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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Kreihorst.«
    »Ach so«, sagte Island und tat so, als hätte sie es nicht gewusst.
    Tüx verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. Seine Haut war gebräunt, er war glatt rasiert, seine Zähne blitzten strahlend weiß. Ein reicher Mann, dachte Island, ihm gehört alles, was ich hier sehe, und noch viel mehr. Ihm gehört so viel, dass ich es mir gar nicht vorstellen kann oder möchte. Und doch ist er nur ein Mensch, der, wie jeder andere auch, eines Tages sterben wird. Niemand kann behalten, was er zu Lebzeiten besitzt.
    Sie wunderte sich selbst über diese Gedanken, die sie plötzlich überfielen, denn im Moment machte Theodor Tüx einen ganz vitalen Eindruck.
    »Ich habe etwas über das Gut gelesen«, sagte sie und zog den Dehio aus der Jackentasche. »Aber da steht gar nichts über Ihre große Maschinensammlung drin.«
    »Oh, Sie haben sich selbst schon schlaugemacht«, stellte Tüx fest. »Sie wollen wohl eine Spezialistin für Kreihorst werden?«
    »Eigentlich nicht. Ich habe das Buch nur als Urlaubslektüre ausgeliehen.«
    »Wenn es Sie interessiert, zeige ich Ihnen gern einmal etwas von meinen Schätzen.«
    »Was sammeln Sie denn noch außer Landmaschinen?«
    »Fast alles, was sich mit PS bewegt.« Er lächelte breit. »Mit ein paar ollen Kutschen hat es angefangen. Sie standen in einer der Scheunen, als ich das Anwesen gekauft habe. Inzwischen sind es über dreihundert Fahrzeuge. Traktoren, Dampfmaschinen, Baumaschinen, Feuerwehrfahrzeuge, Amphibienfahrzeuge, sogar ein paar alte Flugzeuge sind dabei, Doppeldecker aus der Zeit zwischen den Kriegen. Ich kann mich immer schlecht von den Dingen trennen, die ich einmal angeschafft habe.« Er lachte.
    »Werden die Fahrzeuge noch mal eingesetzt?«
    »Es sind alle fahrtüchtig. Leider komme ich selbst kaum dazu, sie zu bewegen. Und mein Sohn interessiert sich nicht dafür.« Er hob bedauernd die Schultern. »Es ist eine Liebhaberei.«
    »Platz haben Sie ja«, sagte Island und machte eine vage alles umfassende Handbewegung hinüber zu den Scheunen.
    »Nur drüben auf dem alten Hof.« Er beugte sich zu ihr herüber und zwinkerte ihr zu. »Hier bei den Pferden regiert meine Frau.«
    Island musste sich zurückhalten. Wollte der Herr etwa Mitleid für seinen beschränkten Platz? Er konnte einem schon leidtun, mit seinen kleinen bescheidenen Gebäuden. Gleich würden ihr die Tränen kommen.
    »Kannten Sie Cord Petersen eigentlich gut?«, wechselte sie das Thema.
    »Nein. Er hat mir mal was an den Autos repariert. Dafür hatte er ein Händchen. Aber sonst hat er für den Verwalter gearbeitet.« Er hob bedauernd die Schultern und schob die Unterlippe vor. »Um die Arbeitskräfte kümmert sich Herr von Dünen, damit habe ich rein gar nichts zu tun.«
    »Und Jon Theissen?«
    Er wandte ihr den Oberkörper zu und zog die Augenbrauen zusammen. »Sie stellen ja Fragen, als wären Sie von der Polizei.«
    »Theissen soll Ihr Archiv geordnet haben, obwohl er ja eigentlich nur ein Feriengast war. Das fand ich ungewöhnlich.«
    Theodor Tüx lachte laut. »Das war er auch.«
    »Was ist daran so komisch?«
    Die Haut über seinem Jochbein spannte, als er seine Lippen zusammenpresste. Statt einer Antwort stand er auf und neigte grüßend den Kopf. Sehr aufrecht, den Rücken gestreckt, seinen Stock schwingend, ging er zu seinem Wagen, dem 57er Maybach. Ein echter Herr. Nur merkwürdig, dachte Island, dass er keinen Hund hat, der ihm folgt.

34
    P aul-Walter Tüx stand über den Tisch gebeugt unter der alten, schwarz lackierten Schreibtischlampe und studierte die Seekarte. Die Luft im U-Boot-Bunker war feuchtkalt und roch nach Schimmel. An den eiskalten Wänden hatte sich Kondenswasser gebildet. Das Geräusch der Tropfen, die auf den Boden der Kammer fielen, hallte in dem engen Raum wider. Bald würde es so weit sein. In zwei Tagen war Neumond. Perfekt für das, was sie vorhatten.
    Bisher lief alles nach Plan. Die Strecke kannten sie inzwischen im Schlaf. Sie waren sie unzählige Male gefahren, bei Tag und bei Nacht. Natürlich konnte noch jede Menge schiefgehen, doch genau das war der Kick. Im Krieg hatte man auch nicht gewusst, ob man den Tag überlebte.
    An das U-Boot hatten sie sich erst gewöhnen müssen, es war nicht so, als würde man Auto fahren. Aber zusammen mit Cyrano hatte er es flottgekriegt. Jetzt lief es wie geschmiert. Er spürte, wie die Kälte durch sein dünnes Hemd drang, und begann, auf- und abzugehen. Durch die offene Eisentür konnte er in das Wasserbecken sehen, in

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