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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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sagte Matthew ruhig und schaute auf den aufgewühlten See. “Ein großartiges Schauspiel, nicht wahr?”
    Charity sah ihn an. Sie wollte nicht, daß ihm Gewitterstürme gefielen. Sie wollte nicht, daß er sich um die Sicherheit der anderen sorgte. Er sollte kein verwundetes Herz haben, das er hinter sarkastischen Bemerkungen versteckte. Es machte ihn allzu menschlich.
    “In einer Stunde werden wir wieder auf dem Wasser sein.
    Suchen wir einen trockenen Platz, wo wir essen können, und schauen wir dem Sturm zu”, schlug Matthew vor.
    Charity sah zum Himmel hinauf. Es blitzte heftig, und ein gewaltiges Donnerrollen folgte. Sie wußte, Matthew Blake täuschte sich selten, aber dieser Sturm würde in einer Stunde nicht vorüber sein. Ebensowenig wie ihre stürmischen Gefühle.
    Nicht in einer Stunde. Nicht in einem Tag. Vielleicht nicht einmal in dem langen Sommer, der vor ihnen lag.
    Sie sah Gewitterwolken aufziehen - am Himmel ihres idealen Sommers - und erschauerte.

4. KAPITEL
    “Hier ist ein guter Platz”, sagte Matthew und stellte den großen Weidenkorb, den man im Hotel für sie hergerichtet hatte, unter eine riesige Goldkiefer. Charity duckte sich unter den Ästen hindurch, die fast bis zum Boden reichten. Hier war es trocken und gemütlich wie in einem kleinen Haus. Der herrlich würzige Kiefernduft wurde durch den Regen noch verstärkt.
    “Und wenn der Blitz in den Baum schlägt?” fragte Charity und spähte durch das Geäst empor.
    Matthew lachte. “Dann sind wir Toast, meine Liebe. Es gibt Dinge im Leben, die man dem Schicksal überlassen muß.” Er breitete die Decke, die oben auf den Picknickkorb gepackt war, auf dem Boden aus, setzte sich, den Rücken gegen den Baumstamm gelehnt, und streckte die langen Beine aus.
    Charity hätte sich auch gern gegen den Stamm gelehnt, hatte aber Angst, Matthew zu berühren. Daher setzte sie sich, die Beine gekreuzt, vor ihn. Doch auch das war keine gute Idee. Die Feuchtigkeit bekam seiner Haut außerordentlich gut und hatte sein Haar noch lockiger gemacht. Er sah blendend aus.
    Jetzt regnete es in Strömen. Matthew nahm verschiedene Delikatessen und zwei kleine Flaschen Wein aus dem Picknickkorb. “Wenigstens das machen sie richtig”, sagte er.
    Charity war empört über seine Bemerkung und fühlte sich plötzlich sehr mit Anpetuwi verbunden. “Sie machen wenigstens was richtig? Meinen Sie damit, daß Sie mit Ihrem Aufenthalt in Anpetuwi unzufrieden sind?”
    “Es gab da ein paar Probleme”, antwortete Matthew kurz angebunden.
    “Es ist erst Ihr dritter Tag!”
    “Eben.”
    “Vielleicht kann man es Ihnen sehr schwer recht machen”, sagte Charity. “Die Leute vom Hotel geben nicht vor, mit eleganteren Betrieben im Wettbewerb zu stehen.”
    “Sie verlangen aber die gleichen Preise.”
    “Sie bezahlen für das Gesamterlebnis. Vielleicht passen Sie woanders besser hin.” .
    Matthew schien nicht aufgebracht. Er sah sie nachdenklich an. “Und was würden Sie vorschlagen, Miss Marlowe?
    “Wie war’s mit der Französischen Riviera? Sie könnten die Nächte in den Kasinos verbringen und tagsüber die Nacktbadestrände genießen.”
    “Finden Sie, ich bin der Typ?”
    “Natürlich, dort können Sie nach Herzenslust den Nacktbadenden zusehen. Die sind daran gewöhnt.”
    Ein Lächeln umspielte Matthews Lippen. “Vielleicht sind Sie es, die an der Französischen Riviera sein sollte.”
    “Glauben Sie etwa, denen fehlt noch eine nicht gerade überqualifizierte Kellnerin?” erwiderte Charity frech.
    “Das nicht.”
    Charity wünschte, es würde ihr nichts ausmachen, daß er ihr nicht versicherte, sie sei gar nicht so schlecht als Kellnerin.
    “Wie auch immer”, sagte sie fest, “ich finde Anpetuwi reizend.
    Ich würde nicht das geringste daran verändern.”
    “Es scheint ein Paradies für Angestellte zu sein.”
    “Wie können Sie nur etwas so Zynisches sagen? Daß das Personal so gern hier arbeitet, gehört zum Charme von Anpetuwi. Sie müssen ein sehr unglücklicher Mensch sein, wenn Sie sich so anstrengen müssen, Fehler zu finden.”
    “Wären Sie interessiert daran, mich etwas glücklicher zu machen?” Matthew zwinkerte ihr frech zu.
    “Mr. Blake”, sagte Charity ruhig, “ich kann Sie nicht glücklich machen. Alles Geld auf der Welt kann es nicht. Und auch Anpetuwi kann Sie nicht glücklich machen. Glück ist etwas, das Sie tief in Ihrer Seele finden müssen, und wenn es da nicht zu finden ist, dann liegt auch dafür die Antwort in Ihnen

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