Kanadische Traeume
Zaubermacht und lockten sie, einen unberührten Teil ihrer selbst mit ihm zu teilen, Geheimnisse preiszugeben - diesem Mann, den sie zuletzt von allen auswählen würde.
Seine Lippen zwangen sie, den Mund noch weiter zu öffnen, seine Zunge in den geheimen Winkeln ihres Mundes zu spüren.
Ihre Hände glitten aus seinem Haar, und sie legte die Arme um seinen Nacken. Sie preßte sich enger an ihn, verlangte, die Härte seiner Brust an ihren weichen Brüsten zu spüren, verlangte, seine Männlichkeit im Gegensatz zu ihrer Weiblichkeit zu fühlen. Sie sehnte sich nach seiner Berührung, wie man sich an einem brennendheißen Wüstentag nach einem Sprung ins kühle Wasser sehnen mochte.
Langsam löste er sich von ihr. Sie öffnete die Augen und sah ihn benommen und voll Verlangen an. Sein Kuß hatte ihr die Knie weich werden lassen, und einen Moment lang glaubte sie, ohnmächtig zu werden.
Sein zynisch wissender Gesichtsausdruck und das Begehren in seinen Augen brachten sie plötzlich wieder zur Vernunft, so als hätte man einen Eimer kaltes Wasser auf sie geschüttet.
Sie befreite sich stolz aus seinem Griff und sah Matthew mißtrauisch an.
“Hmm”, sagte er spöttisch. “Eine solche Lady habe ich gern.”
Er drehte sich weg, zog seine Hose über die feuchte Badehose und schloß den Reißverschluß ohne die geringste Verlegenheit.
In ihrem Magen kribbelte es wieder. Sie wandte sich um und tat, was sie längst hätte tun sollen - sie ging. Sein leises, sinnliches Lachen folgte ihr.
Charity bebte am ganzen Körper, als sie zu ihrer Hütte zurückging. Dieser Mann besaß einen gefährlichen Charme -
einen Charme, der auch das unerschütterlichste Herz gefangennehmen konnte. Sie verging vor diesem Charme. Er ließ sie die steifen Regeln vergessen, die sie ihr Leben lang treu befolgt hatte. Und dieser Mann wußte genau, was für eine Wirkung er auf sie hatte. Was wollte Matthew Blake von ihr?
Charity wurde von einer fröhlich singenden Stimme geweckt.
Einen Augenblick lang dachte sie benommen, es wäre ihr Unterbewußtsein, das so beschwingt war von einer Begegnung, die ihr Verstand schrecklich, erniedrigend und beunruhigend fand.
Nun, sie war Ärztin und wußte genug über die menschliche Physiologie, um zu erkennen, daß gesunde Männer und Frauen manchmal so aufeinander reagierten. Das lag an den Hormonen!
Am Ticken der biologischen Uhr!
Die Sonne brannte zum Fenster herein. Charity stöhnte. Sie fühlte sich, als hätte sie einen Kater, etwas, das nur ein einziges Mal in ihrem ordentlichen Leben vorgekommen war.
“Mandy, wieviel Uhr ist es?” rief sie.
Mandy kam herein. “Fast zwölf.”
“Zwölf?”
“Reg dich nicht auf. Du hast hart gearbeitet. Du brauchst deinen Schlaf, wenn du genug Energie fürs Vergnügen übrig haben willst.”
“Ich bin zu erschöpft fürs Vergnügen.” Charity inspizierte die Wasserblase an einem Zeh.
“War es sehr hart?” fragte Mandy voll Mitgefühl.
“Dein kleiner Witz hat nicht gerade geholfen.”
“Witz?” Mandy sah echt verwirrt aus. Dann lachte sie schelmisch. “Ach das. Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Der Anblick war köstlich:”
“Ich habe sein Gesicht gesehen, und sein Anblick war alles andere als köstlich!”
“Du mußt nicht alles so ernst nehmen, Char.”
Charity zog sich die Decke über den Kopf, aber Mandy kitzelte ihr die Fußsohlen mit der Pfauenfeder aus der Vase neben der Tür.
“Aufstehen! Du wolltest doch bei unserer ersten Kanufahrt dabeisein.”
“Ich hab’ es mir anders überlegt”, kam es gedämpft unter dem Kissen hervor.
“Geht nicht, meine Liebe. Ich brauche dich. Es müssen Pärchen sein für die Boote, und wenn du nicht mitmachst, bleibt ein sehr enttäuschter Gast übrig. Außerdem hast du letzte Woche behauptet, das unbedingt probieren zu wollen in diesem Sommer.”
“Das war letzte Woche.” Charity stöhnte.
“Und was willst du jetzt?” fragte Mandy fröhlich.
“Überleben wäre nicht schlecht”, schlug Charity vor.
Eine Stunde später ging sie brav, mit orangefarbenen Schwimmwesten bepackt, hinter ihrer Cousine zum Strand hinunter. Bald fühlte sie sich viel besser. Mandy war einmalig.
Ihr Unterricht war nicht nur sehr informativ, sondern auch wahnsinnig komisch. Schon nach wenigen Minuten fraßen ihr die Gäste förmlich aus der Hand.
Zum Schluß wurden alle in Paare eingeteilt. Nur blieb für Charity kein Partner übrig.
“Keine Angst”, rief Mandy, als sie Charitys Enttäuschung sah.
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