundin.« Harkness stellte sich ihr Gesicht vor, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Es war ein netter, ganz normaler Tag mit Routinearbeiten gewesen. Sie hatten ein Schiff beladen und im Frachtraum miteinander geflirtet. Aber irgendwo am Rand seines Geistes hatte er gewusst, dass sie bald sterben würde. Er hatte schon immer den Tod anderer Menschen vorausgeahnt. In diesen Tagen hatten ihre Züge etwas Sanftes gehabt. Er hatte es trotz seiner Arbeit für die Allianz gesehen, und er sah es zum ersten Mal bei Chessa, als sie an der Frachtrampe gestanden hatte.
    »Denken Sie häufig an sie?«, fragte Jai.
    »Sie ist tot«, sagte Harkness in seinem üblichen unverblümten Tonfall, mit dem er jedes Gespräch abwürgte. Hallo, Dirk, wie geht es Chessa? - Sie ist tot. - Oh. Danach wurde das Thema gewechselt.
    Aber nicht Jai. »Ich weiß«, sagte sie.
    »Nein, das können Sie nicht wissen.«
    »Doch. Ich habe es daran gemerkt, wie Sie ihren Namen ausgesprochen haben.«
    Harkness wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Jai hatte mit solcher Gewissheit gesprochen, und er hasste es, wenn andere glaubten, ihn durchschauen zu können. Wie zum Beispiel die psychologischen Berater der Allianz, zu denen er niemals gehen wollte.
    »Wie habe ich ihren Namen ausgesprochen?«
    »Als wäre er etwas Heiliges.«
    »Na und? Genauso haben Sie den Namen Ihrer Schwester ausgesprochen.«
    »Ja, aber.«
    Jai verstummte so unvermittelt, dass Harkness glaubte, sie hätte sich in Luft aufgelöst. Er stellte sich vor, dass an ihrer Stelle nun ein tiefes schwarzes

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