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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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Und außerdem will ich niemandem die Genugtuung gönnen, mich runterziehen zu lassen. Erst recht nicht Evelyn Kern! Heute Abend will ich gut aussehen, tanzen, Spaß haben, mit meinen Freunden feiern, und vielleicht lerne ich ja noch den einen oder anderen interessanten Mann kennen. Man weiß ja nie! Also, jetzt zurück zu der elementaren Frage, die jeden Tag Millionen von Frauen beschäftigt: Was ziehe ich an?
    Etwa zwei Stunden später sind die Jungs und ich auf dem Weg zur Kultfabrik. Ich trage meine knackigste Jeans, meine neuen High Heels mit Strassbesatz und ein enges schwarzes Top mit Wasserfallausschnitt. Wider Erwarten gelingt es mir tatsächlich, gut drauf zu sein, und ich freue mich richtig auf den Abend. Und ich bin wahnsinnig auf Stephans Flamme Tilda gespannt, die wir vor dem Apartment 11 treffen werden.
    »Warte mal, Vicky!« Jan ist plötzlich neben mir. Stephan und seine anderen Kumpels albern hinter uns gerade miteinander herum, grölen und schlagen sich krachend auf die Schultern. »Wie geht’s dir?«
    Ich überlege kurz, dann hebe ich die Schultern. »Im Grunde bin ich noch genauso enttäuscht und wütend wie gestern. Aber ich habe mir vorgenommen, heute nicht daran zu denken und einfach Spaß zu haben.«
    »Okay, dann bin ich beruhigt.« Er lächelt.
    »Der Abend wird bestimmt lustig!« Ich greife nach seiner Hand und flüstere dann in sein Ohr, damit das Geburtstagskind es nicht hört: »Mal gucken, wie diese Tilda-Tussi ist …«
    Wir gehen auf den Eingang zu, als plötzlich eine junge Frau auf Stephan zustürmt und ihn auf den Mund küsst. Als er sich von ihr gelöst hat, legt er den Arm um sie und sieht uns freudestrahlend an.
    »Leute, das ist Tilda.« Er stellt ihr Jan und seine anderen Kumpels vor. Als ich an der Reihe bin, mustert sie mich mit diesem weiblichen Zickenblick, den ich so liebe und schon in der Redaktion der Stunning Looks ertragen musste.
    »Süße, das hier ist Victoria, eine sehr, sehr gute Freundin von mir. Vicky wohnt zwei Stockwerke über uns«, erklärt Stephan. Als Tilda mir ihre kleine Hand entgegenstreckt und ich danach greife, fühlt es sich an, als hätte ich einen toten Frosch angefasst. Dabei lässt sie ein schwaches, irgendwie künstliches Lächeln über ihr stark geschminktes Gesicht gleiten.
    »Hallo, Vicky.«
    »Hallo, Tilda«, antworte ich und denke: Du hättest dir das Permanent-Make-up lieber sparen und das Geld in einen Rock investieren sollen, der dir über den Hintern reicht. Auf ihre hüftlangen Extensions, die selbst in der schwachen Beleuchtung der Straßenlaternen billig aussehen und aus Kunsthaar zu sein scheinen, hätte sie besser auch verzichten sollen.
    Nach dieser unangenehmen Begrüßung rutsche ich ein Stück dichter an Jan heran und stelle mich auf die Zehenspitzen. »Wo hat er die denn aufgerissen?«, zische ich ihm ins Ohr.
    »Tilda ist eine Austauschstudentin aus Amsterdam.« Er grinst breit. Und ich hätte Stephan wirklich mehr Geschmack zugetraut!
    Wir passieren den Eingang, geben unsere Jacken ab und lassen uns dann vom Geburtstagskind einen Drink spendieren.
    Die Stimmung ist gut, die Musik super, und ich hätte nicht gedacht, dass ich mich tatsächlich so entspannen könnte. Ich rutsche von meinem Barhocker, um mir noch etwas zu trinken zu holen. Die Jungs sitzen zusammen und zischen Bier, quatschen über Fußball, Autos oder checken die Mädels ab, die vorbeistöckeln. Stephan und Antje, ähm, Tilda sind auf der Tanzfläche und scheinen den Rest der Welt vorerst vergessen zu haben. Ich dagegen lehne mich an den Tresen und ordere meine Bestellung, als sich ein Typ mit Zahnpastalächeln und weit aufgeknöpftem Hemd neben mich stellt.
    »Hi.«
    »Hi.«
    »Als du geboren wurdest, hat es bestimmt geregnet, oder?«, fragt er und stützt lässig einen Arm auf der Theke auf. Ich sehe ihn an und ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
    »Ich werde es mit Sicherheit gleich bereuen, aber: Wie kommst du darauf?«
    Der Typ presst sich theatralisch eine Hand auf sein Herz und strahlt mich an. »Weil Gott mit Sicherheit weinen musste, als er mit dir seinen schönsten Engel verloren hat.«
    Ich schüttele nur den Kopf. »Wie originell!« Dann lasse ich ihn stehen und gehe zurück zu meiner Clique. Irgendwie fehlt mir Nina. Mit ihr könnte ich jetzt wunderbar herumalbern und lästern. Hoffentlich läuft es gerade gut bei ihr und Andy …
    Die ersten Takte von Dance With Somebody von Mando Diao dröhnen durch den Club, woraufhin ich meinen Drink bei den

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