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Kann es wirklich Liebe sein

Kann es wirklich Liebe sein

Titel: Kann es wirklich Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Er konnte sich noch an ihr Lächeln erinnern, daran, wie es sich anfühlte, wenn sie ihn umarmte, und daran, wie sie ihn immer ausschimpfte, wenn er Dreck ins Haus getragen hatte. Aber er konnte sich nicht mehr genau an den Klang ihrer Stimme erinnern oder ihre Augenfarbe. Wahrscheinlich waren sie grün gewesen, aber vielleicht auch eher braun wie seine eigenen.
    Was würde sie von dieser Heirat halten? Würde sie zustimmen? Er bezweifelte nicht, dass sie Meredith gemocht hätte. Seine Mutter war immer eine Kämpferin gewesen, sogar am Ende, als das Kindbettfieber sie dahingerafft hatte. Meredith besaß die gleichen Eigenschaften.
    Travis öffnete das Kästchen und betrachtete den Inhalt. Die Taschenuhr seines Vaters, ein paar Briefe, der kleine dreibeinige Hund, den er ihr einmal zu Weihnachten geschnitzt hatte. Dann schloss sich seine Hand um das, was er eigentlich gesucht hatte. Der Ring war nicht so glänzend, wie er ihn gerne gehabt hätte, doch er erwärmte sich in seiner Hand, als wäre die Liebe, die seine Eltern geteilt hatten, immer noch darin eingeschlossen.
    Er mochte keinen angemessenen Anzug haben und keine weiß getünchte Kirche, doch seine Braut würde einen Ring bekommen – einen Ring, der seine Hoffnung repräsentierte, dass ihre Beziehung eines Tages so wie die seiner Eltern werden würde.
    Nachdem er das Kästchen wieder geschlossen hatte, knotete er den Ring an den Bolotie. Mit dem Ring seiner Mutter und dem Schlips seines Vaters in der Tasche war er jederzeit bereit für die Hochzeit, wann auch immer Hayes vorbeikommen würde. Bis dahin musste er jedoch arbeiten.
    Travis zog eine Wollweste über das weiße Hemd und zuckte zusammen, als er das unangenehme Kratzen am Rücken spürte. Er knöpfte die Weste zu, krempelte die Ärmel hoch und warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor er sich zur Tür umwandte.
    Meredith machte nicht gerade einen guten Fang, wenn man ihn so ansah. Travis runzelte die Augenbrauen über sein zerkratztes Äußeres und seine abgetragene Kleidung und musste daran denken, wie wunderschön Meredith ausgesehen hatte, als sie mit ihrer süßen Frisur und dem schüchternen Lächeln aus seinem Zimmer gekommen war. Sie in den letzten Tagen in ihrem formlosen Nachthemd zu sehen, hatte ihn völlig vergessen lassen, welche weiblichen Rundungen sie eigentlich besaß. Das Kleid, das mit seinem Korsett ihre Taille betonte, hatte ihm das alles wieder in Erinnerung gerufen.
    Meredith Hayes war wirklich eine schöne Frau. Und bald würde sie seine Frau sein.
    Ein Hinterwäldler mit einem breiten Grinsen starrte ihn aus dem Spiegel heraus an. Travis schüttelte frustriert den Kopf, setzte sich seinen Hut auf und verließ den Raum. Er würde heute nicht mehr schöner werden. Doch draußen angekommen, musste er sich zusammenreißen, dass er nicht vor Freude über sein Glück laut vor sich hin summte.
    Etwa zwei Stunden später, bevor die Sonne ihren Höhepunkt erreicht hatte, hörte er die erwarteten Schüsse von der Grundstücksgrenze her. Travis sah von seiner Arbeit auf und plötzlich schien sich sein Magen zu verkrampfen. Jetzt ist es so weit.
    Das Klopfen der Hämmer hinter dem Haus, wo seine Brüder an der Errichtung einer neuen Scheune arbeiteten, verstummte. Neill und Jim kamen um das Haus herum und nahmen die Hämmer von der rechten in die linke Hand, um im Notfall nach ihren Waffen greifen zu können. Auch wenn sie wussten, wer ihre Gäste sein würden, waren sie auf Probleme vorbereitet. Travis reckte sich und war stolz auf seine Brüder. Sie waren fähige Männer – Archers durch und durch. Was auch immer auf sie zukam, gemeinsam würden sie es meistern können.
    Und das war auch gut so, denn als Crockett endlich mit ihren Gästen in Sicht kam, bemerkte Travis, dass auf dem von Everett Hayes gelenkten Wagen ein Besucher saß, der ganz und gar nicht nach einem Pastor aussah. Jim sog ehrfürchtig die Luft ein und ein Blick auf das sonst so stoische Gesicht seines Bruders zeigte Travis, dass sie in der Tat in Schwierigkeiten waren – und ihre normalen Verteidigungsstrategien gegen dieses Problem absolut nutzlos sein würden.

Kapitel 16
    Sobald Everett Hayes die Bremse angezogen hatte, sprang die junge Dame neben ihm auf und raffte ihren pinkfarbenen Rock, um vom Wagen zu klettern. Travis hatte noch nie gesehen, dass Jim sich so schnell bewegte. Sofort ließ er den Hammer fallen und rannte zum Wagen hinüber, bevor die kleine Blonde ohne seine Hilfe aussteigen

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