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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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ist dein Werkzeug, damit sollst du arbeiten. Du sollst bei uns im Kernkraftwerk nicht den Staub abwischen, sondern die alte Außenmauer wegputzen.«
    »Sie meinen, wir sollen diese zwei Meter dicke Mauer da drüben weghauen?«
    »Na klar, dafür brauchen wir zusätzliche Arbeitskräfte. Nimm das Ding und geh rüber zum Sprengmeister, der wird dir sagen, was du zu tun hast. Und pass heute etwas besser auf. Du bist doch der Kerl, der bei der Sprengung letzten Freitag einiges abbekommen hat, nicht wahr?«
    »Nein, wieso? Ich bin heute zum ersten Mal hier.«
    »Nun ja, ich dachte, so wie du aussiehst ... Los, unterschreibe hier für den Hammer, und dann hau ab!«
    Mit dem schweren Gerät auf dem Arm laufe ich zu der halb abgebrochenen Außenmauer. Ich stelle mich neben einen deutschen Arbeiter und lasse das schwere Ding fallen.
    »Was soll denn das hier werden, wenn es fertig ist?« frage ich den verschwitzten Menschen neben mir.
    »Mir hat man gesagt, wir sollen drüben im Kernkraftwerk putzen.«
    »Ach, Unsinn, da wird nicht geputzt. Wir sind schon seit Tagen damit beschäftigt, diese verfluchte Mauer umzuhauen. »
    »Aber wieso das denn?«
    »Was weiß ich, interessiert mich auch nicht. Wahrscheinlich wollen die hinterher eine noch höhere Mauer hier hinstellen, um das Kraftwerk besser gegen die Chaoten zu schützen.«
    »Hey, ihr beiden da, nicht labern, arbeiten!« höre ich hinter mir die missgelaunte Stimme von einem ganz neuen Wichtigtuer mit weißem Helm. Das ist wohl gewerkschaftlich so festgelegt in Deutschland, dass jeder Arbeitsplatz sein Kontingent an Wichtigtuern hat.
    »Reimann, zeig dem Neuen, wo du die Löcher in die Mauer gebohrt hast«, ruft er dem verschwitzten Deutschen zu, »dann kannst du Schicht machen und zu deiner Alten abhauen.«
    »Die ist schon seit einer Woche weg, Meister. Die blöde Ziege hat auch noch alle Möbel mitgenommen.«
    »Ich sag’ doch: Geh lieber in den Puff. Ist viel billiger.«
    »Was? Fürs Vögeln auch noch blechen? Nöö!«
    »Glaub mir, Junge, das musst du sowieso. Sonst hauen die mit den Möbeln ab. Die anderen geben’s wenigstens zu, dass sie es nur wegen des Geldes machen.«
    Ob es wohl auch festgelegt ist, dass die gewerkschaftlich vorgeschriebenen Wichtigtuer überall so sexistisch sein müssen wie mein Meister in Halle 4?
    »Wenn ich wenigstens meine Möbel wieder hätte.«

    »Ach, hau schon ab, du armes Schwein, und such dir deine Möbel. Ich zeige dem Neuen schon selbst, was er zu tun hat.«
    Das lässt sich der verlassene Liebhaber nicht zweimal sagen, schnappt sich sein Werkzeug und läuft rüber zum Magazinbullen. Der Sprengmeister erklärt mir, was ich machen soll und lässt mich dann mit dem Presslufthammer allein.
    Immer wenn ich das schwere Gerät wie ein Maschinengewehr gegen meine Brust stemme, um Löcher in die Wand zu bohren, schmeißt mich die Mistmaschine auf die Erde. Diese drei Tage Knast müssen mich doch ganz schön mitgenommen haben.
    Früher in Halle 4 habe ich grundsätzlich mit zwei Presslufthämmern gleichzeitig gearbeitet. Also gut, vielleicht nicht zwei, aber immerhin einen kleinen konnte ich ganz gut alleine halten. Diese wahnsinnige, höllisch laute Maschine macht mit mir, was sie will. Sie lässt mich zappeln und vibrieren, als hätte ich ein tropisches Fieber. Innerhalb einer Stunde lande ich nicht weniger als zwanzigmal im Dreck.
    Ich bin so wütend, dass ich mir überlege, sofort zum Bus zu gehen, um mit meinen Molotowcocktails zuerst diesen störrischen Apparat samt Kompressor in die Luft zu jagen.
    »Na, was macht ihr denn da? Griechisch-römischen Ringkampf? Wer von euch beiden gewinnt denn?« macht sich plötzlich der Sprengmeister über meine Arbeit lustig.
    »Ach nein, Chef, ich bin nur eben ausgerutscht.«
    »Red doch keinen Quatsch, du Penner, meinst du, ich habe Tomaten auf den Augen? Du bist zum x-ten Mal mit dem Hammer umgefallen wie ein nasser Sack, du Schlappschwanz.
    Mit diesen Leihfirmen hat man nur Ärger. Die schicken mir einen Versager nach dem anderen«, schreit der Sprengmeister, der im Gesicht weißer geworden ist als sein Helm. So, das reicht mir jetzt endgültig! Ich gehe meine Molotowcocktails holen!
    »Geh mal los und besorge das Dynamit!« sagt der Weißhelm plötzlich aus heiterem Himmel.

    »Oh... eh... aber ich habe doch gar kein Dynamit! Das Benzin in den Colaflaschen war doch nur für meinen Ford-Transit gedacht ...«
    Bei Allah, ich bin erledigt! Wieso weiß der alles? Wer hat mich bloß

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