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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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überlegen …«
    Stille.
    Alice zählte bis zehn, bevor sie hineinging.
    Bella sah krank und elend aus. Sie war blass und wurde noch blasser, als ihr aufging, dass Alice womöglich den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen hatte. Sie wirkte ungewöhnlich fragil.
    Â»Ich habe Ihnen etwas Tee gemacht …«, erklärte Alice unnötigerweise und stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab.
    Bella sah zu ihr auf.
    Alice wartete auf einen Kommentar.
    Â»Danke«, sagte Bella.

    Nathan war im Arbeitszimmer und telefonierte schon wieder. Er sah auf, als sie in der Tür auftauchte und herumdruckste, und winkte sie herein. Sie setzte sich auf den kleinen Ledersessel gegenüber seinem großen Ledersessel auf der anderen Seite des Schreibtischs.
    Â»Bella sollte hierbleiben«, sagte sie, kaum dass er aufgelegt hatte.
    Er sah sie an.
    Â»Sie will doch zu ihrer Tochter.«
    Â»Das fände ich nicht richtig. Sie hat so viele Jahre ihres Lebens darauf verwendet, sich um dich und dann uns zu kümmern – ich finde, es ist an der Zeit, dass wir uns revanchieren.«
    Â»Ich revanchiere mich jeden Monat mit einer Gehaltsüberweisung.«
    Â»Willst du damit sagen, dass sie in deinen Augen nicht mehr ist als eine ganz normale Angestellte?«, fragte Alice erstaunt.
    Â»Natürlich nicht, aber ich glaube, sie wäre bei ihrer Tochter besser aufgehoben.«
    Â»Sie will aber nicht zu ihrer Tochter, Nathan. Du weißt doch, wie das ist, wenn man krank ist. Sie will in ihrer gewohnten Umgebung sein, zu Hause, in ihrem eigenen Bett. Und jetzt erzähl mir bloß nicht, dass das hier nicht ihr Zuhause ist, sie wohnt schließlich schon genauso lange hier wie wir, und ein Zuhause ist viel mehr als nur die Ziegelsteine um einen herum.«
    Â»Und wer soll sich um sie kümmern, Ali?«
    Â»Ich«, antwortete Alice ohne Umschweife.
    Â»Und dafür hast du Zeit?«, fragte er mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme.
    Â»Ich werde mir die Zeit nehmen«, entgegnete sie entschlossen. Und dann fügte auch sie nicht ohne Sarkasmus hinzu: »Das tust du ja schließlich auch, wenn dir jemand oder etwas wichtig ist.«
    Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an.
    Â»Seit wann redest du eigentlich in diesem Ton mit mir, Alice?«
    Â»Das weiß ich nicht, Nathan, ich kann mich nämlich kaum daran erinnern, wann du dir überhaupt zuletzt die Zeit genommen hast, mal wirklich mit mir zu reden.«
    Es war nicht ganz klar, wen die Wende im Verlauf dieses Gesprächs mehr überraschte. Dass sie nicht mal annähernd auf Platz eins seiner Prioritätenliste stand, hatte Alice nie weiter gekümmert, solange sie die Nummer eins in seinem Herzen war.
    Â»Wenn es hier jetzt wieder um deine Freundin Elinor geht …«
    Â»Es geht nicht um El, Nathan. Es geht um Bella.« Alice bemühte sich, wieder ganz sachlich zu klingen.
    Er sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu interpretieren.
    Alice atmete tief ein.
    Â»Also, kann ich ihr sagen, dass sie hierbleiben kann?«
    Â»Mach, was du willst, Alice. Das scheint momentan ja ohnehin dein Lebensmotto zu sein, warum solltest du daran etwas ändern?«
    Â»Nathan, … bitte.«
    Da klingelte schon wieder sein Telefon. Er drehte sich mit dem Stuhl herum, als er den Anruf annahm. Er wandte ihr den Rücken zu.
    Sie wartete einen Moment. Sie konnte seine Wut spüren, ohne sein Gesicht zu sehen. Dann drehte er sich wieder zu ihr um, hielt die Hand über die Sprechmuschel und sagte wie zu einer Angestellten: »War sonst noch was?«
    Sie stand auf und ging.
    Als sie die Tür aufmachte, fiel ihr Bellas Freundin Robin Meachley fast vor die Füße. Robin lebte in Upper Whattelly und war vor etwa vier Jahren von Bella als Verstärkung für das Team angeheuert worden, das dafür sorgte, dass Whattelly Hall stets blitzsauber war und nicht wieder so verstaubte wie zu William Coopers Zeiten.
    Sie war eine kleine, drahtige Frau, die laut Alice und Flo eigentlich nicht »Rotkehlchen«, sondern »Spatz« heißen müsste. Schlicht deshalb, weil sie die beiden an einen kleinen braunen Spatz erinnerte, der überall herumhüpfte und kleine Tratschleckerbissen aufpickte wie Mehlwürmer aus dem Garten.
    Sie hatte ganz offensichtlich gelauscht. Sowohl der Türknauf als auch die eine Kassette der Tür waren auf Hochglanz poliert.
    Â»Alles in Ordnung, Miss Alice?«, erkundigte

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