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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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gesehen? Oder waren das nur ihre angespannten Nerven?
    Die Schultern eingezogen, die Hände schützend über ihren Bauch verschränkt, betrat sie die Brücke. Vom Fahrradfahren immer noch außer Atem, lehnte sie sich an die Brüstung und sah hinunter. Etwas stimmte nicht. Aber was? Es waren keine Lichter im Wasser. Trotzdem hatte sich seit dem letzten Besuch etwas verändert.
    Da bemerkte sie etwas hinter sich, das sich langsam bewegte. Als sie sich umdrehte, ragte der Rumpf des Schiffes meterhoch über der Kanalböschung auf. Das Schiff hatte Container geladen. Im schwachen Licht der Navigationsgeräte erkannte sie Umrisse von Gestalten, wahrscheinlich Rudergänger und Kanallotsen, die Kurs auf Kiel hielten. Sie atmete so langsam wie möglich, um ihren Pulsschlag zu beruhigen. Vom Schiff aus betrachtet, war sie bestenfalls ein winziger Schatten am Wegesrand, wahrscheinlich sogar überhaupt nicht zu sehen.
    Sie lehnte sich ans Geländer und blickte erneut in die Schleusenkammer hinab. Plötzlich wusste sie, was es war. Das Wasser. Beim letzten Mal hatte sie von dieser Stelle aus sechs oder sieben Meter in die Tiefe gesehen. Jetzt schwappte das Wasser fast direkt unter ihren Füßen. Wie war das möglich? Sie beugte sich weiter vor. Die Erklärung war einfach, und doch gab sie Rätsel auf. Das untere Schleusentor, das zum Nord-Ostsee-Kanal hin lag und sich direkt unter der Brücke befand, war geschlossen, wohingegen das obere Tor, welches sie bei ihrer Bootstour fest verschlossen und gesichert vorgefunden hatten, nun sperrangelweit offen stand. Die Schleusenkammer von Strohbrück war mit Eiderwasser geflutet.
    Jemand hatte die seit Langem stillgelegte Schleuse benutzt.

32
    E s war sieben Uhr dreißig, als der Verwalter am nächsten Morgen den roten Dodge Nitro vor dem Kühlhaus parkte, die Tür öffnete und durch die Kälteschleuse trat. Die meisten der bis zur Decke gestapelten Obstkisten waren um diese Jahreszeit leer, die neue Ernte würde erst in wenigen Wochen beginnen. Trotzdem herrschte in dem großen, fensterlosen Raum eine Temperatur von drei Grad und eine Luftfeuchtigkeit von sechzig Prozent, das perfekte Klima, um die eingelagerten Früchte im Kühlschlaf und auf diese Weise frisch zu halten.
    Lena hatte ihn ins Kühlhaus geschickt. Sie wollte zu Mittag Apfelauflauf kochen und hatte ihn gebeten, fünf Kilo Äpfel mitzubringen. Er nahm den Jutebeutel, den seine Frau ihm in die Hand gedrückt hatte, und füllte Äpfel hinein. Da sah er hinter einem Stapel leerer Kisten etwas am Boden liegen. Er kniff die Augen zusammen. Er wollte nicht sehen, was er sah. Zuerst erkannte er die Schuhe, Bluntstones, die australischen Farmerboots. Das waren Schuhe, die im Stall oft getragen wurden, von Frauen wie von Männern, zu jeder Jahreszeit. Dann sah er die Jeans. Verdammt, dachte er. Er hatte mit den jungen Leuten auf dem Hof gewiss schon einiges erlebt, aber es war unwahrscheinlich, dass einer von ihnen gerade hier seinen Rausch ausschlief.
    Peter von Dünen trat näher, und ihm wurde schwindlig. Cord Petersen lag auf dem Rücken, seine Augen waren geschlossen, aber er sah nicht entspannt aus, wie sonst, wenn er gekifft hatte und eingeschlafen war. Das Gesicht war verzerrt. Mit den Armen umklammerte er eine große, graue Wollfilztasche, von der nur die eine Hälfte noch richtig grau war. Die andere Hälfte war blutgetränkt. Auch das hellgrüne T-Shirt hatte sich vollgesogen und trug einen furchtbaren roten Fleck. In seiner Brust, ungefähr in Höhe des Herzens, steckte ein Messer. Der Schaft ragte heraus, ein dunkler Holzgriff.
    Peter von Dünen schluckte entsetzt. Sein Blick blieb an der Tatwaffe hängen. Der Griff war deshalb so dunkel, weil das Messer im Laufe der Jahre schon so oft benutzt worden war. Das Holz hatte drei helle Kerben, die daher stammten, dass Wilhelm, sein jüngster Sohn, das Messer hatte verschönern wollen. Mit seinem eigenen kleinen Kindermesser, das er zu seinem achten Geburtstag bekommen hatte, hatte er die Kerben hineingeritzt, bis sein großer Bruder Eugen protestiert und ihn von weiteren Schnitzereien abgehalten hatte.
    Keuchend rang von Dünen um Fassung, ein Irrtum war ausgeschlossen. In der Brust des Stallknechts Cord Petersen steckte das Messer, das seine Frau Lena immer benutzte, um Gemüse zu putzen oder Obst zu schälen. Sie hatte es vor Jahren aus der Küche des Vier Jahreszeiten in Hamburg mitgehen lassen. Es war ihr Lieblingsmesser.
    Es war klar, was jetzt kommen würde. Die

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