Kann es wirklich Liebe sein
nach Hause, nur um meine Frau in einem desolaten Zustand vorzufinden. Cassie hatte ihr erzählt, Meredith sei krank, aber als Roy kam, um ihr seine Aufwartung zu machen, ging sie trotzdem hoch, um Meri zu holen. Noreen war sehr auf diese Verbindung erpicht, müssen Sie wissen. Als sie bemerkte, dass Meredith nicht da war … nun … war sie völlig aus dem Häuschen.“
Wahrscheinlich eher wütend und zornig, dachte Meredith, die sich ihre Tante gut vorstellen konnte, wie sie wie von Furien gepeitscht durch das Haus stürmte.
„Sie hat unsere Tochter Cassandra befragt, bis das Mädchen zugab, dass Meredith zu ihrem alten Wohnhaus auf ihrem Landbesitz geritten ist. Noreen bestand darauf, dass ich gleich beim ersten Licht des Tages dorthin reiten und sie zurückholen sollte. Doch als ich gestern Morgen dort ankam, konnte ich keine Spur von ihr finden. Als ich unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehrte, hatte meine Frau das Haus schon auf den Kopf gestellt und Merediths Nachricht an Cassandra gefunden. Mitchell besuchte uns kurz danach und als Noreen ihm die Notiz zeigte, setzte er die Puzzleteile zusammen und erklärte die ganze Situation.“
„Was auch immer er gesagt hat, es war eine Lüge“, fuhr Meredith dazwischen. „Die verkohlten Überreste der Scheune beweisen es.“
„Nein, Liebling. Sie beweisen die Gemeinheit eines Widersachers von Mitchell.“ Onkel Everett nahm seinen Hut ab und legte ihn mit einer Lässigkeit auf Travis’ Kommode, die Meredith fast zum Schreien gebracht hätte. „Roy hat erklärt, wie einer seiner Angestellten eure gemeinsame Zeit unterbrochen hat und wie du Bruchstücke der Unterhaltung gehört haben und zu einem falschen Schluss gekommen sein musst. Er macht dir deshalb natürlich keine Vorwürfe. Dafür ist er viel zu sehr ein Gentleman. Es gab sehr viel Verkehr an dem Tag und es war laut auf den Straßen, deshalb hast du auch nicht richtig gehört, was gesagt wurde.“
„Ich weiß, was ich gehört habe.“ Wie konnte ihr Onkel ihre Intelligenz und ihr Urteilsvermögen so derart herabsetzen? Dachte er, sie würde ihren guten Ruf aufs Spiel setzen, um einem Hirngespinst nachzulaufen?
„Ich fürchte, du weißt nur, was du glaubst, gehört zu haben.“ Obwohl er lächelte, klang er herablassend. „Roys Angestellter brachte Nachrichten, dass Fabrikbesitzer aus Houston Männer anwarben, die Feuer auf den Grundstücken legen sollten, die Roy zur Ausweitung seines Geschäftes benötigte. Dann wollten die Männer aus Houston den Betroffenen höhere Preise bieten, als Roy sie jemals zahlen könnte. Somit wäre er aus dem Rennen. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass Roy sehr betrübt über diese üblen Machenschaften war und sie sofort dem Sheriff melden wollte, sobald der wieder in der Stadt ist.“ Onkel Everett nickte nachdrücklich. „Er hat mir sogar versichert, dass er dich auch nach deinem … Abenteuer immer noch heiraten würde. Doch jetzt, wo ich das Ausmaß deines Handelns sehe, kann ich nicht erwarten, dass er dieses Versprechen hält. Ein Mann in seiner Position kann sich einen solchen Skandal nicht leisten.“
„Du irrst dich.“ Tränen stiegen in Merediths Augen. Sie fühlte sich von ihrem Onkel verraten. Ihr Vater war Onkel Everetts Bruder gewesen. Wie konnte er Roy Mitchells abwegigen Begründungen mehr Glauben schenken als seiner eigenen Nichte? So etwas hätte sie von Tante Noreen erwartet, aber Onkel Everett war auf seine Art immer gut zu ihr gewesen. Dass sie die Züge ihres Vaters so deutlich in seinem Gesicht erkannte, machte die ganze Sache nur noch schlimmer. „Du willst Roy glauben, weil er dir versprochen hat, die Auslastung deiner Mühlen zu verdreifachen, aber er steckt hinter diesem Angriff. Ich bin mir sicher!“
Sie blickte von ihrem kopfschüttelnden Onkel hinüber zu Travis, der einen undeutbaren Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Glaubte er ihr wenigstens? Der Gedanke, dass er an ihren Worten zweifeln könnte, war sogar noch schlimmer als Onkel Everetts Verrat.
„Du verletzt mich, Meri“, sagte ihr Onkel und legte seine Hand an seine Brust. „Ich würde niemals meinen eigenen Profit über dein Wohlergehen setzen. Tatsächlich werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, den Schlamassel wiedergutzumachen, den du verursacht hast.“
„Es gibt nichts wiedergutzumachen. In ein oder zwei Tagen geht es mir wieder gut und ich kann in die Stadt zurückkehren.“ Allerdings war ihr nicht gerade wohl bei dem Gedanken, wieder mit ihrer
Weitere Kostenlose Bücher