Kann ich den umtauschen?
erwachsene Menschen. Die Rolle des schmollenden Trotzkopfes, der nicht das bekommt, was er will, überlasst doch mal besser den Kleinkindern. Es ist nicht schön, es ist nicht niedlich, und es wird auch nicht dazu führen, dass wir uns plötzlich für das schämen, was wir getan haben und was euch aus der Fassung gebracht hat. Im Gegenteil. Es wird uns das Gefühl geben, mit einem verzogenen Gör zusammen zu sein, dem mal ordentlich der Hintern versohlt gehört . .. Und wehe, hier wittert jetzt jemand Morgenluft!
N steht für naiv: Ich glaube, das Thema ist abgehandelt.
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Bella steckte mitten im Frühjahrsputz. Der stand immer dann an, wenn das Frühjahr eigentlich schon vorbei war.
Und es war eine der schlimmsten Wochen des Jahres.
Ãberall wurden Teppiche geklopft, Vorhänge abgehängt, gewaschen und wieder aufgehängt, Matratzen umgedreht und Kochwäsche durch die Maschine gejagt. Es herrschte eine hektische Betriebsamkeit, die an häusliche Gewalt grenzte.
Alice verbrachte dann immer noch mehr Zeit in ihrer Konfitürenküche und versteckte sich zwischen den vielen Behältern mit Obst. Sie war überzeugt, wenn sie nur ein paar Sekunden zu lange in der Eingangshalle des Haupthauses verharrte, würde sie in einen Eimer mit Bleichmittel gestopft, ausgespült und zum Trocknen aufgehängt werden.
Am Donnerstag schlich sie gegen Mittag nach Hause, um einen Korb Stachelbeeren zu holen, den sie dort hatte stehen lassen. Bella führte immer noch die Oberaufsicht über ihre Putzgehilfen und schleppte selbst eine Leiter über den Hof, weil sie unbedingt ein Unkraut entfernen wollte, das es gewagt hatte, sich in der Dachrinne über dem Küchenfenster einzunisten.
»Lassen Sie das bitte«, hörte Alice sich selbst deutlich bestimmter sagen, als ihr vermutlich zustand. »Das ist doch viel zu weit oben. Lassen Sie Bob das machen.«
Bella sah sie an. Und zu Alices Erstaunen nickte sie.
Alice kam sich auf einmal vor wie jemand, der einem Bandenmitglied gesagt hatte, er möge den Spitzel nicht erschieÃen, schnappte sich ihren Korb mit den Beeren und türmte durch die Hintertür. Auf ihrem Weg durch den Küchengarten sah sie Daniel, der auf der anderen Seite des verschlossenen schmiedeeisernen Tores stand, durch das man die Parklandschaft betrat.
Er lächelte und winkte.
Unwillkürlich sah Alice sich um. Ãberprüfte, ob jemand in der Nähe war und sie sehen konnte. Dann ging sie auf ihn zu.
»Was machst du denn hier?«
»Ich lade mich selbst zum Kaffee ein. Und ⦠natürlich â¦Â« Er holte die Hand hervor, die er hinter dem Rücken versteckt hatte und in der er eine groÃe weiÃe Schachtel hielt. »Zu Kuchen!«
»Ich habe leider keinen Schlüssel â¦Â«, bedauerte Alice.
»Ich könnte über die Mauer klettern, aber mit dem Kuchen in der einen Hand ist das schwierig ⦠Soll ich ihn dir in kleinen Häppchen durch die Gitterstäbe reichen?«
»Dann hätte ich ihn womöglich aufgefuttert, bis du hier drüben bist.«
»Wenn ich an deine fast schon olympische Leistung im Kuchenessen neulich zurückdenke, glaube ich dir das sogar.« Er lachte. Das Lachen verwandelte sein ganzes Gesicht. Es strahlte mit seinen wunderschönen blauen Augen um die Wette â und auf einmal bemerkte Alice, wie gut er eigentlich aussah.
»Ich darf mich nicht mehr mit dir treffen.« Das rutschte ihr eigentlich eher heraus, sie hatte es gar nicht wirklich sagen wollen.
Sein Lachen erstarb, und er sah sie so verstört an, dass sie sich überlegte, ganz schnell einen Scherz daraus zu machen.
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«
»Wie gerne würde ich das verneinen â¦Â« Sie biss sich auf die Lippe.
Er sah sie lange und sehr ernst an. Dann nickte er.
»Gut. Aber, Alice, ⦠darf ich dich was ganz Persönliches fragen?«
»Klar, aber ich weià nicht, ob ich drauf antworten werde.«
»Macht nichts, ich frage trotzdem: Bist du glücklich?«
Sie sah ihn an, als habe er sie gefragt, ob sie heute Unterwäsche trage.
Er streckte einen Arm zwischen den Gitterstäben hindurch und nahm ihre Hand. Die Wärme und Freundlichkeit dieser Berührung trieb Alice unwillkürlich Tränen in die Augen.
»Alice?«, flüsterte er.
Und dann zerstörte ein gellender Schrei den intimen Moment.
Alice
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