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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Wolf
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Fähigkeit zum Multitasking)! Und was macht er? Er thront weiterhin auf der Toilette, liest seinen Kicker, spielt das neueste Jump’n’Run auf seinem Handy oder hört Radio. Warum kann er diesen Tätigkeiten nicht in anderen Teilen der Wohnung nachgehen, fragen wir uns. Warum muss es ausgerechnet das kühle Porzellan einer Kloschüssel unterm Hintern sein; ganz zu schweigen von der sterilen Atmosphäre in der gefliesten Nasszelle? Für uns Frauen ist das schwer nachvollziehbar. Müssen wir »für kleine Mädchen«, dann gehen wir auf die Toilette, erledigen unser Geschäft, spülen, waschen unsere Hände, fertig. Ein Mann dagegen macht aus jeder Gästetoilette ein Wohnklo und hätte vermutlich auch kein Problem damit, das gesamte Wochenende in seiner kleinen Wellnessoase zu verbringen.
    Das Faszinierende dabei: Das Phänomen des »Dauer-Klositzers« ist bei Männern der unterschiedlichsten Nationalitäten rund um den Erdball zu beobachten. In den USA oder in Japan bestehen sogar immer mehr Anhänger dieses Kults auf Fernseher in der Toilette, um die Aktienkurse oder das Footballspiel im Auge behalten zu können, während sie ihrem Nachmittag auf diesem Örtchen frönen. Unsere asiatischen Mitmenschen verfallen zudem immer mehr dem Trend, sich ein Telefon auf dem WC einbauen zu lassen. Skurril.
    In Wahrheit dient der Toilettengang dem Mann als Rückzugsmöglichkeit. Hier kann er sich vor der grausamen Welt, die mit überquellenden Mülleimern, quengelnden Kindern oder zickenden Frauen droht, verschanzen, dem Alltag entfliehen und einfach mal ganz er selbst sein. Hier kann er sich so schlecht benehmen, wie er will, ohne dafür getadelt zu werden, kann tun und lassen, was er will, (und eigentlich lässt er dabei mehr, als dass er tut) und erreicht so schneller einen meditativen Zustand, als es mit Yoga und Co auch nur ansatzweise möglich wäre.
    Ich bin der Meinung: Wenn ein Mann einen gefliesten Raum braucht, um glücklich zu sein, dann soll er ihn eben haben. Solange er ihn auch noch hin und wieder nutzt, um sich zu waschen, zu rasieren und andere Pflegemaßnahmen zu ergreifen, gönnen wir ihm seine Ferien in der Porzellanabteilung von Herzen. Vielleicht erklärt er sich dann zur Abwechslung auch mal bereit, dort zu putzen.
    Euer Papergirl
     

Why do all good things come to an end?
     
    Obwohl ich zuerst vom Besuch bei meinen Eltern nicht begeistert war, graut es mir jetzt vor der Heimfahrt. Zurück in München warten zwei Männer auf mich, die für ein totales Gefühlschaos meinerseits verantwortlich sind und sich zusammen als einziges großes Problem darstellen. Außerdem plant mein Bruder, wieder abzureisen, und der Gedanke daran stimmt mich nicht gerade glücklich.
    Und auch die Stunning Looks wartet auf mich. Mit all ihrem Grauen. Die ganze Rückfahrt über halte ich Herrn Rosendaals Visitenkarte in meinen Händen. Es gibt also auch scheinbar nette Menschen in diesem Geschäft. Schon allein seine Augen und sein Händedruck hatten mehr Menschlichkeit und Wärme ausgedrückt, als alle Mitarbeiterinnen der Stunning Looks zusammen zu haben scheinen.
    »Komm her, Schwesterchen.« Moritz hat mein Gepäck aus seinem Kofferraum ausgeladen, krault Caruso ein letztes Mal hinter den Ohren und sieht mich auffordernd an. »Ich muss jetzt los, die Arbeit ruft.«
    Ich nicke traurig und trete ein Stück näher an Moritz heran, um ihn umarmen zu können. Plötzlich habe ich einen dicken Kloß im Hals und muss das Weinen unterdrücken. Er zieht mich an sich und flüstert: »Du bist nicht allein, Vicky. Und alles andere kommt bald wieder ins Lot. Sei tapfer!« Ich nicke wieder nur stumm, denn mehr schaffe ich gerade nicht. »Und das Wichtigste ist: Du musst auf dein Herz hören! Du weißt schon, dieses klopfende Ding in deiner Brust, das in deinen Augen eigentlich nur dem Pumpen von Blut dient.« Er lächelt und zwinkert mir zu – und jetzt muss selbst ich lachen.
    »Okay«, sage ich und drücke ihn noch mal. »Werde ich machen.«
    »Gut. Pass auf dich auf!«
    »Du auch!«
    Caruso und ich stehen vor unserem Haus, neben uns am Straßenrand meine Reisetasche, und sehen dem schwarzen Audi TT nach, der meinen Bruder wieder fort von mir und viel zu weit weg bringt. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich plötzlich ausgesetzt, heimatlos und verlassen.
    »Hallo, Vicky!«
    Ich drehe mich überrascht um, und vor mir steht Stephan, der aus dem Haus gestürmt ist, ein warmes Lächeln im Gesicht. »Schön, dass du wieder daheim bist!« Er

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