Kann es wirklich Liebe sein
Tante unter einem Dach zu leben. Doch wenigstens könnte sie wieder Zeit mit ihrer Cousine verbringen.
„Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Als deine Tante erkannte, wo du die beiden letzten Nächte verbracht hast, wies sie mich an, dich nicht mit nach Hause zu bringen. Sie möchte dich nicht mehr in unserem Haus haben, weil du ein schlechter Einfluss für Cassandra bist und dein Skandal ihren guten Ruf schädigen könnte. Ich hatte gehofft, sie würde sich wieder beruhigen, wenn sie die Wahrheit über deinen Unfall erfährt, aber wenn ich ihr berichte, unter welchen Umständen du hier übernachtet hast … nun … du kennst deine Tante.“ Er warf ihr diesen Blick zu, den er immer aufsetzte, wenn Tante Noreen wieder einmal eine fixe Idee im Kopf hatte.
Meredith biss sich auf die Unterlippe, während ihr allmählich die Bedeutung der Worte ihres Onkels bewusst wurde. Sie war das Opfer, das dargebracht werden musste, um Tante Noreens Zorn zu besänftigen. Anstatt seiner Nichte zur Seite zu stehen, würde Onkel Everett das tun, was er immer tat – den Weg des geringsten Widerstandes wählen.
„Wenn sich dein kleiner … Fauxpas herumspricht“, sagte er entschuldigend, „und das tut so etwas immer, wird Noreen zusammen mit Cassandra zu ihrer Schwester ziehen. Das kann ich nicht zulassen.“
Meredith reckte ihr Kinn. Sie hatte sich ein solches Szenario vorgestellt, obwohl sie niemals geglaubt hätte, dass es tatsächlich eintreten würde. „Dann lebe ich auf meinem eigenen Land. Das Haus ist in gutem Zustand und –“
„Nein“, unterbrach Onkel Everett sie. „Ich fände keine ruhige Minute, wenn ich wüsste, dass du ganz alleine bist. Dein Vater hat dich mir anvertraut und ich muss mich um dich kümmern, soweit es geht.“ Er klatschte in die Hände und rieb sie aneinander. „So wie ich es sehe, gibt es nur eine Möglichkeit, die ganze Sache zu retten.“
Er betrachtete sie vielsagend, dann starrte er die anderen Anwesenden mit stahlharter Bestimmtheit an. „Du musst einen der Archers heiraten.“
Kapitel 12
„Was?“, entfuhr es Crockett, Jim und Neill wie aus einem Mund, als sängen sie eins der Loblieder, wie sie es jeden Sonntag im Wohnzimmer taten. Doch Travis sagte nichts. Er würde Everett Hayes nicht die Genugtuung geben und ihm zeigen, dass ihn diese Verlautbarung zutiefst erschütterte.
Meredith schien das völlig anders zu sehen. „Um Himmels willen, Onkel! Du kannst mich ihnen doch nicht anbieten, als wäre ich ein heimatloses Hündchen. Die Archers waren nur freundlich zu mir. Sie verdienen es nicht, dass du sie so schlecht behandelst.“
Travis biss die Zähne zusammen. Nur freundlich? Sie hatten sie mit Gewehren willkommen geheißen und sie nicht wieder weggehen lassen, nachdem sie sie vor der Gefahr gewarnt hatte. Meredith war diejenige, die freundlich war, nicht sie. Verflixt, ihr Esel hatte sie schwer verletzt.
Und dass Meredith jetzt so tat, als wäre eine Heirat mit ihr eine Strafe für denjenigen, den es traf, trug auch nicht dazu bei, dass sich seine Stimmung erhellte. Am liebsten hätte er jemanden geschlagen, vorzugsweise den alten Hayes, da der Mann keine Anstalten machte, zur Vernunft zu kommen.
„Da ist nichts zu machen, Meri. Es ist die einzige ehrenhafte Möglichkeit. Und wenn die Archers ehrenhafte Männer sind ...“, der Alte starrte Travis bedeutungsvoll an, „... übernehmen sie die Verantwortung für dich.“
Travis sah aus dem Augenwinkel, wie seine Brüder näher kamen.
„Jetzt redest du wirklich über mich, als sei ich ein ausgesetztes Hundebaby“, grummelte Meredith. Langsam, um ihren Kopf zu schonen, wandte sie ihrem Onkel den Rücken zu. „Hör nicht auf ihn, Travis“, bettelte sie leise. „Ich habe ein gutes Haus auf meinem Land und ein monatliches Auskommen, das mir mein Vater hinterlassen hat. Du musst auf diese Erpressung nicht eingehen.“
Der Gedanke, dass sie alleine leben könnte, schnürte ihm die Brust zusammen. Wilde Tiere, noch wildere Männer … Er wollte gar nicht daran denken, was alles passieren könnte. Und was war mit Mitchell? Er hatte Merediths Kommentar gehört, dass der Kerl nur an ihrem Land interessiert war. Wenn sie ihn nicht heiratete, was würde er dann für Mittel ergreifen, damit sie an ihn verkaufte? Würde er auch bei ihr Feuer legen lassen? Nein, dass Meredith alleine lebte, stand nicht zur Debatte. Wenigstens in dieser Hinsicht waren Hayes und er einer Meinung.
Merediths Unterlippe zitterte, während er
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