Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
israelischen Militärdienst zu absolvieren. Freiwillig.
»Kannst du Hebräisch?«, frage ich und werde langsam neugierig.
»Jetzt jedenfalls viel besser als vor einem Jahr, als ich herkam. Man lernt ziemlich schnell, wenn man muss.« Er reicht mir das Tablett mit dem Essen. »Hier, iss, bevor es kalt wird.«
Das Essen besteht aus einem Glas Wasser (ohne Eis), Hühnchen (wieder mal die Keulen mit dem roten Fleisch), Pilzen und Reis. Zwei Bienen schwirren ständig um meinen Teller rum, was echt nervig ist. Aber nun, da Tori mir erzählt hat, dass die Arbeiterinnen nicht stechen, habe ich nicht mehr so viel Angst wie vorher.
»Danke. Ich bin am Verhungern.« Ich habe so einen Kohldampf, dass es mir egal ist, dass ich statt des weißen Brustfleisches fettes dunkles Fleisch essen muss. Was immer das Hühnerbein auch hergibt, beiße ich ab, als wäre es meine letzte Mahlzeit auf Erden.
Noah setzt sich an den Türrahmen und sieht mir beim Essen zu.
»Ich dachte, ihr von den IDF dürft nicht mit uns Sababa -Leuten allein sein.«
»Wir sind nicht allein.« Noah deutet auf die Wache, die vor dem Eingang der Kaserne auf der gegenüberliegenden Seite des Vorplatzes sitzt.
»Ich halte hier offiziell Wache«, sage ich zu ihm, während ich warmes Wasser nachtrinke, um das Essen hinunterzuspülen. »Wenn du was stehlen willst, dann ist es meine Aufgabe, dich aufzuhalten. Obwohl du ein Gewehr hast und ich nicht – also nur zu, nimm dir, was immer du willst.«
»Ich bin nicht zum Stehlen hier.« Noah macht ein verlegenes Gesicht, während er sein Gewehr auf die Knie legt. »Gefen hat mich gebeten, mit dir zu sprechen.«
Als ich den Nachnamen meines Freundes höre, ersticke ich fast an einem glibberigen Stück Muskelfleisch oder Schwarte oder Haut oder was immer das fettige Zeug auch ist, das ich versuche hinunterzuschlucken. »Welcher Gefen?«
»Avi Gefen.«
»Ah, der«, murmle ich, als würden meine Gedanken nicht vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche um ihn kreisen. »Und worüber sollst du mit mir reden?«
»Er wollte, dass ich dir was ausrichte.«
»Und das kann er mir nicht selbst sagen, weil …?«
»Ähm, tja. Ich glaube, er hat irgendwas gesagt von wegen, dass er fürchtet, du machst mit ihm Schluss, ehe du ihn ganz angehört hast. Und dass du vielleicht mit mehr Ruhe zuhörst, wenn es von jemand anderem kommt.« Noah hebt die Hand, als ich etwas erwidern will. »Aber nagle mich da nicht fest, das war bestimmt nicht der genaue Wortlaut. Vielleicht habe ich bei der Übersetzung ein paar Worte vergessen oder was durcheinandergebracht.«
Ich zeige mit meinem angenagten Hühnerschenkel auf Noah. »Geh und sag Avi, dass sowieso schon Schluss ist, dass ich mit Nathan zusammen bin und dass er Manns genug sein soll, es mir persönlich zu sagen, wenn er mir etwas mitteilen möchte. Ich will die Dinge nicht aus zweiter Hand von einem Mittelsmann erfahren.«
»Er glaubt nicht, dass du und dieser Nathan oder wie der heißt, wirklich ein Paar seid.«
»Macht er Witze? Nathan und ich sind …« Ich nehme den anderen, noch unberührten Hähnchenschenkel und halte ihn neben meinen angeknabberten. »Nathan und ich sind so. Zwei Hähnchenschenkel in einer Hülse.«
»Hähnchen bilden keine Hülsen aus. Das machen nur Erbsen.«
»Ich kann hier keine Erbsen sehen, also improvisiere ich. Ein bisschen mehr Fantasie, Noah.« Dieser amerikanisch-israelische Soldat mit dem runden Gesicht würde perfekt zu Miranda passen. Sie kommen mir vor wie ein und dieselbe Person – nur eben als männliche und weibliche Ausgabe.
Noah zuckt die Achseln. »Dann soll ich dir seine Botschaft also nicht überbringen?«
Ich schüttle den Kopf.
Er seufzt. »Na, dann hoffe ich, dass ihr beiden das irgendwie wieder hinbekommt. Wenn Gefen mies drauf ist, ist das kein Spaß. Vor allem nicht beim Krav-Maga-Training.«
Ich kann ein bisschen Krav Maga – die offizielle Selbstverteidigungstechnik des israelischen Militärs –, weil mein Dad früher selbst Kommandosoldat bei den IDF war. Vor ein paar Monaten hat er beschlossen, dass ich alt genug bin, um einige Grundlagen des Kontaktkampfes zu erlernen. Im Grunde geht es darum, dem anderen in den Arsch zu treten (oder in die Leistengegend, wie mein Dad mir beigebracht hat), bis die Zielperson keine Bedrohung mehr darstellt. Wenn man nicht anders aus einer üblen Situation herauskommt, schlägt man kräftig und schnell zu und kennt die Stellen, an denen der Gegner verwundbar ist.
Dad hat
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