Kampf um Thardos (German Edition)
rückte sich den Tornister auf dem Rücken zurecht und berührte einen Sensortaster am Gürtel. Knisternd baute sich der Abwehrschirm um ihren Körper auf, um im Notfall hochenergetische Strahlung abzuleiten.
Gut, dass er kein Sonnenlicht absorbiert, sonst würde ich jetzt im Dunkeln stehen , dachte Sheree amüsiert an einen wiederkehrenden Witz aus ihrer Akademiezeit zurück. Der Spruch stammte von einem Kadetten, der das erste Mal den Körperschirm ausprobierte und nach der physikalischen Funktionsweise gefragt hatte.
»Hey, Parr, was ist?«
Erschrocken zuckte Sheree zusammen. Verflucht, sie hatte nicht aufgepasst, sondern einfach nur verträumt in die Gegend gestarrt.
»Tut mir leid«, gab sie zurück und schalt sich dafür, sich eine Blöße gegeben zu haben.
»Bin ich alt oder du schon eine Grannie?«, knurrte Shaw und winkte sie zu sich heran. Er hielt einen Scanner hoch und deutete auf die Anzeigen. Sie zeigten nur zwei menschliche Lebensformen in der Nähe an. Demnach waren Sheree und Shaw die beiden einzigen hier.
»Sehen wir nach«, sagte Sheree. Sie hängte sich das Gewehr über die Schulter und begann, an den Metallsprossen der Außenhülle den Panzer hinaufzuklettern. Shaw folgte ihr einen Augenblick später, blieb aber auf der ersten Plattform stehen, um ihre Umgebung zu sichern. Jetzt zog auch er seine Pistole.
Sheree zog sich an einer Stange, die zum Antennenmasten führte, hoch und erreichte die zweite Plattform – die Turmspitze. Sie blickte sich kurz um und ging dann in die Hocke, um den Einstieg zu überprüfen. Zu ihrer Verwunderung war er offen. Sheree stand auf und hob den Stahldeckel mit dem Fuß leicht an, holte dann federnd Schwung und stieß ihn mit vorgehaltenem Gewehr ganz auf. Entsetzt prallte sie zurück. Der Bordschütze saß blutüberströmt in seinem Sitz, die starren Augen genau auf sie gerichtet.
»Was ist?«, fragte Shaw.
»Der Kanonier ist tot«, teilte sie mit.
»Verdammt!«, keuchte der Colonel. »Warte oben, ich sehe nach den anderen.«
Shaw kletterte um den Turm herum zur Frontsektion des Panzers und musste auch dort feststellen, dass die Verschlussluken geöffnet waren. Er warf einen kurzen Blick ins Innere und drückte dann das Kopfhörermikrofon näher an seinen Mundwinkel.
»Sheree, sie sind tot!«
Sheree sog die warme Luft ein und funkte die Kommandozentrale an.
»Kavanagh hier!«
»Sir, wir haben einen der Titanpanzer gefunden«, berichtete sie. »Das Gerät ist vollständig intakt, selbst die Prallfelder sind aktiv. Aber alle vier Besatzungsmitglieder sind tot, Sir.«
»Tot?«, vergewisserte sich die Stimme des Commanders im Kopfhörer.
Sheree nickte, wurde sich dann erst bewusst, dass Kavanagh sie gar nicht sehen konnte. »Ja, Sir, das sagte ich.«
»Können Sie die Todesursache feststellen?«
»Ich bin kein Arzt, Sir, aber es hat den Anschein, als wären sie mit spitzen Gegenständen erstochen worden. Der Bordschütze trägt zudem Würgemale am Hals.«
»Können Sie sonst noch etwas erkennen?«, fragte Kavanagh.
»Negativ, Sir.«
»Gut, dann fahren Sie weiter zu dem TX. Wir geben Ihnen die Koordinaten durch.«
Sheree bestätigte und kletterte vom Geschützturm hinunter.
Sie blickte zu Shaw und entdeckte in seiner Nähe etwas Ungewöhnliches. »Hey, Isaac, waren die Schlingpflanzen vorher schon da?«
Shaw sah fragend zu ihr auf, dann an sich herunter und bemerkte eine beträchtliche Ansammlung von Efeuranken, die sich vom Boden am Rumpf des Panzers emporgeschlängelt hatten und nur knapp vor Shaws Füßen lagen.
»Ich denke nicht …«
Weiter kam er nicht.
Bewegung kam in die Ranken. Einige schnellten vor und schlängelten sich flink um Isaacs Fußgelenke. Andere wiederum peitschten in die Höhe und wickelten sich um seinen Körper. Dornen sprossen aus den Fangarmen und versuchten, sich durch die Uniform des Colonels zu bohren. Einige versagten am Brustharnisch, doch andere fanden ihren Weg durch die ungeschützten Oberschenkel des Mannes, und ein Arm näherte sich bedrohlich der Kehle Shaws.
Der Colonel fluchte, schrie auf, als ihm der Laser entwendet wurde. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte vom Panzer, wo gleich weitere Ranken auf ihn zustürmten.
Mit vor Entsetzen geweiteten Augen verfolgte Sheree das grausige Geschehen. Sie war wie gelähmt, konnte keinen Finger rühren, um dem Mann zu helfen. Jetzt wusste sie, was den Besatzungen der Panzer und Erkundungsfahrzeuge widerfahren war.
Der Wald lebt!
Eine schnelle Bewegung, die
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