Kampf um Thardos (German Edition)
Angriffswelle umgekommen sein. Sie schaffte es, sich drei Blocks ungeschoren fortzubewegen, als sie Rufe von der gegenüberliegenden Straßenseite vernahm. Jerie hielt im Schritt inne und sah sich gehetzt um. Dann fasste sie einen Entschluss und verschanzte sich im Eingang einer Ruine. Sie bemühte sich, ihren rasenden Atem zu beruhigen, und presste sich mit dem Rücken gegen die mit Rissen durchzogene Wand.
Die Stimmen kamen näher und waren jetzt sogar zu verstehen. Worte in Jeries Sprache wurden gesprochen, doch die Fremden sprachen sie akzentfrei, deshalb war es nicht gesagt, dass sie tatsächlich auf ihre eigenen Leute traf. So verharrte sie in ihrer Position und wartete. Nur wenige Minuten darauf bog eine Gruppe aus fünf Soldaten um die Ecke. Jerie zuckte zusammen und starrte den Kriegern mit vor Schreck geweiteten Augen entgegen.
Sie waren es!
Unwillkürlich hielt die junge Frau den Atem an und verwünschte sich dafür, nicht mehr Munition für ihre Waffe mitgenommen zu haben. Mit nur einer Patrone im Lauf konnte sie nicht das Geringste ausrichten. Andererseits hatten diese Soldaten dort vermutlich ihre Schutzschirme eingeschaltet, die jegliche Geschosse und sogar Energiestrahlen einfach ablenkten.
Sie sind unverwundbar , dachte Jerie seufzend.
Die Gruppe setzte ihren Weg fort, der genau an Jeries Versteck vorbeiführte. Sie trugen ihre gebräuchliche Gefechtsuniform: meerblaue, enge Hosen, darüber schwere, blutrote Stiefel und leichte, blaue Hemden, deren Ärmel sie angesichts der heißen Temperaturen hochgekrempelt hatten. Unter ihnen war auch eine Frau, die anstelle des Hemdes ein knappes Top aus Leder trug, das gerade einmal ihre Brüste verdeckte, ansonsten blanke, sonnengebräunte Haut preisgab. Mit Ausnahme der Frau hatten sich die Fremden bullige Metalltornister auf die Rücken geschnallt, die im ersten Moment an kompakte Sauerstoffflaschen für Taucher erinnerten. Doch Jerie kannte mittlerweile ihren Zweck. Aus einer Buchse am Tornister führte ein dünnes Spiralkabel zur Unterseite des Griffstücks ihrer Strahlengewehre. Der Rucksack war nichts anderes als ein Energietornister für die mächtigen Waffen der Fremden.
Die Frau trug eine handlichere Pistole im Hüftholster, doch auch aus diesem Griffstück lugte ein dehnbares Kabel hervor; dieses war in eine kleine Ladebatterie am Gürtel gestöpselt. Als die Fremde die Hand hob, blieb die Gruppe mit einem Mal stehen. Jerie, die sich noch unentdeckt glaubte, presste sich fester an die Wand und traute sich nicht einmal zu atmen.
»Funkspruch von der Zentrale«, sagte die Fremde zu ihren männlichen Begleitern und berührte ein Sensorfeld an ihrem Gürtel. »Wir sollen uns in Sektor sieben sammeln, um unsere Truppen dort zu unterstützen.«
Die Männer senkten ihre Gewehre und berührten alle die gleichen sensorischen Tasten an ihren Gürteln. Von einer Sekunde auf die nächste waren sie verschwunden!
Ungläubig starrte Jerie zu der Stelle, wo die Gruppe eben noch gestanden hatte. Nichts deutete darauf hin, dass dort jemals irgendwer gewesen war. Sollte sie sich das alles eingebildet haben?
Nach gut einer Minute und einem heftigen Ringen mit ihrer Neugier und ihrer Angst gab sie Ersterer nach und trat ins Freie hinaus. Sie untersuchte den Platz, wo die Feinde verschwunden waren. Deutlich waren im Staub ihre Fußabdrücke zu erkennen.
Keine Einbildung! , sagte sie sich. Aber wo waren sie hin? Eine weitere Waffe ihrer hohen Technologie? Sie mussten eine Möglichkeit haben, sich auf diese Weise fortzubewegen.
Sie können ohne Zeitverlust große Strecken überwinden , schloss Jerie. Dabei hatte sie das Verschwinden nicht einmal richtig wahrgenommen. Sie waren nicht verblasst, sondern einfach fort. Wie aus der Realität herausgeschnitten. Sie werden immer unheimlicher.
Jerie stand auf und blickte sich um. Wäre nicht der permanente Kampflärm um sie herum, der schon fast zur Gewohnheit geworden war, würde es beinahe ruhig in der Straße wirken. Jerie mahnte sich zur Eile. Wenn sie ihren Plan der Vergeltung ausführen wollte, dann durfte sie keine Zeit mehr verlieren. Dieses plötzliche Verschwinden der Fremden bedeutete im Umkehrschluss, dass sie auch auf einmal vor ihr erscheinen konnten!
Sie beeilte sich, die restlichen beiden Blocks hinter sich zu bringen, und prallte betroffen zurück, als sie in die Hauptstraße einbog und die Drillingstürme vor sich sah. Die Gebäude stellten das stolzeste und höchste Bauwerk des gesamten Planeten dar,
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