Kampf um Thardos (German Edition)
sollte? Oder hatte sie sich plötzlich um hundertachtzig Grad gedreht?
»Nicht so förmlich, Calhern«, sagte sie und sah ebenfalls aus dem Sichtfenster. »Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen.«
Lance schürzte die Lippen und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was denn? Für Ihre Unnahbarkeit? Schon vergessen. Es gibt Menschen, die mögen mich, und andere wieder nicht.«
Sheree blickte ihn direkt an und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Sehen Sie, ich habe Ihre Akte gelesen und wusste, dass Sie bei den Raumstreitkräften als Held gefeiert wurden, hauptsächlich wegen Ihrer Rettungsaktion auf Arktur IV.«
Lance hob die Schultern. »Na und?«
»Ich mag keine Helden«, sagte sie einfach.
Lance stieß die Luft aus und wusste nicht, was er erwidern sollte. Doch was letztendlich über seine Lippen kam, klang unbeholfen und dumm. »Ach was.«
Sheree seufzte. »Jedenfalls keine Helden, die sich ihrer Taten bei den Raumstreitkräften rühmen und meinen, sie könnten es auch in unserer Truppe zu etwas bringen. Aber das hier ist was ganz anderes. Ich habe Dutzende erlebt, die vom Flottenkommando zu PRIME versetzt worden sind, alle wegen besonderer Auszeichnungen im Dienst. Sie dachten, sie wären unbesiegbar, die Macher in diesem Rennen, aber sie verloren. Fast alle. Jung, ehrgeizig, Heißsporne … und unvorsichtig. Kaum einer von ihnen lebt noch, weil sie ihre Aufgaben zu leicht nahmen und sie mit dem eher laschen Dienst in den Streitkräften verwechselten.«
Lance trat einen Schritt zur Seite. »Und das haben Sie von mir auch gedacht?«
Parr nickte, sah ihn dabei ernst an. »Anfangs ja. Ich war wütend, dass das Oberkommando wieder jemanden aus der Flotte geschickt hat. Ehrlich gesagt, habe ich Sie bereits tot gesehen.«
Lance grinste breit und hob die Hände. »Nun, Commander, wie Sie sehen, lebe ich noch. Hat sich Ihre Meinung dadurch geändert?«
Sheree trat an ihn heran, näher, als ihm im Moment lieb war. »Sie machen es einem wirklich nicht leicht, Lance.« Sie ging auf die Zehenspitzen. Nur eine Sekunde darauf spürte er eine flüchtige Berührung auf seiner Wange. Ihre Lippen.
Lächelnd wandte sich Parr von und marschierte einfach davon.
Über alle Maßen erstaunt schaute Lance ihr nach. Er hob eine Hand und berührte die feuchte Stelle, die ihr Kuss auf seiner Wange hinterlassen hatte.
Da soll einer aus Frauen schlau werden.
Er spielte mit dem Gedanken, ihr hinterherzulaufen, doch es gab etwas, das ihn rasch von diesem Impuls abbrachte. Für einen Augenblick hatte er anstelle Parrs wieder das Bild der fremden Frau vor sich gehabt. Jener Frau, die er gesehen hatte, als er die Nacht mit Lynn verbrachte.
Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?
Er musste die Antwort auf diese Frage verschieben, denn im nächsten Moment summte sein Interkom, und Captain Coventry beorderte ihn zum Briefing-Raum. Lance straffte sich und kam dem Befehl sofort nach. Bestimmt gab es Neuigkeiten über die beiden gefangenen Aliens. Auf dem Weg zum Konferenzraum begegnete er etlichen PRIME -Agenten in Freizeitkleidung, die sorglos und unbeschwert durch die Korridore des Zerstörers schlenderten. Nichts in ihrem Verhalten weckte den Anschein, dass sie sich im Krieg befanden. Offenbar hatte Captain Coventry die Freizeit für die Soldaten etwas ausgedehnt, solange sich die Schiffe im Schutzfeldbereich der Sternenfestung befanden. Selbst wenn einer der fremden Flottenverbände sie hier auf der Rückseite von Asmodis aufspüren sollte, so konnten sie sich immer noch ruhig zurücklehnen und quasi mit einem Fingerschnippen den Gegner ausschalten – so sagten es jedenfalls die Experten, die mit den Fähigkeiten der Sternenfestung vertraut waren. Lance hingegen hielt sich ständig vor Augen, dass die Fremden bereits drei Zerstörer der terranischen Raumstreitkräfte vernichtet hatten. Man sollte ihre Macht nicht unterschätzen.
Er erreichte den Briefing-Raum, nickte den beiden Wächtern neben der Tür zu und trat über die Schwelle. Das Bild, das sich ihm bot, erinnerte ihn nur allzu gut an eine Szene, die er vor wenigen Augenblicken selbst erlebt hatte: Captain Coventry stand allein an einem der Sichtfenster und starrte in Gedanken versunken in den Weltraum hinaus. Auch von dieser Perspektive war die gewaltige Sternenfestung zu sehen, jedoch nur zwei der anderen vier Zerstörerschiffe.
Lance Calhern räusperte sich.
»Treten Sie näher, Lieutenant«, sagte Coventry leise, ohne sich
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