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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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dann kommt die Erkenntnis wie ein Blitz: Ich habe meinen besten Freund geküsst! Was habe ich getan?
    Ich brauche frische Luft, ich muss hier raus, wieder zur Besinnung kommen. Dann drehe ich mich um und bahne mir meinen Weg von der Tanzfläche. Ich schnappe mir meine Clutch, die ich bei den Jungs am Tisch zurückgelassen habe, und stürze zum Ausgang. Draußen schlägt mir die kalte Nachtluft entgegen, und ich reibe mir über meine nackten Arme, auf denen sich Gänsehaut bildet. Ich lehne mich gegen eine Wand und atme tief durch. Mensch, Vicky! Was zum Teufel hast du da bloß wieder gemacht? Wie konnte das passieren? Wenn du Pech hast, hast du deine Freundschaft zu Jan mit diesem Ausrutscher für immer zerstört!
    Etwas in meiner Tasche vibriert, und ich brauche einen Moment, um zu kapieren, dass es mein Handy ist. »Andy Mobil« steht auf dem Display. Warum ruft der denn jetzt an?
    »Hallo?«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt? Du hast mir alles vermasselt!«, schreit er aufgebracht in mein Ohr.
    »Was? Ich weiß nicht, wovon du redest! Und bitte nicht so laut, ich bin nicht taub!« Noch nicht, füge ich in Gedanken hinzu.
    »Du hättest mir sagen können, dass Nina auf Meeresfrüchte allergisch ist!«, tobt er, kein bisschen leiser.
    »Wieso Meeresfrüchte? Und wieso allergisch?«
    »Auf einmal hat sie keine Luft mehr gekriegt und …«
    »Wo seid ihr?«
    »Im Krankenhaus Bogenhausen.«
    Ich haste durch die langen, neonbeleuchteten Krankenhausflure, in denen es nach Desinfektionsmittel, kranken Menschen und Resten vom Abendessen riecht. Jeder Schritt auf meinen Absätzen schmerzt inzwischen, und durch meine Aufregung wegen Jan, der Sorge um Nina und das schnelle Laufen habe ich Herzrasen. Da sitzt Andy, im gebügelten Hemd und rasiert und dennoch auf seinem Stuhl zusammengesunken, ein Häufchen Elend. Ich setze mich erschöpft neben ihn.
    »Und?«, frage ich atemlos.
    »Man hat ihr irgendein Mittel gespritzt. Ich glaube, es geht ihr schon besser.«
    »Hatte sie einen allergischen Schock?«, bohre ich weiter.
    Andy zuckt die Achseln. »Ich habe Spaghetti gekocht, selbst gemachte versteht sich, und meine berühmte Muschelsauce. Wir sind gerade warm miteinander geworden, da hat sie angefangen zu husten und total komische Flecken am Hals gekriegt. Und dann ist ihr Kreislauf zusammengebrochen. Da hatte ich echt Schiss …«
    »Und was können wir tun?«, frage ich ungeduldig.
    »Nichts – außer warten.«
    »Na gut.« Ich lehne mich zurück und streife mir meine High Heels von den Füßen. »Und? Wie lief euer Date? Also … Vor der Muschelsauce?«
    »Gut. Nina war … irgendwie zugänglich.«
    »Das heißt?«
    »Sie war nicht so abweisend wie sonst, wir haben gelacht und richtig gut geredet.«
    »Das freut mich für dich.«
    Andy lächelt versonnen. Dann erst scheint er mein Party-Outfit zu bemerken: »Und wie ist Stephans Feier so?«
    Mein Magen zieht sich urplötzlich zusammen. »Gut …«, stammele ich und versuche, Andy nicht in die Augen zu sehen. Doch er kennt mich und hakt sofort argwöhnisch nach.
    »Das heißt?«
    »Die Musik war super, die Stimmung auch … Typisch Apartment 11.«
    »Du wirkst aber ganz anders, irgendwie …« Mein Kumpel beobachtet mich mit schiefgelegtem Kopf.
    »Ach was, ich mache mir nur Sorgen wegen Nina«, schwindele ich. Dann erlöst mich mein Handy mit einem Piepsen. Vicky, wo bist du? Ist alles okay? Stephan. Ich tippe schnell eine Antwort, und kurz darauf geht die Tür vor uns auf, und eine junge Ärztin kommt auf uns zu.
    »Alles paletti, dem Schalentieropfer geht’s wieder gut. Sie sollte nur in Zukunft auf Meeresfrüchte verzichten.«
    »Geht klar«, antworte ich und schlüpfe schnell wieder in meine Schuhe.
    Andreas ist natürlich schon aufgesprungen. »Können wir zu ihr rein?«
    Die Ärztin nickt, und wir klopfen an die Tür des Behandlungszimmers.
    »Ja?«, erklingt Ninas Stimme zaghaft. Als Andy und ich uns ins Zimmer schieben, zieht meine beste Freundin sich sofort ihre Decke über den Kopf. »Ihr sollt mich so nicht sehen!«, jault sie.
    »Ach Nina …«, versuche ich, sie zu beruhigen.
    »Doch! Ich bin total hässlich! Verquollen und fleckig! Einfach schrecklich!«
    »Dann bist du halt ausnahmsweise mal nicht die schönste, sondern nur die zweitschönste Frau der Welt! Das macht doch nichts!«, widerspricht Andy und tritt einen Schritt näher an ihr Bett heran.
    »Wirklich?«, fragt Nina und linst unter ihrer Decke hervor.
    »Wirklich!«
    Ich beschließe, den

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