Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
nur.« Kotz. Mein Magen zieht sich zusammen, als ich ihm nachsehe. Ich wünschte, ich hätte ihn nicht zu ihr geschickt, aber das ist immer noch besser, als ihn zu fragen, ob er sich zu mir setzt, und er mich abblitzen lässt … oder schlimmer noch, dass er sich zu mir setzt, aber eigentlich lieber bei Liron wäre.
Ich finde einen freien Platz neben Tori.
»Du siehst scheiße aus«, sagt sie.
»Danke für den Hinweis. Sonst hätte ich das gar nicht gecheckt.«
»Aber dein Pony steht dir – dank mir. Um die fiesen Abschürfungen an deinem Kinn zu verbergen, müsstest du dir allerdings einen Bart wachsen lassen. Aber das dürfte für dich eigentlich kein Problem sein.«
Ich stehe auf. »Wenn ich darauf aus gewesen wäre, mich einmal von vorne bis hinten beleidigen zu lassen, hätte ich mich neben Nathan gesetzt. Vielen Dank fürs Gespräch. Tschüss.«
»Warte!«, sagt sie und hält mich am Hosenbein fest. »Ich hab doch nur Spaß gemacht.«
»Weißt du überhaupt, wie Nettsein geht?«
Im Schein des Feuers kann ich jedes Detail an Tori erkennen. Ihre blonden Haare leuchten wie ein Heiligenschein und die dunklen Haare darunter wirken wie ein Schutzschild. Sie blickt zu mir auf und sagt entwaffnend ehrlich: »Ich wusste es zumindest mal.«
Jetzt tut sie mir leid. Diese kleinen aufrichtigen Bemerkungen zeigen, wie verletzlich sie ist, und da haben wir was gemeinsam. Ich setze mich wieder hin und starre ins Feuer.
»Meine Eltern dachten, ich könnte meinen Frust wegen ihrer Scheidung besser verarbeiten, wenn ich mit Leuten zusammen bin, die in meinem Alter sind und dieselbe Religion haben.« Sie schüttelt empört den Kopf. »Eltern haben echt keinen Schimmer, was ihre Kinder brauchen.«
Ha. »Du denkst, das wäre schlimm? Ich bin wegen Avi hergekommen. Und jetzt schau, wohin das geführt hat.« Ich mache eine Handbewegung zu Avi hinüber, der neben Liron sitzt.
»Und das findest du übel? Mein Dad hat eine neue Freundin«, platzt Tori heraus. »Er behauptet, vor der Scheidung hätte er nichts mit ihr gehabt, aber ich bin nicht blöd.«
»Das ist noch gar nichts. Bevor mein Stiefvater aufgekreuzt ist, hatte meine Mutter jeden Monat einen anderen Freund. Sie hatte das totale Dating- ADHS . Und dann hat sie innerhalb eines einzigen Jahres geheiratet und ist schwanger geworden. Ich habe Angst, dass sie Eltern- ADHS bekommt und das Baby nicht mehr will … oder Marc.«
»Also, wenn wir hier Wer hat es am schwersten? spielen, dann kann ich dich noch mal toppen. Meine Eltern haben sich gerade erst scheiden lassen, und schon fängt mein Dad an, die Wochenenden zu canceln, die ich bei ihm verbringen sollte. Meine Mom hofft, dass er wegzieht und nie wieder zurückkommt, damit sie nichts mehr mit ihm zu tun haben muss. Aber das will ich überhaupt nicht. Ich wünsche mir nur … ich wünsche mir nur, dass alles wieder so wird wie früher.«
Ich sehe sehnsüchtig zu Avi hinüber. »Ich auch«, seufze ich resigniert. Aber ich muss mich wohl damit abfinden.
Jess ächzt, als sie sich zu uns setzt. »Wo warst du, Kleo?«, frage ich meine beste Freundin.
»Kleo? Moment mal, was ist denn mit deinem Kinn passiert? Hat George der Pickel gestreut?«
»Nein. Während du wie Kleopatra persönlich auf der Bahre getragen wurdest, hat die, die wirklich verletzt ist – also ich –, den Lauf einbandagiert wie Frankenstein durchgezogen.«
»Klar, also ich habe mir gerade die Seele aus dem Leib gekotzt. Wusstest du, dass einem davon total übel werden kann, wenn man auf einer Bahre liegt und auf und ab titscht wie ein verdammter Basketball? Ich habe mich die ganze Zeit wie eine Ertrinkende seitlich festgeklammert, weil ich echt dachte, ich falle jeden Moment runter.«
Miranda, die, wie mir erst jetzt bewusst wird, auf der anderen Seite von Tori sitzt, beugt sich vor. »Euer ständiges Gejammer hängt mir zum Hals raus. Ich schlage vor, dass jetzt jeder von euch mal was Positives sagt.«
Positiv? Ich deute auf meine bandagierten Unterarme, mein blutiges Kinn, dann auf Avi, der sich mit Liron unterhält, und zu guter Letzt hebe ich – um meinem beschissenen Leben die Krone aufzusetzen – den Pony an, um mit George dem Pickel zu prahlen.
»Sag was, Amy«, beharrt Miranda. »Irgendwas Gutes. Ich bin mir sicher, dann fühlst du dich gleich besser.«
»Okay, Miranda, ich weiß was.« Ich mache den Mädchen ein Zeichen, näher zu kommen, um meine positiven Worte zu hören. »Wenigstens bin ich nicht tot.«
Na, positiv
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