Kann das auch für immer sein?: Sommerflirt 3 (German Edition)
Avi beugt sich vor, und ich frage mich, ob wir uns küssen würden, wenn ich mich auch vorbeugen würde. Schnell wende ich mich ab, noch ehe ich in Versuchung gerate, es auszuprobieren. Was, wenn er sich wegdreht und meine Lippen nur seine Wange treffen? Ich würde vor Scham im Erdboden versinken, so peinlich wäre mir das.
Er packt die unbenutzten Mullbinden und die aufgerissenen Schachteln ein. »Ich bringe dich jetzt zurück zum Stützpunkt«, sagt er, hebt mich hoch und trägt mich auf seinen starken Armen, in denen ich mich so geborgen fühle.
Obwohl es äußerst verlockend ist, meinen Kopf an seinen Hals zu lehnen und mich ganz und gar in seine Fürsorge zu begeben, geht mir wieder und wieder durch den Kopf, was er heute Morgen gesagt hat.
»Avi, ich will den Lauf zu Ende bringen.« Ich könnte schwören, dass ich gerade gehört habe, wie mein geschundener Körper »Nein!« geschrien hat. Doch ich will alles geben. Ich will Avi und meiner ganzen Einheit beweisen, dass ich eine Kämpferin bin. Als wir damals den Graben ausgehoben haben, hat Liron Avi vorgeworfen, mich nicht so hart wie die anderen anzupacken. So glücklich und sicher ich mich auf Avis Armen auch fühle und so gern ich mich diesen Berg von ihm rauftragen lassen möchte, weil mein Körper gegen jede kleinste Bewegung, die ich ihm zumute, protestiert – ich will nicht aufgeben.
Er setzt mich langsam ab. »Du musst das nicht.«
»Ich weiß. Aber du hast mir heute früh gesagt, ich soll alles geben.«
Er schüttelt den Kopf und deutet auf meine zerrissene Hose und mein zerfetztes Hemd. »Aber doch nicht, wenn du blutest und verletzt bist.«
Ich halte ihm meine bandagierten Arme hin. »Würdest du rennen, auch wenn du blutest?«
»Wahrscheinlich schon.«
»Und Liron?«
»Wahrscheinlich auch. Aber sie hat zusammen mit uns Sajeret-Tzefa-Leuten trainiert.«
»Na dann. Wenn sie das kann, kann ich das auch.« Ich zurre meine Wasserflasche fest und setze meine Stirnlampe auf. Mit meinen zerrissenen Kleidern, meinem aufgeschürften Kinn und meiner pinken Stirnlampe, die ich nicht anschalten darf, muss ich eine total lächerliche Figur abgeben, doch mein Entschluss steht fest. »Ich bin eine jüdische Superkriegerin, vergiss das nicht.«
»Keine Sorge. Das werde ich nicht«, sagt er lächelnd, als wir beginnen, ganz langsam den Hang hinaufzujoggen, und versuchen, die anderen einzuholen. »Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie sich die jüdische Superkriegerin morgen beim Combatschießen mit dem Gewehr anstellt.«
Hä? »Combatschießen?«
»Was? Du hast doch nicht gedacht, die Lektion über M 16 -Gewehrsicherheit wäre nur zum Spaß gewesen, oder?«
Ähm …
18
Manchmal bin ich eine jüdische Superkriegerin … und manchmal nicht.
Als Avi und ich beim Nachtlauf wieder zu den anderen stoßen, sind alle total überrascht. Sie haben ein großes Lagerfeuer entzündet, um das sich alle scharen. Sergeant B-S kommt zu Avi und mir und sagt etwas auf Hebräisch zu Avi – offensichtlich über mich, denn Avi deutet bei seiner Antwort auf meine zerrissene Uniform und mein aufgeschürftes Kinn.
»Wollen Sie nicht zur Basis zurück?«, fragt Sergeant B-S.
»Nein.« Zugegeben, es tut noch weh, aber dieses Betäubungszeugs auf den Tüchern, mit denen Avi meine Arme behandelt hat, lindert die Schmerzen tatsächlich.
Sergeant B-S nickt anerkennend. »Gefen, stellen Sie sicher, dass sie sich durchchecken lässt, wenn wir zurückkommen.«
Avi salutiert dem Sergeant.
Das Lagerfeuer erhellt die Umgebung und spendet in der kühlen Wüstenluft Wärme. Ich könnte den Sergeant jetzt darauf hinweisen, dass, wenn schon meine Taschenlampe den Feind auf uns aufmerksam machen kann, ein großes Lagerfeuer mit Sicherheit unseren sofortigen Untergang zur Folge hätte. Aber was soll ’ s. Ich versuche, zur Abwechslung mal mit dem Strom zu schwimmen.
»Du musst dich nicht zu mir setzen«, sage ich zu Avi, der unentschlossen neben mir steht. Vermutlich will er mich endlich loswerden und zu seiner Freundin. Er war zwar supernett zu mir, als wir allein waren, aber das hat er allem Anschein nach nur aus Pflichtbewusstsein getan. Nun, da Liron in Sicht ist, wartet er wahrscheinlich nur darauf, dass ich ihn ziehen lasse. »Du solltest zu Liron gehen«, sage ich. »Neben ihr ist noch Platz, den hat sie bestimmt für dich frei gehalten.«
Er sieht mich erstaunt an, doch dann nickt er und zuckt mit den Schultern. »Bist du sicher?«
»Japp. Ich komme schon klar. Geh
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