Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)

Titel: Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kemfert
Vom Netzwerk:
Emissionsrechten handelt es sich dabei um ein mengenorientiertes Instrument, wohingegen das EEG die Förderung über den Preis gestaltet. Bei Modellen wie dem EEG sagt man: Wer grünen Strom produziert, der erhält dafür einen festgesetzten Preis garantiert. Er weiß also, die Produktion lohnt sich. Die Mengenmodelle hingegen schreiben vor, dass jeder Anbieter eine bestimmte Menge grünen Strom produzieren muss. Die Politik legt hierfür eine Quote fest. Wer den grünen Strom nicht selbst produziert, muss die vorgeschriebene Mindestmenge bei anderen Anbietern einkaufen. Für jede Kilowattstunde Ökostrom werden grüne Zertifikate verteilt, die die Stromanbieter zu bestimmten Preisen untereinander handeln können. In der Quotenregelung sehen ihre Befürworter den Vorteil, dass sich nur der günstigste Ökostrom im Handel behaupten würde, denn die Quote schreibt nur die Menge, nicht aber die Art des grünen Stroms vor, den ein Unternehmen anbieten muss. Das EEG vergütet im Gegensatz dazu jede Form grüner Energie. Die Quote entspreche somit besser den Regeln der freien Wirtschaft. Und dadurch, rechnen ihre Verfechter uns vor, würde der Strompreis auch für den Verbraucher sinken.
    Alle Initiativen, die vorschlagen, das EEG durch eine Quotenregelung zu ersetzen, geben vor, damit nicht gegen die Energiewende selbst einzutreten, sondern für eine bessere Gestaltung dieses Prozesses. Die Quotenregelung, sagen sie, habe dasselbe Ziel wie das EEG : die Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien und einen möglichst fairen Wettbewerb mit bezahlbaren Strompreisen. In der Praxis verfehlt das Quotenmodell jedoch beide Ziele. Das zeigen die Erfahrungen, die andere Länder mit diesem Instrument gemacht haben. Sowohl in Großbritannien als auch in Schweden traten die Nachteile der Quote deutlich zutage: Der Ausbau der grünen Energien blieb hinter den Erwartungen zurück, weil insbesondere große Unternehmen lieber Strafen zahlten, als die vorgeschriebenen Zertifikate zu kaufen. Noch schwerwiegender wirkt sich ein grundsätzliches Problem aus: Der Sinn von marktregulierenden Förderinstrumenten ist es, Innovationen und Technologien so lange zu stützen, bis sie selbst wettbewerbsfähig sind. Wenn aber wie beim Quotenmodell immer nur in die günstigste Energieform investiert wird, haben andere Technologien keine Chance, solange sie am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Würde in Deutschland das Quotenmodell gelten, gäbe es heute kaum Photovoltaikanlagen. Doch gerade der überraschende Preissturz dieser Technologie zeigt, dass das, was im Moment am günstigsten ist, nicht unbedingt auch in zehn Jahren am besten abschneidet. Ende Mai 2012 verkündete mit RWE erstmals ein großer Energiekonzern, künftig in Solarenergie zu investieren. »In Südeuropa kann sie schon wettbewerbsfähig sein. In Deutschland fehlt nicht viel«, erklärte Konzernchef Peter Terium der WAZ am 25. Oktober 2012. Man habe es nicht für möglich gehalten, dass die Photovoltaik so billig werde, nachdem diese Technologie jahrelang als Luxusvariante der grünen Stromproduktion galt. Gerade solche Entwicklungen zeigen, dass die Bemühungen der FDP , die angeblich maßlose Subventionierung des Ökostroms zu bekämpfen, längst von der Realität einer erfolgreichen Energiewende überholt werden.
    Die Abschaffung des EEG und die Einführung der Quote hätten zur Folge, dass die großen Energieversorger in die billigste Technologie investieren würden – derzeit sind das vor allem Windparks an Land und häufig auf See. In solchen Großvorhaben können die Konzerne Strom in erheblichen Mengen so billig produzieren, das andere Anbieter und andere Technologien auf dem Markt keine Chance hätten. Dabei ist es ein Irrglaube, dass die Quote automatisch zu sinkenden Preisen führen würde, sie kann im Gegenteil sogar Preissteigerungen bewirken. Selbst in der Theorie gibt es zu viele Unbekannte, um mit Sicherheit sagen zu können, wie sich die Quote auswirkt – die optimale Quote ist genauso unbekannt wie der optimale Vergütungssatz. In der Praxis führte sie bisher nicht zu Preissenkungen, sondern zu erheblichen Schwankungen.
    Vorteile des EEG
    Anders als es der Vorwurf der Planwirtschaft suggeriert, ist das EEG degressiv angelegt: Je besser die neuen Technologien funktionieren, desto stärker kann man die Vergütungssätze zurückfahren. Und je mehr kleine Anbieter und dezentrale Energieversorger sich auf dem Markt etablieren, desto weniger müssen sie vom Staat

Weitere Kostenlose Bücher